Hauptplatz in Wiener Neustadt
APA/Robert Jaeger
APA/Robert Jaeger
Wirtschaft

Wr. Neustadt: Prämie soll Ortskern beleben

Seit Jahren verliert die Innenstadt in Wiener Neustadt Geschäfte. Die Stadt plant jetzt eine Prämie für Unternehmen, die im Lauf des Jahres 2023 in die Innenstadt ziehen, innerhalb dieser umziehen oder investieren. Bis zu 15.000 Euro sollen Betriebe dafür erhalten.

Die Innenstadt von Wiener Neustadt hat in den letzten Jahren einige ihrer Geschäfte verloren: Der Anteil jener Shopflächen in der Innenstadt, die leer stehen, betrug Ende 2017 noch rund 14 Prozent. Zwei Jahre später waren es bereits über 26 Prozent. Bei der Bilanz des Jahres 2021 steuerte die Leerstandsfläche auf fast 30 Prozent zu, wie Zahlen der Beratungsgesellschaft Standort + Markt zeigen.

Onlinehandel und Einkaufszentren als Konkurrenz

Die Gründe für die schwierige Situation in der Innenstadt sieht Geschäftsführer Hannes Lindner einerseits im veränderten Einkaufsverhalten der letzten Jahre – immer mehr werde online gekauft. Wachsende Konkurrenz durch Einkaufszentren, die am Stadtrand entstanden sind, spielen eine zusätzlich Rolle, bestätigte man seitens der Stadt. Das sei aber ein allgemeines Problem, nicht nur in Wiener Neustadt – mehr dazu in Kampf ums Zentrum in der Ortsmitte (noe.ORF.at; 20.7.2021).

Um den Ortskern wieder mehr zu beleben, wurden in den letzten Jahren etwa die Fußgängerzone und der Hauptplatz renoviert. Im Jahr 2017 wurde auch der Marienplatz umgestaltet: „Vieles am Marienplatz hat ganz gut funktioniert, das eine oder andere aber auch nicht“, hieß es dazu von der Stadt. Der Mix aus Gastronomie und Frischwarenhandel würde aber nach wie vor gut und nachhaltig funktionieren.

Anreiz, um in Innenstadt zu investieren

Eine „Ansiedelungsprämie“ für das Stadtzentrum soll nun Anreize für Betriebe schaffen, in die Innenstadt zu investieren. Nächste Woche soll die Förderung in der Gemeinderatssitzung beschlossen werden: Die Förderhöhe dürfte je nach Größe des Betriebes und Investitionssumme eine Einmalzahlung zwischen 5.000 und 15.000 Euro sein. Die Höchstsumme gilt für Investitionen an diesem Standort von zumindest 50.000 Euro. Insgesamt 150.000 Euro soll der Fördertopf für das Jahr 2023 betragen.

Mit dem Anreizsystem mache man es für Unternehmen attraktiver, sich in der Innenstadt anzusiedeln, hier zu investieren und Arbeitsplätze zu schaffen. Erhalten sollen die Förderung jene Betriebe, die sich im Innenstadtbereich neu ansiedeln, innerhalb dieser umsiedeln oder investieren. Die Kernzone der Innenstadt umfasst den Bereich innerhalb von Eyersperg-, Babenberg-, Baumkirchner- und Porsche-Ring sowie Bahngasse und Grazer Straße.

Geschäfte sollen lange überleben

Der neue Ansatz einer Ansiedelungsprämie als spezielle Wirtschaftsförderung sei grundsätzlich sehr spannend, sagte Hannes Lindner, Geschäftsführer von Standort + Markt. Auf die Qualität der Betriebe, die sich ansiedeln, solle man aber jedenfalls achten. Denn ansonsten drohe eine öffentliche Förderung von Unternehmen, die möglicherweise dann nicht lange überleben und wieder Leerstände erzeugen.

Die Stadt sieht in den Förderrichtlinien vor, dass die Unternehmen beweisen müssen, dass sich die Ansiedlung „vor allem im Hinblick auf Nachhaltigkeit, Vitalität und Regionalität positiv auf die Entwicklung der Innenstadt auswirkt“. Auszahlungen sind außerdem nur dann vorgesehen, wenn bei der Betriebsansiedlung zumindest teilweise Flächen im Erdgeschoß betrieblich genutzt werden. Die reine Nutzung von Allgemeinflächen wie Toiletten, Stiegenhäusern und Besprechungsräumen bewirken keinen Förderanspruch.