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Ötscher-Panoramastraße ist wieder offen

Nach der jahrelangen Sperre zwischen Trübenbach und Puchenstuben (Bezirk Scheibbs) ist die Panoramastraße jetzt wieder befahrbar. Denn für den riesigen Gesteinsblock, der auf die Straße zu stürzen droht, wurde eine technische Lösung gefunden.

Lange Zeit bereitete ein Gesteinsblock der Gemeinde, dem Land und dem Bund Kopfzerbrechen. Der Felsen ist geschätzt 75.000 Tonnen schwer und 30.000 Kubikmeter groß. Der Stein dürfte aber nicht unerschütterlich sein, denn im November 2020 hatte es laut Gemeinde einen massiven Steinschlag gegeben. Die Folge: Die Straße wurde gesperrt.

Mehrere Ideen – von einer kontrollierten Sprengung bis hin zur Abtragung des Steins – wurden debattiert und wieder verworfen. Vergangenes Jahr wurde die Lösung für eine erneute Öffnung der Straße aber in Stein gemeißelt – mehr dazu in Steiniger Weg: Panoramastraße seit Jahren gesperrt (noe.ORF.at; 29.6.22).

Seit einigen Monaten wird der Felsen inmitten des Naturparks Ötscher-Tormäuer nun von einem Monitoringsystem beobachtet. Dieses werde im alpinen Raum oft angewandt und sei bei potenziellem Steinschlag üblich, erklärt Christian Amberger, Sektionsleiter der „Wildbach- und Lawinenverbauung“ für Niederösterreich, Wien und Burgenland beim Lokalaugenschein von noe.ORF.at: „Wir haben drei Sensoren in den Felsklüften angebracht und diese werden mittels einer Infrarotkamera, die gegenüber vom Gesteinsblock steht, überwacht.“

Sensoren und Ampeln regeln Verkehr

Die Sensoren messen rund um die Uhr potentielle Bewegungen des Steins. Zusätzlich zieren neuerdings zwei Ampeln die Panoramastraße. Beide Ampeln sind jeweils 100 Meter vom Gesteinsblock entfernt und mit dem Messsystem verbunden. Sollten die Sensoren in Summe eine Bewegungsrate von 20 Millimetern wahrnehmen, schalten beide Ampeln auf Rot.

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Die Ampeln verfügen über Solarpaneele und sind mit der Infrarotkamera verbunden

Automatisch werden dann per SMS mehrere Gemeindebedienstete, die Wildbachverbauung, die Landesgeologie und die Landeswarnzentrale Niederösterreich über die Bewegungen informiert. „Wenn eine Benachrichtigung kommt, bleibt die Ampel auf Rot und dann kommt unmittelbar ein Vertreter oder eine Vertreterin des Landes her und man schaut sich an, welche Schritte notwendig sind, um die Straße wieder freizugeben“, erklärt Amberger.

Projekt billiger als gedacht

Eine Umsetzung, die simpel wirkt, jedoch durch viel Bürokratie und zahlreiche Gutachten einige Zeit in Anspruch genommen hat. Helmut Emsenhuber, Bürgermeister der zuständigen Gemeinde Puchenstuben (ÖVP), war im gesamten Planungsprozess des Projekts involviert und freut sich nun über das neue System. „Wir sind wirklich sehr zufrieden. Es ist eine der billigsten Varianten, die wir diskutiert haben, und sie funktioniert hervorragend“, so Emsenhuber.

Die Variante ist auf jeden Fall billiger, als ursprünglich berechnet. Rund 180.000 Euro hatte man für das Projekt vergangenes Jahr einkalkuliert. Schlussendlich habe das System nun 60.000 Euro weniger gekostet, wird beim Lokalaugenschein betont. Den größten Brocken mit 60 Prozent stemmt der Bund, 15 Prozent kommen vom Land und 25 Prozent von der Gemeinde Puchenstuben.

Anrainerinnen und Anrainer sowie Ausflügler zufrieden

Mehrere Jahre warteten auch die Anrainerinnen und Anrainer sowie die Gasthäuser an beiden Enden der Panoramastraße auf eine Lösung. Kilometerlange Umwege mussten während der Sperre in Kauf genommen werden, die Gasthäuser auf viele Wanderer und Ausflügler verzichten. Die kurvenreiche Panoramastraße ist zudem bei Motoradfahrerinnen und Motorradfahrern sehr beliebt.

Umso zufriedener zeigen sich viele Vorbeikommende nun über die wieder geöffnete Abkürzung. „Wir haben schon wirklich lange Umwege gemacht“, sagt etwa Nicole Adler aus Zarnsdorf (Bezirk Scheibbs). Gemeinsam mit ihrer Großmutter Wilma Hinterdorfer aus Klein-Erlauf (Bezirk Scheibbs) fährt Adler am Tag des Lokalaugenscheins von noe.ORF.at das erste Mal wieder über die Panoramastraße. „Wir bringen einer Freundin Eier vorbei und wollten schauen, ob die Straße wieder offen ist. Für unsere Wirtinnen und Wirte ist das natürlich sehr günstig, dass man wieder durchkommt“, glaubt Hinterdorfer.

Fotostrecke mit 3 Bildern

Panoramastraße Ötscher
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Seit einigen Monaten ist die Panoramastraße wieder geöffnet…
Karte Straßensperre
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Der rot markierte Teil zeigt die frühere Sperre der Straße. Ein Umweg von rund 22 Kilometern war für viele damals nötig…
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…Wirtin Maria Schweiger (l.) und Anrainer Erich Hobel (r.) sind froh nun keine Umwege mehr fahren zu müssen.

In dieselbe Kerbe schlägt auch Maria Schweiger, Wirtin eines Gasthauses am südlichen Ende der Panoramastraße in Trübenbach. Während der Sperre habe das Gasthaus ein Drittel seines Umsatzes eingebüßt. „Wir sind sehr zufrieden mit der Lösung. Wir merken, dass wieder mehr Wanderer und Touristen vorbeikommen. Es wird zwar ein bisschen dauern, bis es zu allen durchdringt, aber das wird sich schon einpendeln“, so Schweiger.

Auch Susanne Schenner, Gastronomin im Wirtshaus am nördlichen Ende der Straße in Puchenstuben, spürt seit der Öffnung den stärkeren Zustrom. „Es fragen sehr viele Gäste, ob die Panoramastraße wieder offen ist und wir zeigen ihnen dann den Weg. Das ist für uns alle wieder gut, sowohl für die Gasthäuser als auch für die Gemeinde.“

Ampeln noch nie auf rot geschaltet

Im Stammgasthaus von Anrainer Erich Hobel in in Trübenbach sei oft über die frühere Sperre diskutiert worden. „Wenn man zum Hausarzt musste oder Einkaufen fahren wollte, musste man immer über Wastl am Wald fahren und das hat eben doppelt so lang gebraucht. Jetzt bin ich froh, dass wir wieder schneller durchkommen“, sagt Hobel gegenüber noe.ORF.at.

Vor einer roten Ampel seien die Anrainerinnen und Anrainer auf der Panoramastraße bisher noch nie gestanden. „Wir sollten alle froh sein, wenn das System zwar funktioniert, aber nicht anschlägt. Das würde vielleicht wieder eine neue Baustelle bedeuten. Es ist gut, dass es installiert wurde und wir alle wieder sicher durchfahren können“, sagt Hobel.