Gesundheit

Tausende Patienten warten auf OP-Termin

Tausende Patienten in Niederösterreich warten laut Ärztekammer derzeit auf einen OP-Termin. Die Gründe seien der Rückstau durch die CoV-Pandemie und Personalengpässe in den Spitälern. Ein Ausweg wären laut Ärztevertretern alternative Therapieangebote.

Geplante Operationen, etwa am Knie, an der Hüfte und an der Wirbelsäule, wurden seit Beginn der CoV-Pandemie immer wieder verschoben. Die Folge: Allein im Landesklinikum Korneuburg warten derzeit 1.000 Patientinnen und Patienten auf einen OP-Termin, schlägt die Ärztekammer Niederösterreich in einer Aussendung Alarm. Die Wartezeiten würden Monate – teilweise sogar Jahre – betragen, heißt es.

Für Andreas Stippler, der in Krems eine Gruppenpraxis für Orthopädie betreibt und seit Jahresbeginn Fachgruppenobmann in der Ärztekammer ist, ist das ein riesiges Problem. Die langen Wartezeiten können „für die Betroffenen extrem belastend sein, vor allem wenn es zu einer Verschlechterung des Gesundheitszustandes, zu einer Beeinträchtigung der Lebensqualität oder einer Einschränkung der Arbeitsfähigkeit kommt“.

Beinahe Vor-CoV-Niveau

Von der für die Spitäler zuständigen Landesgesundheitsagentur heißt es dazu in einer Stellungnahme gegenüber noe.ORF.at, dass die Operationssäle nun wieder nahezu ausgelastet seien: „Aktuell operieren wir fast wieder auf dem Niveau von 2019, vor der Corona-Pandemie.“ Das gelte aber noch nicht überall, je nach Standort bzw. Fach könne es deshalb durchaus „zu längeren Wartezeiten kommen“.

Ärzte während einer Leistenoperation
APA/HELMUT FOHRINGER
Geplante Operationen, etwa am Knie, wurden seit Beginn der CoV-Pandemie immer wieder verschoben

Darüber hinaus würde die Situation durch Krankenstände sowie fehlendes Personal belastet, heißt es. Wie groß der OP-Rückstau in ganz Niederösterreich sei, lasse sich laut einer Sprecherin nicht seriös abschätzen, ebenso wenig wie viele Operationen seit Beginn der Pandemie verschoben werden mussten. Sollten die Wartezeiten zu lange sein, rät die LGA, sich in anderen Landeskliniken zu informieren.

Strukturelles Problem

Bei ernsten Erkrankungen oder chronischen Schmerzen können überlange Wartezeiten jedoch eine enorme Herausforderung darstellen, betont Stippler, vor allem wenn das Problem nicht nur eine Region oder ein bestimmtes Krankenhaus betrifft, sondern bundesweit bestehe. Ein Ausweichen auf andere Spitäler sei deshalb aktuell nicht möglich.

Laut Patientenanwalt Gerald Bachinger gibt es derzeit – anders als noch vor einem Jahr – zumindest keine Beschwerden wegen zu langer Wartezeiten auf Operationstermine. Im Frühjahr 2021 mussten etwa wegen der hohen Zahl an CoV-Neuinfektionen und damit verbundener Krankenstände viele Eingriffe in den Spitälern abgesagt bzw. verschoben werden.

Therapie statt Operation

Im Bereich der Orthopädie müssten aber nicht alle Patientinnen und Patienten sofort operiert werden, heißt es von der Ärztekammer. „Zumindest gleich gut oder sogar effizienter behandelt“ werden könnte man laut Stippler mit konservativen Therapieangeboten, die „dringend ausgebaut“ werden müssen. Diese würden etwa Arthrosepatientinnen und -patienten „deutlich helfen“.

In Dänemark oder Australien würde es solche Therapien bereits geben, heißt es, in Österreich „fehlen adäquate Angebote“. Die Ärztekammer Niederösterreich sieht deshalb die Politik in der Pflicht, alternative Behandlungsmethoden zu finanzieren, aber auch operative Kapazitäten auszubauen. Nur so könnten die langen Wartezeiten reduziert werden, meint der neue Bundesfachgruppenvorsitzende: „Wir fordern daher Verhandlungen statt Polemik über die Presse.“