Grafenegg Festival Auftakt Sommernachtstraum
Sebastian Philipp
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Kultur

Närrischer „Sommernachtstraum“ in Grafenegg

Till Eulenspiegel und Shakespeares „Sommernachtstraum“ sind die literarischen Vorgaben zur Eröffnung des Grafenegg Festivals am Freitagabend gewesen. Im Wolkenturm erklangen Werke von Richard Strauss und Felix Mendelssohn Bartholdy und lieferten närrische Akzente.

Die Tondichtung „Till Eulenspiegels lustige Streiche“ von Richard Strauss bildete den vergleichsweise kurzen ersten Teil des Konzerts, schreibt APA-Kulturkritiker Ewald Baringer. Das Tonkünstler-Orchester unter der Leitung seines Chefdirigenten Yutaka Sado meisterte das Stück mit routinierter Bravour. Nach der Pause folgte Mendelssohn Bartholdys Schauspielmusik zu Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“ in der Regie von Carolin Pienkos.

Dabei war nicht bloß die Suite zu hören, sondern gleichsam eine halbszenische Aufführung zu erleben, bei der Cornelius Obonya als Sprecher Pienkos Fassung unter Verwendung von Texten Grillparzers, Schlegels, Tiecks und Frank Günthers realisierte. Das ergab eine Art Readers-Digest-Version des Theaterstücks, wobei Obonya, ganz nach dem Motto „Lasst mich den Löwen auch spielen“, alle Rollen stimmlich stemmte, gelegentliche Übertreibungen und Kichern a la Barney Geröllheimer inklusive.

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Yutaka Sado
Sebastian Philipp
Das Tonkünstler-Orchester spielte unter der Leitung von Yutaka Sado
Grafenegg Festival Auftakt Sommernachtstraum
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Cornelius Obonya realisierte als Sprecher Carolin Pienkos Fassung vom „Sommernachtstraum“
Obonya
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Dabei kamen Texte Grillparzers, Schlegels, Tiecks und Frank Günthers zur Verwendung
Nikola Hillebrand
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Auch Gesangssolistin Nikola Hillebrand stand bei der Eröffnung auf der Bühne
Patricia Nolz
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Ebenso wie Solistin Patricia Nolz
Patricia Nolz, Nikola Hillebrand
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Die Festivaleröffnung wurde vom ORF aufgezeichnet und zeitversetzt in ORF III ausgestrahlt

Gehörige Längen mit Visualisierung

Vor allem aber litt der „Sommernachtstraum“ letztlich unter gehörigen Längen, und sowohl die ausgezeichneten Gesangssolistinnen Nikola Hillebrand und Patricia Nolz als auch die Damen des Wiener Singvereins gerieten dadurch etwas ins Abseits. Ob es sinnvoll ist, auch noch eine Visualisierung über zwölf Bildschirme beizusteuern, auf denen Waldszenen mit viel Grün, Bächen und Schmetterlingen zu sehen sind, als wär’s aus einer „Universum“-Folge, sei dahingestellt, schreibt APA-Kulturkritiker Baringer.

Man könnte ihm zufolge auch ganz einfach der Wirkkraft der Musik vertrauen. Der Beifall war jedenfalls groß, aber nicht enthusiastisch, einige Gäste verließen vorzeitig das Areal.

Vertragsverlängerung mit ORF

Um Übertragungen aus Grafenegg auch in den kommenden Jahren zu sichern, wurde vor dem Konzert der Vertrag zwischen ORF und der Niederösterreichischen Kulturwirtschaft verlängert bzw. sogar erweitert: Neben der „Sommernachtsgala“ werden auch das Konzert zum 20-Jahr-Jubiläum des Festivals sowie eine musikalische Gala zur Einweihung eines neuen Konzertsaales übertragen – mehr dazu in Reitschule erhält Konzertsaal im ersten Stock (noe.ORF.at; 31.5.2023). Beides soll im August 2026 stattfinden. Außerdem werden den Zuseherinnen und Zusehern jährlich bis zu sieben weitere Produktionen von niederösterreichischen Bühnen garantiert.

Die diesjährige Festivaleröffnung wurde vom ORF aufgezeichnet und zeitversetzt in ORF III ausgestrahlt. Weitere Sendungen folgen am 13. August um 20.04 Uhr in Radio Niederösterreich sowie am 2. September um 15.05 Uhr beim „Ö1 Konzert“. Das Grafenegg Festival läuft bis 3. September und bietet Konzerte mit internationalen Orchestern und renommierten Solistinnen und Solisten sowie jungen aufstrebenden Musikerinnen und Musikern.