Politik

Nach Tauziehen: Sandra Kern neue AMS-NÖ-Chefin

Bis zuletzt hat sich der AMS-Verwaltungsrat nicht auf eine neue Führung des AMS Niederösterreich einigen können. Nun wurde die Entscheidung durch Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) gefällt: Sandra Kern wurde zur neuen Landesgeschäftsführerin bestellt.

Die 51-jährige Niederösterreicherin, die von 2015 bis 2019 auch ÖVP-Bundesrätin und sechs Jahre lang Landesgeschäftsführerin des Niederösterreichischen Arbeitnehmerinnen- und Arbeitnehmerbundes war, war seit Oktober 2021 Vize-Geschäftsführerin des AMS Niederösterreich. In dieser Funktion war sie bereits in den vergangenen Monaten, seit dem Wechsel von Ex-AMS-NÖ-Chef Sven Hergovich in die Politik, interimsmäßig für die Führung des AMS Niederösterreich verantwortlich.

Sandra Kern
Philipp Monihart

Nun ist sie das auch offiziell als neue Landesgeschäftsführerin – allerdings mit Anlaufschwierigkeiten. Der Bestellung Kerns war ein längeres politisches Tauziehen voraus gegangen. Eigentlich hätte die Nachfolge bereits im Mai feststehen sollen, doch im Verwaltungsrat des AMS, der sich aus Vertreterinnen und Vertretern des Arbeits- und Wirtschaftsministeriums, des Finanzministeriums und der Sozialpartner zusammensetzt und der mit einer Mehrheit von zwei Dritteln und einer Stimme entscheiden muss, war es zu einer Pattsituation gekommen.

Politisches Tauziehen um zwei Kandidatinnen

Die Arbeitnehmerseite hatte offenbar die parteilose Karmen Frena, Abteilungsleiterin in der Landesgeschäftsstelle für Analysen, Steuerung und Entwicklung, favorisiert. Die Arbeitgeberseite sowie das Land Niederösterreich hatten Sandra Kern präferiert – mehr dazu in Politisches Tauziehen um AMS-Landeschef (noe.ORF.at; 22.6.2023). Die Entscheidung wurde deshalb nun durch den Arbeitsminister persönlich getroffen.

In einer Aussendung des Ministeriums bedauert Kocher, dass es auf diese Art und Weise zu einer Entscheidung gekommen sei und verweist gleichzeitig darauf, dass er gesetzlich dazu verpflichtet sei: „Ich hätte es persönlich begrüßt, wenn die Sozialpartner sich sowohl für Niederösterreich als auch für Wien auf eine Kandidatin oder einen Kandidaten hätten einigen können, weil für die erfolgreiche Arbeit im AMS ein gutes Einvernehmen der Sozialpartner essenziell ist“, so Kocher, der neben Kern auch Katharina Luger zur stellvertretenden Landesgeschäftsführerin des AMS Wien bestellte.

Kern: „Werden vieles erreichen“

Seitens des AMS Niederösterreich verweist man darauf, dass es Kern gemeinsam mit ihrem Vorgänger gelungen sei, die Langzeitarbeitslosigkeit im Jahr 2022 im Vorjahresvergleich um 46,8 Prozent zu senken. „Ich habe sehr gerne die Herausforderungen, die auf den niederösterreichischen Arbeitsmarkt nach der Corona-Pandemie zugekommen sind, angepackt und gemeinsam mit meinen Kolleginnen und Kollegen im AMS NÖ umgesetzt", wird Sandra Kern zitiert. „Mit dem innovativen Spirit und der konsequenten Arbeit des AMS-NÖ-Teams werden wir in Kooperation mit den Sozialpartnern und dem Land NÖ vieles erreichen.“

Im Arbeitsministerium begründet man die Bestellung von Kern mit ihrer „Erfahrung im Umgang mit vielen Stakeholdern, die für die Ausübung der Funktion der AMS-Landesgeschäftsführerin wichtig ist“. Außerdem habe sie als interimsmäßige Leiterin bereits Erfahrungen in einer Führungsposition des AMS gesammelt. Der Posten der stellvertretenden Landesgeschäftsführung wird nun übrigens öffentlich ausgeschrieben. Über die Besetzung entscheidet einmal mehr der Verwaltungsrat des AMS Österreich. Wie lange diese Entscheidung dauern wird, bleibt abzuwarten.