Chronik

Käserei: Anklage nach fünf Toten wegen Listerien

Im Fall um eventuell mit der Käserei Gloggnitz in Verbindung stehende Listerienfälle hat die Staatsanwaltschaft Strafantrag gegen den Firmeninhaber eingebracht. Ihm wird u. a. fünffache grob fahrlässige Tötung vorgeworfen. Der Beschuldigte bestritt bisher die Vorwürfe.

Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt soll der Beschuldigte erforderliche Hygienebestimmungen nicht eingehalten haben. Weiters dürfte er vom Lebensmittelinspektor aufgetragene Mängelbehebungen nicht durchgeführt haben – auch aus finanziellen Gründen. Angelastet wird dem Firmeninhaber zudem, Gerätschaften nicht instand gehalten zu haben.

Die Käserei war im September 2022 im Zusammenhang mit Listerien bekannt geworden. Damals war ein Rückruf für Kajmak, Trinkjoghurt und Frischkäse aus dem Unternehmen erfolgt. Zuvor hatten routinemäßig durchgeführte Clusteranalysen der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) ergeben, dass acht seit 2020 aufgetretene Erkrankungen auf einen identen Listerienstamm zurückzuführen sind. Der Betrieb galt als mögliche Quelle.

Zunächst war von drei Todesfällen die Rede, die mit Listerien in Zusammenhang gebracht wurden. Im Zuge der Ermittlungen bestätigten sich jedoch weitere Fälle. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Firmeninhaber laut Mediensprecher Erich Habitzl konkret fünffache grob fahrlässige Tötung, dreifache grob fahrlässige schwere Körperverletzung sowie grob fahrlässige Körperverletzung in drei Fällen vor.

„Fehler liegt nicht bei uns“

Vom Chef wurde ein Zusammenhang jedoch stets zurückgewiesen. „Der Fehler liegt nicht bei uns“, sagte Ivan Velicic von der Käserei Gloggnitz damals. Gegenüber noe.ORF.at verwies der Betreiber auf ein Restaurant in Wien, in dem die Listerien festgestellt wurden. Das Unternehmen werde regelmäßig kontrolliert, eigene Proben seien unauffällig gewesen.

Vor Einbringung des Strafantrags war von der Staatsanwaltschaft im Frühjahr ein Sachverständiger bestellt worden. Dieser sollte prüfen, ob die Todes- und Erkrankungsfälle im Zusammenhang mit Produkten des Unternehmens standen. Zum Inhalt des Gutachtens gab es von Habitzl am Donnerstag zur APA keine Auskunft. Die Fälle sollen zwischen März 2020 und Oktober 2022 passiert sein. Einen Prozesstermin gibt es laut Landesgericht noch nicht.

Käserei meldet Insolvenz an

Die Käserei Gloggnitz GmbH schlitterte Ende des Vorjahres in die Insolvenz, ein Konkursverfahren war die Folge. Mit Beschluss vom 12. April wurde laut Wirtschaftscompass letztlich die Schließung des Unternehmens angeordnet. Der Grund für die Insolvenz wurde bisher nicht bekannt – mehr dazu in Listerienfall: Käserei meldet Insolvenz an (noe.ORF.at; 20.12.2023).