Wissenschaft

Samen aus dem All wachsen in Seibersdorf

Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) und die Welternährungsorganisation haben im Herbst Pflanzensamen ins All geschickt. Nach fünf Monaten sind die Samen wieder in Niederösterreich gelandet, in Seibersdorf sollen sie wachsen und untersucht werden.

Es sei das erste Projekt im Bereich der „Weltraum-Mutagenese“, das die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) und die Welternährungsorganisation (FAO) durchführen: Seit November waren unterschiedliche Pflanzensamen auf der Internationalen Raumstation ISS stationiert – mehr dazu in Seibersdorfer Samen auf dem Weg ins All; (noe.ORF.at, 8.11.2022). Nun sind sie wieder auf der Erde gelandet: per Wasserlandung vor der Küste des US-Bundesstaates Florida. In einem Labor in Seibersdorf (Bezirk Baden) soll nun erforscht werden, was die erhöhte Strahlung, die niedrigen Temperaturen und die reduzierte Erdanziehungskraft im Weltall im Erbgut bewirkt haben.

Konkret wollen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler herausfinden, wie die DNA-Veränderungen bei unterschiedlich intensiv bestrahlten Proben ausfallen bzw. wo die Unterschiede liegen. In Anbau-Versuchen möchte man außerdem untersuchen, ob sich Veränderungen durch die harschen All-Bedingungen im Erbgut als vielversprechend erweisen, in dem sie die Pflanzen etwa trockenheits- oder salzresistenter machen, heißt es in einer Aussendung der IAEA. Das könne auch angesichts des Klimawandels hilfreich sein.

Erste Erkenntnisse könnten im Herbst vorliegen

Ins All geschickt wurden Samen der Sorghumhirse, die als Nahrungsmittel für Mensch und Tier sowie zur Erzeugung von Bioethanol genutzt wird und Samen der in der Genetik häufig untersuchten Ackerschmalwand (Arabidopsis). Je nachdem, wann die Proben aus den USA in Niederösterreich eintreffen, könnten zu den schnell wachsenden Arabidopsis-Pflanzen im Herbst erste Erkenntnisse vorliegen.

Mittels radioaktiver Strahlung stoßen die IAEA und die FAO seit Jahrzehnten Veränderungen im Erbgut von Nutzpflanzen an. Erweisen sich solche Mutationen als vorteilhaft, könne man in der Folge auf neue Saatgut-Varianten zurückgreifen. Bis dato seien auf Basis dieser „Mutagenese“-Forschung über 3.400 Varianten in mehr als 210 Pflanzenarten entwickelt worden, die laut IAEA auch kommerziell eingesetzt werden. Mit dem aktuellen Projekt sehe man sich erstmals gezielt an, ob die herausfordernderen Bedingungen im All Mutationen verursachen, die bei der Anpassung an den Klimawandel helfen können.