Gesundheit

Eltern-Kind-Pass: Hebammen fordern Änderung

Um die geplanten Leistungen des Eltern-Kind-Passes herrscht Verwirrung: So ist etwa die angekündigte zweite Hebammenberatung doch nicht im Gesetzesentwurf enthalten. Das Hebammengremium sieht sich übergangen und fordert Anpassungen.

Seit 49 Jahren ist der Mutter-Kind-Pass, das kleine gelbe Büchlein, im Dienst. Mit der Digitalisierung und der Umbenennung zum Eltern-Kind-Pass kündigte Gesundheits- und Sozialminister Johannes Rauch (Grüne) zusätzliche Kassenleistungen für Schwangere an, etwa eine zweite, freiwillige Hebammenberatung vor der Geburt.

Internationaler Hebammentag

Am 5. Mai wird auf die Bedeutung der Hebammen in der Geburtshilfe und der Gesellschaft hingewiesen.

Davon ist im Gesetzesentwurf – dessen Begutachtungsfrist vergangene Woche geendet hat – nichts mehr zu lesen, kritisiert das Österreichische Hebammengremium (ÖHG). Es gebe jetzt lediglich eine zusätzliche verpflichtende „Elternberatung“ in der 20. bis 35. Schwangerschaftswoche, diese soll aber von Elternberatungsstellen durchgeführt werden, so das ÖHG. Die zweite, freiwillige Hebammenberatung vor der Geburt wird laut Sozialministerium noch verhandelt, weshalb sie im aktuellen Entwurf noch nicht enthalten sei.

„Hebammenarbeit mehr als Beratung“

Den Hebammen stehe ein fixer Platz im Eltern-Kind-Pass zu, so die Leiterin der Landesgeschäftsstelle des Hebammengremiums in Niederösterreich, Beatrix Cmolik. Sie plädiert nicht nur für die zweite Beratung, sondern auch dafür, dass diese nicht freiwillig sein soll. „Es kann nicht sein, dass eine Hebamme nur eine Empfehlung ist oder ein Anhängsel. Es ist notwendig zu sehen, dass jede Frau eine Hebamme braucht in der Schwangerschaft.“

Mutter Kind Pass mit Nadel
APA/BARBARA GINDL
Der Mutter-Kind-Pass trug maßgeblich dazu bei, die Säuglingssterblichkeit zu verringern

Digitaler Eltern-Kind-Pass ab nächstem Jahr verfügbar

Schwangerenvorsorge sei per Gesetz die Aufgabe von Hebammen: „Hebammenarbeit ist mehr als eine Beratung, wir sind medizinische Dienstleister“, so Cmolik gegenüber noe.ORF.at. Viele Berufsgruppen würden in den Eltern-Kind-Pass drängen, aber „es nimmt niemand jemand anderem Arbeit weg“, so Cmolik. Vorgesehen ist laut Regierungsbeschluss im neuen Pass etwa ein zusätzliches Hörscreening für Neugeborene, ein zusätzlicher Ultraschall sowie eine psychosoziale Beratung zu Beginn der Schwangerschaft.

Aber ab wann werden Schwangere davon Gebrauch machen können? „In den kommenden Jahren“ heißt es in einer Aussendung des Sozialministeriums. Der Beschluss des Eltern-Kind-Pass-Gesetzes im Nationalrat ist für Juni geplant, die technische Umsetzung des digitalisierten Passes soll im zweiten Halbjahr dieses Jahres beginnen. Der elektronische Eltern-Kind-Pass soll zwar ab 2024 verfügbar sein, aber Enddatum für den Vollausbau ist 2026. Das kleine, gelbe Büchlein wird also mindestens 50 Jahre – ein halbes Jahrhundert – Eltern und Kinder in Österreich begleitet haben.