Berufe gegendert mit Binnen-I, Doppelpunkt, Stern und Gap (Unterstrich)
ORF/Nina Pöchhacker
ORF/Nina Pöchhacker
Politik

Hochschulen halten an Binnen-I und Co. fest

Während niederösterreichischen Behörden die Verwendung von Binnen-I, Genderstern und -gap seit Anfang August verboten ist, gilt für Unis, Hochschulen und Kindergärten nur eine Genderempfehlung. An den Hochschulen will man diese aber nicht umsetzen.

Lehrende, Forscherinnen und Forscher, aber auch der Genderstern: Auf der Website der Fachhochschule Krems werden unterschiedlichste Formen des Genderns verwendet. Denn der Gender- und Diversitygedanke sei an der Fachhochschule sehr wichtig, betont Geschäftsführerin Ulrike Prommer im Gespräch mit Ö1-Journalistin Viktoria Waldegger. „Damit war es auch klar, dass wir an unseren Empfehlungen und Richtlinien festhalten.“ Man will also auch künftig nicht auf Binnen-I, Genderstern und Gendergap verzichten.

Dass es 2023 noch eine Debatte über das Gendern gebe und es bei diesem Thema auch zu Verboten komme, finde sie „persönlich sehr schade“ und könne sie nicht nachvollziehen, so Prommer. Das Gendern einzuschränken empfinde sie als Frau außerdem als einen Rückschritt.

„Geschlechtergerechte Sprache zeigt Wirkung“

Auch an der Fachhochschule St. Pölten zeigt man sich von der Empfehlung der Landesregierung wenig begeistert. „Die FH St. Pölten möchte ein inklusiver Ort für alle Menschen sein. Ein wichtiger Schritt dazu ist es, inklusive Sprache zu verwenden, die alle einschließt und niemanden diskriminiert“, heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme. Man werde die Empfehlung aber mit den Mitgliedern der niederösterreichischen Hochschulkonferenz diskutieren.

An der Donau-Universität Krems will man das Thema ebenfalls diskutieren, die Empfehlung der Landesregierung aber nicht umsetzen. Man setzt dort bei öffentlichen Universitätsdokumenten auf den Unterstrich, also den Gendergap. Das werde sich auch nicht ändern, sagt die Leiterin der Abteilung für Gleichstellung, Michaela Gindl.

„Als Universitäten verstehen wir uns als zukunftsorientierte Institutionen und als Vorreiterinnen in vielen Aspekten gesellschaftlicher Entwicklungen und agieren natürlich evidenzbasiert und auf Basis von wissenschaftlichen Erkenntnissen. Und da gibt es mittlerweile wirklich eine Vielzahl an sehr, sehr fundierten Studien, die nachweisen und auch sehr anschaulich darlegen, dass geschlechtergerechte Sprache eine Wirkung zeigt“, erklärt sie.

Viel Kritik an Gendererlass

Der umstrittene Gendererlass der niederösterreichischen Landesregierung gilt seit Anfang August. Er orientiert sich an den Regeln des Rates für deutsche Rechtschreibung, dieser empfiehlt den Verzicht von Binnen-I, Genderstern und Gendergap aus Gründen der Verständlichkeit.

Zuvor hatte es nach Angaben des Landes eine verbindliche Empfehlung zum Gendern gegeben, nun sind die erlassenen Regeln für Landesbedienstete aber verpflichtend. Bei „wiederholten Verstößen“ drohen disziplinare Maßnahmen – von einer Ermahnung bis zu einer Geldstrafe, heißt es.

Der Erlass wurde von vielen Seiten heftig kritisiert, zuletzt etwa vom Institut für Gender und Diversität der Wirtschaftsuniversität (WU) Wien. Dort betonte man, dass dadurch zwar Frauen und Männer sprachlich gleichgestellt, andere Geschlechtsformen wie Transsexuelle aber ausgeschlossen würden – mehr dazu in Kritik: Geschlechter bei Gendererlass ausgeschlossen (noe.ORF.at; 26.7.2023).