Frostschäden bei Obstbauern
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Landwirtschaft

Erste Frostschäden an Marillenbäumen

Nach der ungewöhnlich frühen Marillenblüte Mitte März zittern die Landwirte nun um die Früchte. Die Wetterprognosen bis Karfreitag kündigten in den Nächten bis zu minus fünf Grad an. Teilweise gab es laut Hagelversicherung bereits erste Schäden.

Mit gespannten Blicken verfolgt Marillenbauer Franz Reisinger die Temperaturkurve, die in der Nacht auf Dienstag langsam nach unten sinkt: Null Grad, minus eins, sogar minus zwei Grad – allerdings nur kurz, so kurz, dass die jungen Früchte die Nacht ohne Schäden überstanden haben dürften, ist der Obmann der Wachauer Marillenbauern zuversichtlich und zugleich etwas erleichtert.

Reisinger war jedenfalls gerüstet, den ganzen Tag über wurden am Montag in einigen seiner Marillengärten Dutzende Öfen aufgestellt und mit Holz befüllt. „Die geben Strahlungswärme ab, so wie ein Kachelofen. Keine 25 Grad, aber bis auf drei, vier Meter geben sie doch Wärme ab. Das ist der erste Effekt. Der zweite Effekt ist, dass sich die warme Luft, die hier entsteht, im Marillengarten verteilt“, erklärt Reisinger.

Mit kleinen metallenen Öfen versucht ein Bauer die empfindlichen Blüten seiner Marillenbäume in Aggstein vor Frostschäden zu schützen
APA/GEORG HOCHMUTH
Mit diesen Holzöfen haben einige Marillenbauern in den vergangenen Jahren die Marillenfrüchte vor der Kälte geschützt

Mit der Stirnlampe durch den Garten

Bis jetzt habe man gute Erfahrungen mit den Öfen gesammelt, sagt der Marillenbauer aus Aggstein (Bezirk Melk), „es ist nur sehr, sehr arbeitsaufwendig. Man muss die Öfen befüllen, anzünden und über Nacht dann das Feuer aufrechterhalten, so eine Ladung brennt ungefähr drei Stunden. Also muss man auch nachlegen, mit Stirnlampen.“

Marillenbauern bangen um Ernte

Viele Pflanzen haben nach den warmen März-Tagen bereits ausgetrieben, nun wird aber der Kälteeinbruch zum Problem. Auch in der Wachau zittern die Obstbauern nun um ihre Marillenernte und versuchen diese nun zu retten.

Zumindest 600 seiner 2.000 Bäume will er auf diese Weise schützen, um bei einem schweren Frost zumindest einen Teil der Ernte zu retten. Immerhin: In der Nacht von Donnerstag auf Freitag soll es laut Wetterprognosen sogar bis zu minus fünf Grad bekommen. „Und man darf nie eine Nacht übersehen“, sagt Reisinger. „Wenn ich drei Nächte heize und dann eine übersehe, war die ganze Arbeit umsonst.“ Diese Heiztechnik hilft aber auch nur bis zu einem gewissen Punkt.

Klimawandel verändert Natur

Schuld daran ist auch der Klimawandel. Denn durch die fast schon sommerlichen Temperaturen im März erwachte auch die Natur deutlich früher, die Pflanzen trieben früher aus, wodurch der Kälteeinbruch nun viele Obstbauern zittern lässt. Auch im Weinviertel, dem größten Marillenanbaugebiet in Österreich, gab es zuletzt deutliche Minusgrade. „Die meisten Marillen sind bereits geschädigt“, sagte der Sprecher der Hagelversicherung, Mario Winkler.

Die Schäden bei Marille abzuschätzen sei schwierig, da es von Lage und Bundesland abhänge, sagte Manfred Kohlfürst, Obmann des Österreichischen Branchenverbands für Obst und Gemüse, zur APA. „Rekordernte wird es keine mehr werden“, so der Branchenvertreter. Die Landwirte und Landwirtinnen würden aber alles tun, um die Kulturen zu schützen und die Inlandsversorgung zu gewährleisten.

Bei Zwetschken und Kirschen gebe es bisher noch wenige Schäden in Niederösterreich. „Das liegt daran, dass sie die Kälte im jetzigen Stadium noch einigermaßen vertragen“, so Winkler. Mit weiteren Schäden sei zu rechnen. „Die nächsten Tage werden entscheidend“, hieß es von der Hagelversicherung. Maßnahmen in Niederösterreich seien bisher nur vereinzelt getroffen worden.

Schäden auch an Apfelbäumen

Der Einsatz habe sich bisher auf Windmaschinen beschränkt. „Das hat aber nicht viel geholfen“, sagte Winkler. „Kerzen wurden nicht eingesetzt, da weitere Frostnächte prognostiziert sind und Kerzen keine minus fünf Grad wegmachen können. Sie funktionieren auch nicht wenn der Wind geht.“ Laut der Versicherung wurden auch die Apfelsorten Early Golden und Topaz geschädigt, diese seien besonders empfindlich.

In der Wachau ist die Blüte selbst schon fast zu Ende. Die Früchte stecken aber noch in ihren „Hosen“, so nennt man die schützende Blattschicht, die die Frucht noch umschließt. Ein kleiner Vorteil, denn wenn sie da erst einmal rausgeschlüpft sind, wäre laut Reisinger selbst ein halbes Grad minus zu viel. Deshalb wird Reisinger auch in den nächsten Nächten gespannt auf die in den Marillengärten montierten Säulen der Quecksilberthermometer blicken.