Schwimmende PV-Anlage in Grafenwörth
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Umwelt & Klima

Schotterteich als Sonnenstrom-Anlage

In Niederösterreich gibt es die höchste Dichte an Photovoltaikanlagen. In Grafenwörth (Bezirk Tulln) wurde eine Anlage gebaut, die in ihrer Dimension Neuland ist. Wobei „Land“ der falsche Ausdruck ist, denn es ist die größte schwimmende Photovoltaik-Anlage Mitteleuropas.

Mehr als 45.000 Photovoltaik-Paneele bedecken seit Februar zwei Schotterteiche und liefern 24,5 Megawattpeak Strom zur Versorgung von 7500 Haushalten. Zur Eröffnung machte sich allerdings die Hauptdarstellerin rar, die Sonne blieb hinter den Wolken versteckt.

Viele bürokratische Hürden waren zu überwinden, ehe das Projekt verwirklicht werden konnte, jetzt aber gilt es als Referenz für weitere ähnliche Anlagen auf dem Wasser – siehe auch „Schwimmende PV-Anlage für 7500 Haushalte“ (noe.ORF.at; 13.01.2023). Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) ist bekannt für seine ablehnende Haltung gegenüber Groß-PV-Anlagen, das gelte hier aber nicht, sagt er bei der Eröffnung: „Hier werden keine Agrarflächen verbaut, die wir zur Lebensmittelproduktion brauchen. Wir wünschen uns solche Anlagen, weil damit nur ehemalige Schottergruben genützt werden.“

Photovoltaikanlage Grafenwörth
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In Grafenwörth gibt es weitere Schotterteiche. Auch sie sollen künftig PV-Anlagen beherbergen

Im Endausbau fünfmal so groß

14 Hektar groß ist die Anlage jetzt schon, dabei soll es aber nicht bleiben, das Potenzial in Grafenwörth liegt bei 70 Hektar. Bürgermeister Alfred Riedl (ÖVP) will es zur Gänze ausschöpfen: „Ein weiterer Schotterteich ist schon umgewidmet, ich will diese Art der Energiegewinnung auf allen unseren Wasserflächen. Das sind jetzt 24,5 Megawattpeak, im Endausbau sollen es 120 sein.“

Pernkopf, Janker, Riedl, Mittermayer
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Landeshauptfrau-Stellvertreter Pernkopf, Johann Janker (Ecowind), Bürgermeister Riedl und Franz Mittermayer (EVN, v. l.) bei der Eröffnung der größten schwimmenden PV-Anlage Mitteleuropas

Die Projektpartner – die EVN und das Kilber Unternehmen Ecowind – haben jedenfalls Interesse, nicht nur in Grafenwörth, bestätigt Ecowind-Chef Johann Janker: „Gott sei Dank haben wir in Österreich viele leere Baggerseen, die eigentlich Brachfläche sind, auf denen man weder baden noch fischen darf und die daher wirklich leer stehen. Diese würden sich hervorragend eignen, um hier in Zukunft mehr erneuerbare Energie zu erzeugen.“

Die PV-Anlagen auf dem Wasser sind teurer als auf dem Land, haben aber Vorteile, wie Janker beschreibt: „Das Wasser bleibt durch das Zudecken mit PV-Paneelen kühler, was für die Ökologie besser ist, es kommt zu weniger Algenbildung, und andererseits werden die Paneele von unten gekühlt und haben mehr Leistung als auf einem freien Feld oder einem Dach. Also insgesamt kann man sagen: Die besten Standorte sind auf dem Wasser.“

Photovoltaikanlage Grafenwörth
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Die neuen PV-Paneele schwimmen auf dem Wasser und schirmen es daher von der Sonneneinstrahlung ab

Netzkapazitäten werden ausgebaut

Allerdings muss durch den massiven Ausbau von Wind und Photovoltaik die Infrastruktur nachziehen. Das tue die EVN, kündigt Vorstand Franz Mittermayer an: „So hohe Leistungen erfordern Netzkapazitäten, und das sind die eigentlichen Herausforderungen der nächsten Jahre: das Netz dazu in die Lage zu bringen, dass diese Kapazitäten auch immer vernünftig genützt werden können.“

Für die EVN bedeute das, „dass wir unsere Netz-Kapazitäten verdreifachen werden in den nächsten Jahren. Wir werden 40 neue Umspannwerke bauen und sämtliche Verbindungsleitungen dafür verstärken". Mittermayer zufolge entspricht das Investitionen von jährlich 350 Millionen Euro in den Netzausbau.“ In Grafenwörth ist eine Energiegemeinschaft geplant, also ein regionales Netzwerk von Erzeugern und Abnehmern. Im Endausbau könnte von hier aus der ganze Bezirk Tulln versorgt werden.