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Wirtschaft

„Grüne Energie“ befördert Ölfeldausrüster

Es scheint ein Widerspruch in sich zu sein: Wegen des Trends zu erneuerbaren Energien wächst das Geschäft des Ölfeldausrüsters Schoeller-Bleckmann. Der Ukraine-Krieg und der von Öko-Energie noch nicht stillbare Energiehunger sorgen für einen Öl- und Gasförderboom.

Für den Ölfeldausrüster Schoeller-Bleckmann Oilfield (SBO) aus Ternitz (Bezirk Neunkirchen) begann das Geschäftsjahr so gut wie das vergangene geendet hatte: Es kamen mehr Aufträge herein als abgearbeitet wurden, der Betriebsgewinn (EBIT) stieg um 72 Prozent auf 26,7 Mio. Euro und der Nettogewinn verdoppelte sich beinahe auf 21,3 Mio. Euro.

„Wir sind nach einem sehr guten und starken Jahr 2022 nahtlos in ein extrem starkes erstes Quartal hineingestartet“, sagte der Vorstandsvorsitzende Gerald Grohmann. Der Auftragseingang im ersten Quartal stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um mehr als ein Fünftel auf 157,6 Mio. Euro, der Umsatz legte um 47 Prozent auf 147,3 Mio. Euro zu.

Grohmann geht davon aus, dass die Öl- und Gasförderer weiter kräftig investieren müssen, weil die weltweite Energienachfrage wächst und in den vergangenen Jahren wenig in die Exploration und Produktion neuer Öl- und Gasvorkommen investiert wurde. Dieser Investitionszyklus werde dauerhafter und robuster sein als vergangene Zyklen. Durch den Ukraine-Krieg sei die Energiesicherheit plötzlich wieder in den Vordergrund gerückt, sagt Grohmann. „Man hat erkannt, dass bei allen Bemühungen in den letzten Jahren und Jahrzehnten, regenerative Energieformen zu forcieren, diese einfach noch nicht ausreichen, um Energiesicherheit zu gewährleisten, um die Haushalte mit Wärme und Strom zu versorgen und um die Industrie am Laufen zu halten.“

Nach Covid ist Energienachfrage groß

Die Annahme, dass die hohen Energiepreise ein Resultat der Abhängigkeit von russischem Gas seien, „stimmt nur zum Teil“, so Grohmann. „Das war vielleicht ein Brandbeschleuniger, aber die Verknappung wäre sowieso passiert, weil in den letzten Jahren aus verschiedensten Gründen viel zu wenig in die Exploration und Produktion von Öl und Gas investiert wurde. Jetzt, nach Covid, ist die Nachfrage wieder anhaltend groß – wir sehen zum Beispiel über 100 Millionen Barrel pro Tag Ölnachfrage.“ Bei Gas versuche man über LNG-Terminals Europa von russischem Gas unabhängiger zu machen. „All das beflügelt die Investitionen in die Öl- und Gasindustrie.“

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Schoeller-Bleckmann in Ternitz verzeichnet nach der Pandemie eine starke Nachfrage

Der SBO-Chef geht davon aus, dass der aktuelle Investitionszyklus länger anhalten wird als frühere. Der Nachholeffekt sei nur ein Grund. Dazu komme, dass die Fördermengen bei bestehenden Ölfeldern jedes Jahr um sechs bis acht Prozent zurückgehen würden. Diese Menge müsse jedes Jahr neu gefunden und neu gefördert werden. Ein weiteres Anzeichen für einen längerfristigen Zyklus sei die Tatsache, dass verstärkt wieder in Offshore-Projekte investiert werde, die eine lange Vorlaufzeit und dann auch relativ lange Laufzeiten hätten.

SBO investiert selbst in erneuerbare Energie

Es sei wichtig, in erneuerbare Energien zu investieren, sagte Grohmann, aber ohne Öl und Gas werde man noch über Jahrzehnte nicht auskommen können. Darum wolle SBO das heutige Kerngeschäft erhalten, weil man damit einen Beitrag zur Energiesicherheit leiste, aber gleichzeitig baue man Erneuerbare als zweites Standbein auf, „weil ich schon glaube, dass in Zukunft alternative Energieträger, vor allem Wasserstoff, eine große Bedeutung haben werden. Aber das wird noch viele Jahrzehnte dauern.“

Die Geschwindigkeit des Kapazitätsausbaus bei Erneuerbaren werde überschätzt, verwies Grohmann auf das Beispiel Deutschland, wo man in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten 500 Mrd. Euro für die Energiewende ausgegeben habe. Dennoch sei die Stromerzeugung in Deutschland heute mit fast 400 Gramm CO2 pro Kilowattstunde belastet.

Belegschaft nur marginal gewachsen

Das Umsatzplus von 47 Prozent schaffte SBO fast mit der gleichen Belegschaft wie im Vorjahr. Ende des Vorjahres habe man weltweit rund 1.480 Leute beschäftigt, am Ende des ersten Quartals seien es jetzt 1.520 gewesen. Zum Teil sei die Umsatzsteigerung auch Preiserhöhungen geschuldet, die in den verschiedenen Märkten sehr unterschiedlich ausgefallen seien. Energie und Vormaterialien seien teurer geworden. „Weil die Nachfrage nach unseren Produkten so stark ist, sind wir in der Lage, diese Preissteigerungen auch an unsere Kunden weiterzugeben.“

Grohmann hat Mitte März angekündigt, seinen mit Jahresende auslaufenden Vertrag nicht mehr zu verlängern – nach mehr als 20 Jahren an der Unternehmensspitze will der dann 70-Jährige abtreten. Wer ihm nachfolgen wird, soll Mitte des Jahres bekanntgegeben werden.