leerstehendes Geschäft in Wr. Neustadt
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Leerstand: Wr. Neustadt am stärksten betroffen

Viele Gemeinden kämpfen gegen leerstehende Geschäfte in der Innenstadt. Bundesweit am stärksten betroffen ist Wiener Neustadt, während Mödling weniger unter dem Problem leidet – das zeigt eine Studie des Beratungsunternehmens Standort + Markt.

Beim Flanieren durch die Wiener Straße in Wiener Neustadt wird die Kauflaune von vielen leeren Schaufenstern getrübt. 20 Prozent Leerstand weist die Innenstadt von Wiener Neustadt derzeit auf. Einer Untersuchung des Beratungsunternehmens Standort + Markt in rund 20 Städten mit mehr als 20.000 Einwohnerinnen und Einwohnern hat ergeben, dass Wiener Neustadt österreichweit am stärksten von dem Problem betroffen ist – auch wenn der Leerstand gegenüber dem Vorjahr um neun Prozent abgenommen hat.

„Wir wollen eine breitere Aufstellung machen: Einerseits nicht nur das Thema des Einkaufens, sondern es geht auch um das Arbeiten in der Innenstadt, es geht ganz stark um das Wohnen in der Innenstadt, aber auch das Genießen und Erleben in der Innenstadt“, sagt der Magistratsdirektor von Wiener Neustadt, Markus Biffl, gegenüber noe.ORF.at. Zusätzlich wolle man durch eine Ansiedlungsprämie zwischen 5.000 und 15.000 Euro kleine Geschäfte anlocken.

Mödling und St. Pölten: Unter drei Prozent Leerstand

Anders ist die Situation in Mödling: Mit 1,8 Prozent gibt es hier laut der Studie bundesweit den geringsten Anteil an Leerstand. „Wir haben den Vorteil, dass wir voll sind. Ich habe mehr Anfragen von Geschäften, die sich hier ansiedeln wollen, als ich Platz habe. Ich schaffe es, in der gesamten Mödling Meile weniger als eine Handvoll Leerstände zu haben, aber sie werden rasch wieder nachbefüllt, und das ist schön“, sagt Gert Zaunbauer (ÖVP), Wirtschaftsstadtrat von Mödling.

Wo Leerstände zum Problem werden

Mit leerstehenden Geschäften kämpfen viele Innenstädte. In einer Studie zeigt sich, dass in Niederösterreich Mödling am wenigsten unter einem Geschäftsterben leidet, am schlimmsten ist bundesweit Wiener Neustadt betroffen.

Im Durchschnitt lag die Leerstandquote 2022 in großen und mittelgroßen Städten bei rund sechs Prozent, sagt Hannes Lindner, Geschäftsführer von Standort + Markt. In St. Pölten stehen laut der Studie 2,8 Prozent der Geschäfte in der Innenstadt leer. „St. Pölten hat ein sehr aktives Stadtmarketing und viele Dinge in der jüngeren Vergangenheit richtig gemacht, hatte aber das Pech, dass das Leiner-Einrichtungshaus die Pforten geschlossen hat und stattdessen jetzt eine Projektentwicklung in den Löchern scharrt, wo man nicht weiß: kommen Handelsflächen nach oder nicht?“, sagt Lindner. Das spiegle sich auch in der Statistik wider.

Shoppingcenter und Onlinehandel als Ursachen

Besonders angeschlagen sei der Modebereich, so Lindner. 2014 hatte dieser noch einen Flächenanteil von 33 Prozent – seitdem hat er sukzessive abgenommen und liegt in den untersuchten Städten nun bei 28,5 Prozent. Das liege laut Lindner „massiv am Onlinehandel. Aber mit schuld sind die Angebotsformen, die am Stadtrand gewachsen sind. Vorerst waren es überwiegend die Shopping Malls und Retail Parks, die die City unter Druck gebracht haben. Und ab 2015, 2016 verstärkt E-Commerce.“

Gespräch mit Leerstand-Experten

Interview mit Hannes Lindner, Geschäftsführer des Beratungsunternehmens zu Leerstand im Handel.

Die Kraft von Einkaufsorten hänge von drei Komponenten ab, so Lindner: „Wie viel Kaufkraft gibt es im Einzugsgebiet? Wie komme ich zum Standort hin, wie ist die Anwendbarkeit und das Parken und wie umfangreich ist das Angebot dort?“

Leerstand gibt es übrigens auch in Shoppingmalls: österreichweit liegt der Durchschnitt bei etwa vier Prozent. Der Experte hält Innenstädte sogar für widerstandsfähiger: „weil sie auf ein multifunktionales, vielschichtiges Frequenz-Modell zurückgreifen können, das von sich aus natürlich gewachsen ist. Einkaufszentren haben da ein Defizit.“