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APA/HELMUT FOHRINGER
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Wirtschaft

Entscheidende Zeit für kika/Leiner-Sanierung

Diese Woche werden wesentliche Weichen um das Sanierungsverfahren von kika/Leiner gestellt. Am Montag treffen einander erstmals die Gläubiger, um Details zur wirtschaftlichen Lage der insolventen Möbelgruppe zu erfahren und ihre Forderungen auf den Tisch zu legen.

21 Tage ist es her, dass mehr als die Hälfte aller österreichweiten kika/Leiner-Filialen im Land geschlossen wurden, vier davon in Niederösterreich: in Amstetten, Horn, Mistelbach und Stockerau (Bezirk Korneuburg). Laut dem Unternehmen verlieren dadurch 1.700 Menschen ihre Jobs bzw. haben sie schon verloren. 17 Filialen bleiben offen – darunter auch jene in St. Pölten, Wiener Neustadt, Tulln, Krems und Vösendorf (Bezirk Mödling). Ziel ist es, das insolvente Unternehmen zu sanieren.

Das Stichwort im Zuge des Sanierungsverfahrens lautet, das Unternehmen „gesund zu schrumpfen“. Im Raum steht – nicht nur für die Beschäftigten – die große Frage: Hat die Schließung von 23 Filialen Ende Juli – und damit das Einsparen der dort entstehenden Kosten – es möglich gemacht, das Unternehmen zu retten?

Wirtschaftlichkeit des Sanierungsplans im Fokus

Genau diese Frage wird am Montagvormittag bei der Berichtstagsatzung mit Gläubigern und dem Insolvenzverwalter zentral sein. Cornelia Wesenauer vom Alpenländischen Kreditorenverband (AKV) zufolge gehe es inhaltlich vor allem darum, „ob das Unternehmen, mit den Schließungen, die bereits stattgefunden haben, wirtschaftlich im Sinne der Gläubiger fortgeführt werden kann und ob das Unternehmen weiterhin auf Sanierungskurs sein wird“, wie sie im Gespräch mit dem ORF-Radio „Ö1“ sagt.

„Große Überraschungen“ erwartet die AKV-Sprecherin am Montag jedoch dennoch nicht: „Selbstverständlich müssen wir den Bericht erst abwarten, aber bei derzeitiger Sicht glauben wir nicht, dass sich an den bisherigen Sanierungsbestrebungen irgendetwas ändert.“

Warten auf endgültige Sanierungssumme

Ebenfalls auf dem Programm steht am Montagvormittag die sogenannte Prüfungstagsatzung, bei der die von Gläubigern angemeldeten Forderungen in Bestand und Höhe geprüft werden. Dabei haben Insolvenzverwalter und Schuldner eine Erklärung über alle bis dahin angemeldeten Forderungen abzugeben. Diese sind entweder anzuerkennen oder zu bestreiten. Auch andere Gläubiger können Forderungen bestreiten. Folglich wird dabei der volle Umfang der Forderungen der Gläubiger gegenüber kika/Leiner besprochen.

Laut Cornelia Wesenauer wurden zuletzt bereits mehrere Millionen Euro bekanntermaßen zur Anmeldung gebracht, wie hoch die Forderungen aber tatsächlich ausfallen, wird sich erst im Laufe des Tages herausstellen. Am Ende der Tagsatzung wird das letztgültige Anmeldeverzeichnis bekanntgegeben.

kika-Filiale in Stockerau, Außenansicht, Warteschlange
ORF
Für die Gläubiger geht es in dem Sanierungsverfahren um Millionen Euro, für 1.700 Beschäftigte um die Zukunft ihrer Jobs

Sanierung könnte noch diese Woche beschlossen werden

Geschätzt werden die unbesicherten Förderungen bisher auf ca. 132 Millionen Euro. Aktuell sieht der Sanierungsplan eine Quote von 20 Prozent für die Gläubiger vor. Unter ihnen befindet sich auch der Fiskus, also die Republik, da der kika/Leiner-Gruppe ja Steuerstundungen in Millionenhöhe gewährt worden waren. Details soll es in dieser Woche jedenfalls auch zur konkreten Anzahl der von der Insolvenz betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geben.

Kein Thema am Montag ist wohl die Zeit vor der Übernahme von kika/Leiner und die Frage, ob es eine Insolvenzverschleppung gegeben hat, also ob es um das Unternehmen so schlecht bestellt war, dass bereits frühere Geschäftsführer Insolvenz hätten anmelden müssen. Die Frage prüft ein eigener Insolvenzverwalter. Das Ergebnis soll in den nächsten Wochen vorliegen und kann auch Auswirkungen auf die Sanierung haben.

„Von diesem Ergebnis wird natürlich abhängig sein, ob der Sanierungsplan eine Mehrheit der Gläubiger finden wird oder ob er nachgebessert werden muss“, erklärt AKV-Sprecherin Wesenauer. Der nächste entscheidende Tag um die Insolvenz folgt ebenfalls noch diese Woche: Am Freitag soll über den Sanierungsplan abgestimmt werden. Der entscheidende Termin ist mit der Sanierungsplantagsatzung dann am 25. September anberaumt.