Tausende Tiere, die in Dreck und Gülle vegetieren müssen – wieder schockieren Videos, die im Februar und April aufgenommen und dem VGT zugespielt wurden. Sie sollen aus ebenjenem Betrieb in Traismauer (Bezirk St. Pölten) stammen, dessen Besitzer erst am Mittwoch wegen Tierquälerei vor Gericht stand – mehr dazu in Landwirt vor Gericht: VGT ortet neue Missstände (noe.ORF.at; 26.4.2023).
Nichts habe sich in dem Betrieb verbessert, lautet die Kritik des Vereins, und die Kontrollen der Bezirkshauptmannschaft hätten versagt. So sieht das auch Rudolf Winkelmayer, selbst 35 Jahre lang Amtstierarzt in Bruck an der Leitha und Experte für Tierschutz.
„Das muss eine Behörde erkennen“
Winkelmayer kritisiert die zuständigen Behörden scharf. Statt sich von dem kritisierten Betrieb vertrösten zu lassen, hätten sie schneller und härter durchgreifen müssen: „Ich kann aus meiner Erfahrung nur sagen: Problembetriebe bessern sich ganz selten. Dort, wo es gravierende Probleme gibt, hat es oft mit sozialen Problemen zu tun, mit familiären Problemen, mit Überforderung. Das kann man alles einkalkulieren. Aber das sind Rahmenbedingungen, unter denen sehr, sehr häufig eine Verbesserung für die Tiere nicht möglich ist. Das muss eine Behörde erkennen.“
Fotostrecke mit 11 Bildern
Die Bezirkshauptmannschaften seien mit den Kontrollen überfordert, sagt Winkelmayer gegenüber noe.ORF.at: „Es gibt viel zu wenige Amtstierärzte, um diese Kontrollen wirklich seriös durchführen zu können. Ich orte erhöhten Kontroll- und Personalbedarf, aber seitens der Politik hat man nie die Ressourcen und das Personal zur Verfügung gestellt, um diese Betriebe ordentlich kontrollieren zu können.“
BH: 18 Kontrollen seit September
Die neuen Bilder aus dem kritisierten Betrieb wurden laut Angaben des VGT im Februar und April aufgenommen. Von der zuständigen Bezirkshauptmannschaft heißt es, dass seit September 18 Kontrollen unangekündigt und in regelmäßigen Abständen durchgeführt worden seien – wann diese im Februar oder April stattfanden, wollte man gegenüber noe.ORF.at nicht angeben. Die Anzeige habe für ein Tierhaltungsverbot jedenfalls nicht gereicht, wird betont. Die Bezirkshauptmannschaft werde jetzt aber auf Basis des Gerichtsverfahrens weitere rechtliche Schritte machen.