Wasserhochbehälterlager in Allhartsberg (Bez. Amstetten)
ORF/Nina Pöchhacker
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Umwelt & Klima

Wie sich Orte gegen Wasserknappheit rüsten

In einigen Orten ist das Wasser in den trockenen letzten Jahren knapp geworden. Um das zukünftig zu verhindern, schließen sich Gemeinden an überregionale Netze an oder mit Leitungen anderer Orte zusammen und investieren in Hochbehälter.

Ein unerschöpflicher Grundwasserkörper – das wurde der Gemeinde Allhartsberg (Bezirk Amstetten) vor mehr als 20 Jahren noch in einem Gutachten bestätigt. Nun hat die Gemeinde seit einem halben Jahr einen neuen Hochbehälter in Betrieb, um Verbrauchsspitzen abzudecken. Er fasst 700.000 Liter Wasser. „Ohne diesen Tank könnten wir die Zeit des Poolbefüllens etwa nicht mehr bewerkstelligen“, sagt Bürgermeister Anton Kasser (ÖVP).

Gleichzeitig baut man eine neue Wasserleitung nach Amstetten, damit die Bezirkshauptstadt im Notfall das Wasser in die kleine Gemeinde schicken kann. Dass das Mostviertel – im Süden mit den letzten Ausläufern der Kalkalpen – einmal Probleme mit dem Wasser haben wird, schien zu der Zeit, als das Gutachten für das Grundwasser Allhartsberg erstellt wurde, noch unvorstellbar. Die Folgen der Klimakrise wurden damals noch nicht berücksichtigt.

Grundwasser

55 Prozent werden in Österreich aus Brunnen gedeckt, 45 Prozent aus Quellen.

Als zu Weihnachten fast das Trinkwasser ausging

Das Grundwasser im Ort wird von 900 Haushalten und von einem Getränkehersteller genützt, einer der größten Arbeitgeber der Region. 2009 erlebte Kasser erstmals, wie nervös einen sinkende Grundwasserstände machen können. „Und 2018 war dann die Schrecksekunde groß. Über den Sommer sank das sehr rasch. Gott sei Dank hat es dann Anfang Dezember geregnet, und das Grundwasser hat sich erholt. Hätte es den Regen nicht gegeben, wären wir zu Weihnachten ohne Wasser gewesen.“

Dieses „Horrorszenario“, wie Kasser es beschreibt, war der Anfangspunkt für die Investitionen in die Wasserversorgung. Die öffentliche Hand investiere derzeit tatsächlich viel, sagt die Expertin für Grundwasser am Umweltbundesamt, Helga Lindinger. Es sei auch höchste Zeit, denn der Wasserbedarf Österreichs wird bis 2050 um bis zu 15 Prozent steigen, gleichzeitig wird das Grundwasser aber um ein Viertel weniger werden, wie Lindinger mit Kolleginnen und Kollegen für die Studie „Wasserschatz Österreich“ erhob.

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Wasserhochbehälterlager in Allhartsberg (Bez. Amstetten)
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Etwa 6,5 Mio. Euro kostete das Wasserlager, gefördert wurde der Bau von Bund und Land
Wasserhochbehälterlager in Allhartsberg (Bez. Amstetten)
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Von den neuen Hochbehältern aus könne man etwa auch die Nachbargemeinden Neuhofen und Kematen (beide Bezirk Amstetten) versorgen
Wasserhochbehälterlager in Allhartsberg (Bez. Amstetten)
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Vier Hochbehälter stehen in Allhartsberg, einen nützt die Gemeinde, die weiteren drei ein örtlicher Getränkehersteller

„Gerade einmal ein Viertel des gesamten Niederschlags geht ins Grundwasser. Der Rest verdunstet oder fließt oberflächlich ab“, sagt Lindinger. Die Verdunstung nimmt zu, weil es wegen der Klimakrise immer wärmer wird. Das Wasser kann immer schwerer versickern, weil Böden bebaut oder verdichtet sind. Ideal wäre lang andauernder, leichter Regen im Winter und Frühjahr: „Geringere Lufttemperaturen und weniger Vegetation, die Wasser benötigt, deshalb ist Niederschlag im Winter und Frühjahr wesentlich für die Grundwasserneubildung.“

Fürs Wasser vernetzen

Die Wasserfrage sei eine Frage der Verteilung. Wasserversorgern empfiehlt Lindinger, „ihr Leitungsnetz zu erweitern, weitere Wasserresourcen zu suchen, also weitere Brunnen oder Quellen zu erschließen, und sich mit anderen Versorgern zusammenzuschließen in ein größeres Leitungsnetz“. In der Buckligen Welt schlossen sich etwa Orte zusammen, um ihre Wasserversorgung zu sichern – mehr dazu in Bucklige Welt: 1,1 Mio. Euro für Trinkwasser (noe.ORF.at; 7.9.2022).

Im Mostviertel ist historisch gewachsen, dass viele Gemeinden ihr eigener Wasserversorger sind. Große überregionale Netze, wie etwa im Weinviertel oder wie sie im Waldviertel gerade gebaut werden, gibt es nicht. Der Osten habe größere Herausforderungen als der Westen, sagt die Grundwasserexpertin, aber „das soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass es auch in kleinräumigen Bereichen zu Herausforderungen kommen kann“.

Wasserleitungsbaustelle in Winklarn
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In Winklarn (Bezirk Amstetten) wird derzeit für die neue Wasserleitung gegraben

Regen dort speichern, wo er fällt

Die Region im zentralen Mostviertel will diese Herausforderung mit Vernetzung stemmen, die zwei größten Wasserspender – Amstetten und Waidhofen an der Ybbs – sollen über Leitungsnetze verbunden werden. „Wenn die Trinkwasserstände in den Gemeinden weniger werden, damit dann das große Netz funktioniert“, sagt Bürgermeister Kasser. Auch die Bauvorgaben in Allhartsberg wurden wegen des Grundwassers geändert: Beim Neubau dürfe nach der Baustelle nicht mehr Wasser vom Grundstück abfließen als vorher.

Das Niederschlagswasser müsse möglichst lange in der Region gehalten werden, sagt Grundwasserexpertin Lindinger. Dazu zähle etwa, dass Regenwasser auf dem eigenen Grundstück versickert und nicht in einen Kanal läuft. Auch Rückhaltebecken und Flussrenaturierungen empfiehlt sie. Dass sich die Grundwasserneubildung wieder normalisiere, sei mit dem Klimawandel mehr als unwahrscheinlich, so Lindinger: Die letzten Jahre seien alle zu trocken gewesen, für das Grundwasser habe es nie wirkliche Erholung gegeben.