Luftaufnahme Gloggnitz
Günter Pachschwöll
Günter Pachschwöll
Wissenschaft

Gloggnitz: Was steckt hinter den Erdbeben?

17 schwache aber spürbare Erdbeben hat es in diesem Frühjahr in Gloggnitz (Bezirk Neunkirchen) gegeben. Solche Häufungen werden als „Erdbebenschwarm“ bezeichnet. Das Phänomen sei im südlichen Wiener Becken nicht ungewöhnlich, heißt es.

Das stärkste Beben haben die Gloggnitzerinnen und Gloggnitzer in diesem Frühjahr am 30. März 2023 verspürt. Die Erde bebte damals mit einer Stärke von 4,2 auf der Richterskala. Die Schäden an Gebäuden sind bei Beben dieser Stärke meist gering, sagt der Seismologe Anton Vogelmann von Geosphere Austria. Gefährlich würden Erdbeben ab Stufe fünf und sechs auf der Richterskala – mehr dazu in Leichte Schäden nach Erdbeben gemeldet (noe.ORF.at, 31.03.2023).

Bei der Erdbebenserie in Gloggnitz handle es sich um einen „Erdbebenschwarm“, erklärt Vogelmann. Dabei treten in kurzen Abschnitten schwache Beben über einen längeren Zeitraum hinweg auf. „Das kann einige Wochen bis Monate andauern“, so Vogelmann. Erdbebenschwärme treten häufig etwa in Tirol aber auch im südlichen Wiener Becken auf.

Denn der Raum um Gloggnitz sei seismisch besonders aktiv, erklärt Vogelmann. Dort beginnt das Wiener Becken, das durch Erdkrustenverschiebungen vor vielen Millionen Jahren entstanden ist. Konkret wandere der östliche Krustenteil jedes Jahr um einige Millimeter nach Nordosten. „Dadurch kommt es zu Spannungen und die bauen sich in Form von Beben immer wieder ab.“ Dadurch, dass Gloggnitz am Beginn dieses Spannungsfelds liege, käme es hier besonders häufig zu Erdbeben, sagt Vogelmann.

Semmering-Tunnelbau hat keinen Einfluss auf Beben

Sorgen müsse man sich angesichts solcher Erdbebenschwärme nicht machen, beruhigt Vogelmann. Daraus ließen sich keine Anzeichen für ein zukünftiges, größeres Beben ableiten. Ausschließen kann der Experte außerdem, dass der Bau des Semmering-Basistunnels mit der Erdbebenserie in Zusammenhang steht. Aktuell wird das letzte Teilstück des Tunnels bei Göstritz (Bezirk Neunkirchen) in den Berg getrieben. „Die Beben finden in circa zehn bis 14 Kilometern Tiefe statt, darauf haben die Bauarbeiten an der Oberfläche keinen Einfluss“, so Vogelmann. Der Tunnel verläuft bei Gloggnitz lediglich wenige hundert Meter unter der Erde.