Wexl-Arena St. Corona März 2023
ORF/Robert Salzer
ORF/Robert Salzer
Tourismus

Die Suche nach der Zukunft der Skigebiete

Die Skisaison neigt sich dem Ende zu, am Sonntag beenden die ersten Anlagen ihren Betrieb. Dann ist eine verrückte Wintersaison mit Sommerrodeln vorbei. Stellt sich die Frage, ob das eine Ausnahme war – oder ob sich Skigebiete generell umstellen müssen.

Schon am 12. März laufen die Lifte in St. Corona am Wechsel und in Mönichkirchen zum letzten Mal, am nächsten Wochenende folgen Lackenhof, Annaberg und Mitterbach. Am Semmering wird noch bis Palmsonntag gefahren, am Hochkar bis Ostermontag. Ein Bild (oben) aus St. Corona am Wechsel steht symbolhaft für diesen Winter, viele Wochen lang sahen die Pisten wie weiße Schneebänder aus.

Landesweit hochgerechnet wurden 380.000 Tageseintritte registriert. Das sind etwa gleich viele wie in den vergangenen beiden Jahren, aber deutlich weniger als vor der Krise. In St. Corona wurde rund um Silvester sogar die Sommerrodelbahn wieder in Betrieb genommen, auch der Motorikpark war geöffnet, um den wärmebedingten Besucherrückgang auf der Skipiste zu kompensieren. Laut Geschäftsführer Karl Morgenbesser seien die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter so flexibel gewesen, diese ungewöhnliche Aktion innerhalb weniger Stunden durchzuziehen. „Das wird wahrscheinlich die Zukunft sein.“

Der Schnee kam doch noch, die Lifte laufen bis Sonntag. Dann wird innerhalb weniger Tage auf Sommerbetrieb mit dem Bikepark „Wexl Trails“ umgestellt. Das Sommergeschäft ist hier schon jetzt fast doppelt so stark wie der Skibetrieb. Ein Umbruch ist im Gange, bestätigt Morgenbesser: „Es ist wichtig, dass der Sommerbetrieb zum stabilen wirtschaftlichen Faktor weiterentwickelt wird, damit es bei einem schwächeren Winter nicht betriebswirtschaftlich zur Katastrophe kommt.“ Man müsse daran arbeiten, „dass man 365 Tage im Jahr Angebote etabliert – unabhängig vom Wetter“.

„Mit Beschneiung geht es noch lange“

Schauplatzwechsel zum Semmering – wo noch bis 2. April Ski gefahren wird. Bei einem Lokalaugenschein von noe.ORF.at war vergleichsweise viel los. Die Betreiber hoffen, mit der guten späten Saison die frühen Ausfälle aufzuholen. Nazar Nydza, Geschäftsführer der Semmering-Bergbahnen, setzt auch in Zukunft auf die wichtige Rolle der Beschneiung: „Wir haben viel in moderne Beschneiungstechnik investiert, im Dezember haben wir für den Saisonbeginn innerhalb von 72 Stunden unsere Grundbeschneiung geschafft.“

Er könne nicht glauben, dass es „in den nächsten zehn bis 15 Jahren am Semmering oder generell in Niederösterreich so warm wird, dass Beschneiung nicht mehr möglich ist. Nicht nur wir als Bergbahnen leben davon, sondern die ganze Region bis hin zu kleinsten Betrieben. Dieses Skigebiet ist sehr wichtig für alle.“ Der Schwerpunkt bleibt also auf dem Skisport, doch auch auf dem Semmering setzt man auf einen Ganzjahresbetrieb.

„Wir werden umdenken müssen“

Der Wandel des Angebotes sei landesweit ein Gebot der Stunde, bestätigt Markus Redl, Geschäftsführer der landeseigenen Bergbahnengesellschaft ecoplus Alpin: „Wir werden definitiv umdenken müssen. In den letzten zehn Jahren haben wir uns darauf konzentriert, das Pistenangebot zu halten und parallel dazu das Ganzjahresangebot auszubauen.“ Das sei gelungen, aber nun müsse man noch einen Schritt weitergehen. „Diese Flexibilität, die wir in den Weihnachtsferien gezeigt haben, ist die Zukunft, das werden wir auch in den nächsten Wintern immer wieder haben.“

Wirtschaftlich sei es nach wie vor der Schneesport, der den Großteil des Umsatzes der Seilbahngesellschaften ausmache, sagt Redl. Man werde aber den Weg weitergehen, sich auf besonders nachgefragte Pisten zu konzentrieren und eine möglichst hohe Auslastung zu verfolgen, indem man versuche, die Besucherströme zu lenken.

Außerdem wolle man für den kommenden Winter daran arbeiten, die Wintersporttage der Schulen wieder auf das Niveau von vor der Pandemie zu heben. Dort sei man heuer bei Weitem nicht hingekommen, sagt Redl. Die Zukunft des Skibetriebs in Niederösterreich wird also nach der Pandemie und mitten im Klimawandel eine andere sein – und sie hat schon begonnen.