Während im Bau-Rekordjahr 2019 rund 10.000 Wohneinheiten in Niederösterreich bewilligt und gebaut worden sind, geht der für den Bau zuständige Spartenobmann der niederösterreichischen Wirtschaftskammer Niederösterreich, Robert Jägersberger, heuer von 6.000 Bewilligungen aus. Aber weit nicht alle dürften tatsächlich gebaut werden: „Wenn wir davon ausgehen, dass die Hälfte wenigstens umgesetzt wird, wären wir auch schon froh.“
Grund für den Einbruch nach dem jahrelangen Bauboom sei neben der zurückgegangenen Nachfrage privater Häuslbauer die Sparsamkeit des Landes bei der Wohnbauförderung. Das Land hatte zuletzt angekündigt, lieber Bestand sanieren zu wollen als neu zu bauen – mehr dazu in "SPÖ ortet „Skandal" im geförderten Wohnbau“ (noe.ORF.at; 16.6.2023). Viele für den Herbst geplante Projekte seien abgesagt worden, berichtet Jägersberger.
Jägersberger sieht nun nicht nur das Land, sondern auch den Bund gefordert: „Es bräuchte sicher eine Aufwertung bei der Wohnbauförderung. Da denke ich an die Finanzausgleichsverhandlungen, dass hier auch der Bund entsprechend einspringt.“ Denn Nachfrage nach Wohnraum gebe es, Niederösterreich wachse schließlich. „Umso weniger Wohnungen gebaut werden, umso teurer werden die natürlich“, so der Interessensvertreter der Bauwirtschaft.
Fachkräftemangel entspannt sich
Die betroffenen Firmen hätten bereits Mühe die Stammbelegschaft zu halten, heißt es. In den Bereichen Keramik und Holz gäbe es über den Sommer sogar Kurzarbeit. Viele Firmen würden derzeit versuchen neue Geschäftsfelder zu erschließen, etwa zu sanieren statt zu bauen. „Aber momentan ist auch hier nicht der große Boom zu erkennen“, so Jägersberger.
Der Fachkräftemangel habe sich dagegen angesichts leerer Auftragsbücher entspannt, sagt der Branchenvertreter. Nun gelte es aber die Fachkräfte zu halten. Er fürchtet, dass – ähnlich wie während der CoV-Pandemie in der Gastronomie – Facharbeiterinnen und Facharbeiter die Branche wechseln könnten. Wenn die Baukonjunktur in ein bis zwei Jahren wieder anspringe, könnten diese Mitarbeiter fehlen.