Der Jubel war groß Montagabend auf dem zwei Kilometer langen, steilen Stück Landstraße in Laaben (Bezirk St. Pölten), auf der Karl Pötzl die vergangenen 160 Stunden im Fahrradsattel verbrachte. Sein selbst vorgegebenes Ziel acht Mal die Höhe des Mount Everest erradeln zu wollen, dem sogenannten achtfachen „Everesting“, ist geglückt. Damit ist Pötzl neuer Weltrekordhalter, der bisherige Rekord lag bei einem siebenfachen Everesting.
„Ich fühl mich in erster Linie glücklich, erleichtert, und vielleicht ein bisserl demütig ob dem, wie es passieren hat dürfen“, sagte Pötzl kurz nach dem Zieleinlauf. Denn glatt lief das Everesting-Rennen für Pötzl zeitweise nicht. Am Dienstag um 8.00 Uhr war Pötzl gestartet, berechnet hatte der Extremsportler das Ende des Rennens für Sonntagabend – mehr dazu in Acht Mal Mount Everest in sechs Tagen (noe.ORF.at; 25.7.2023) – doch daraus wurde nichts.
Generation 50-plus kein „altes Eisen“
Er habe die emotionale Herausforderung des stundenlangen Fahrens unterschätzt, so Pötzl. Dazu sei die schlechte Witterung gekommen. „Am Mittwoch war mir nur nass und kalt, das hat ganz stark auf die Moral gedrückt.“ Essentiell sei die Unterstützung seines Teams und der Fans gewesen, die viele Abschnitte mit ihm gemeinsam radelten. „Ab Mittwoch bin ich keinen einzigen Meter mehr allein gefahren, es war immer wer da zum Zureden“, so der Weltrekordbrecher. Statt in sechs Tagen, gelang der Weltrekord schließlich in sieben Tagen.
Pötzl ist ein erfahrener Extremsportler. In der Vergangenheit bezwang er verschiedene Everestings – doch ein achtfaches Everesting fehlte noch. „Es war eine Aktion, die ich mir in den Kopf gesetzt habe, die mir selbst wichtig war“, so der 52-Jährige, der auch beweisen wollte, dass seine Generation „nicht zum Alten Eisen“ gehöre und nach wie vor fähig sei Weltrekorde zu brechen. „Vielleicht nimmt sich diesen Gedankengang der ein oder andere Arbeitgeber mit, wenn er das nächste mal eine Bewerbung eines älteren Mitarbeiters auf dem Tisch liegen hat“, so Pötzl.
Zurück ins Büro
Ernährt hatte sich Pötzl in den sieben Tagen hauptsächlich von Sport-Flüssignahrung. Das habe gut funktioniert, schwieriger dagegen sei es gewesen mit dem Schlafentzug umzugehen, so Pötzl. Nur rund eineinhalb Stunden Erholung gönnte sich der Extrem-Radler pro Tag.
Für Regeneration hat der Neulengbacher in den kommenden Tagen jedoch kaum Zeit. Die Woche Urlaub, die er sich für den Weltrekord-Versuch genommen hat, ist aufgebraucht. „Um 8.00 Uhr hab ich am Dienstag den ersten Termin im Büro, das ist nicht der Idealzustand einer Regeneration“, schmunzelte der Extremsportler Montagabend im Ziel. Er werde sich in der kommenden Woche jedoch Massagen gönnen, Schlaf nachholen und seine Ernährung wieder normal gestalten, versprach der frisch gebackene Weltrekordhalter.