Flughafen Schwechat
ORF.at/Christian Öser
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Wirtschaft

Flughafen hält an dritter Piste fest

Die große Reiselust hat dem Flughafen Wien-Schwechat heuer deutliche Zugewinne bei Passagierenzahlen und Umsatz gebracht. Für die Zukunft rechnet Flughafen-Vorstand Günther Ofner mit steigenden Ticket-Preisen und einem Bau der dritten Piste.

Die Reiselust der Österreicherinnen und Österreicher nahm heuer wieder deutlich zu. Anfang August korrigierte der Flughafen bereits die Passagierprognosen und Ergebniszahlen nach oben. Für heuer rechnet man in Schwechat (Bezirk Bruck an der Leitha) nunmehr mit etwa 28,5 Millionen Passagieren, bisher wurden zwischen 26 und 27 Millionen erwartet.

Bereits Mitte Juli teilte der Flughafen mit, dass man im ersten Halbjahr 2023 etwa 13,3 Millionen Passagiere verzeichnete – ein deutliches Plus im Vergleich zum Vorjahr. Allein im Juli stiegen die Passagierzahlen um knapp 15 Prozent auf rund 4,1 Millionen Passagiere. Damit lag man um 0,8 Prozent über dem Vorkrisenniveau – mehr dazu in Große Reiselust: Deutliches Plus für Flughafen (noe.ORF.at; 17.8.2023).

Ofner: „Fliegen wird teurer werden“

Die Pandemie-bedingten Rückgänge am Flughafen sind überwunden, nur bei Businessflügen gebe es „vielleicht ein bisschen weniger Verkehr“, sagte Flughafen-Vorstand Günther Ofner im „NÖ heute“-Interview: „Aber sonst ist die Reiselust zurückgekehrt.“ Für die Zukunft rechnet Ofner wegen ökologischer Gesetzesverschärfungen aber mit steigenden Ticketpreisen.

Sicherheitskontrolle am Flughafen Schwechat
APA/HANS KLAUS TECHT
Die Reiselust am Flughafen Wien-Schwechat ist endgültig zurückgekehrt

Bis 2050 soll der Flugverkehr dennoch deutlich wachsen, Ofner rechnet mit einer Verdoppelung bis Verdreifachung. Der Flughafen Wien hält deshalb am Bau der dritten Piste fest, die bereits vor der Pandemie genehmigt wurde. Im Mai wurde deshalb bei der UVP-Behörde eine Fristverlängerung bis 2033 beantragt. „Wir gehen davon aus, dass die dritte Piste bald gebaut wird“, so Ofner.

noe.ORF.at: Die Zahlen liegen wieder auf einem Vorkrisenniveau, aber hat die Luftfahrt die Pandemie endgültig abgeschüttelt oder gibt es nachhaltige Konsequenzen, die in der Luftfahrtbranche durch Corona bestehen bleiben?

Günther Ofner: Im Moment ist die Reiselust wieder da. Im Juli haben wir in etwa das Niveau von 2019 erreicht. Im ersten Halbjahr waren es über 90 Prozent und es gibt keine wirklich gravierenden Auswirkungen, die dauerhaft durch Covid bestehen würden, vielleicht ein bisschen weniger Businessverkehr, vor allem im Dachraum, also Deutschland, Österreich, Schweiz. Aber sonst ist die Lust zurückgekehrt, sich wieder einen schönen Urlaub zu gönnen.

noe.ORF.at: Nach der Rückkehr der Reiselust fragen sich natürlich viele: Wie wird sich Fliegen weiterentwickeln? Wird Fliegen teurer oder billiger in Zukunft?

Ofner: Ich fürchte leider, Fliegen wird teurer werden, vor allem durch die vielen Ökogesetze, die auch auf europäischer Ebene in letzter Zeit beschlossen worden sind. Wir hoffen aber, dass es nicht um so viel teurer wird, damit sich alle Menschen – so wie bisher – einen Urlaub leisten können.

Wir bemühen uns natürlich, möglichst wettbewerbsfähig zu sein. Das ist der Standort Wien-Schwechat, das ist auch die AUA als Home-Carrier, das sind die anderen Airlines am Standort. Also hier wird schon sehr darauf geschaut, dass es möglichst günstige Konditionen für die Passagiere gibt.

noe.ORF.at: Wird die Luftfahrtbranche generell weiter stark wachsen? Immerhin sollen 80 Prozent der Menschheit noch nie in einem Flugzeug gesessen sein.

Ofner: Sie haben völlig recht. Das ist ein wichtiger Indikator für die Zukunft, nämlich dass der Flugverkehr deutlich zunehmen wird, bis 2050 verdoppeln oder verdreifachen. Die gute Botschaft dabei ist, dass die Luftfahrt durch den Einsatz von alternativen Treibstoffen, die das Erdöl basierte Kerosin ersetzen, auch schrittweise ihren CO2-Ausstoß verringern wird und hoffentlich 2050 spätestens CO2-neutral sein wird. Wir als Flughafen sind es jetzt schon, also wir haben bereits im Jahr 2023 unseren Betrieb CO2-neutral geführt.

Flughafen-Vorstand Ofner im Interview

Günther Ofner,Vorstandsdirektor des Flughafens Wien-Schwechat, spricht unter anderem über die Auswirkungen der Covid-Maßnahmen auf die Luftfahrt.

noe.ORF.at: Ein Thema, das jetzt wieder aufkommt, ist die dritte Piste. Sie haben heuer im Mai eine Fristverlängerung bei der UVP-Behörde beantragt bis 2033. Da regt sich jetzt natürlich wieder Widerstand, obwohl es vor der Pandemie eigentlich grünes Licht gab. Gehen Sie davon aus, dass die dritte Piste bald gebaut wird?

Ofner: Wir gehen nach wie vor davon aus, die Entscheidung der UVP-Behörde ist ganz eindeutig. Wir hatten eine Verzögerung von siebeneinhalb Jahren durch die Rechtsmittel, bis es Rechtssicherheit gab und von weiteren zwei Jahren durch die Pandemie. Das ist genau die Fristverlängerung.

Die Rechtsmittel, die jetzt dagegen eingebracht wurden, haben keine aufschiebende Wirkung. Es muss überhaupt erst entschieden werden, ob sie zulässig sind. Und ich glaube, es gibt keinen begründeten Ansatzpunkt, die Genehmigungen hier infrage zu stellen.