Nehammer bei Welser Profile
ORF
ORF
Wirtschaft

Nehammer erteilt Kurzarbeit eine Absage

Die Stimmung in der niederösterreichischen Industrie ist schlecht, das zeigte das jüngste Konjunkturbarometer. Der Forderung der IV NÖ nach einem neuen Kurzarbeitsmodell wie in Corona-Zeiten erteilt ÖVP-Bundeskanzler Karl Nehammer nun aber eine Absage.

Am Dienstag besichtigte Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) das neue Lehrlingsausbildungszentrum des Industriebetriebes Welser Profile in Gresten (Bezirk Scheibbs). Das international tätige Metallunternehmen beschäftigt in seinen beiden österreichischen Werken in Ybbsitz (Bezirk Amstetten) und in Gresten 1.300 Menschen, 150 von ihnen sind Lehrlinge.

Eine Kopfprämie von 1.000 Euro, die das Unternehmen vor wenigen Jahren noch für jeden Lehrling gezahlt hatte, ist heute nicht mehr nötig, allein heuer wurden 32 neue Lehrlinge aufgenommen, zwei mehr als geplant. Kreativität rechne sich, sagt Geschäftsführer Thomas Welser gegenüber noe.ORF.at: „Wir holen neuerdings sogar die Lehrlinge mit unserem E-Bus aus dem benachbarten Tal, wir haben Schnuppertage, Tage der offenen Türe für die ganze Familie, bei wir zeigen, was wir tun, und letztlich sind die Lehrlinge selbst gute Werbeträger, damit haben wir es geschafft, dass wir die Lehrlinge aus der Region bekommen, die wir brauchen.“

Welser ist ein Unternehmen, das in elfter Generation geführt wird und das im Vorjahr erstmals die Umsatz-Milliarde knackte. Thomas Welser bezeichnet es als einen Erfolgsfaktor, dass zwei Drittel der Belegschaft auch bei Welser ausgebildet wurden.

Meisterausbildung wie Studium künftig gratis

Beim Besuch der hochmodernen Lehrwerkstatt, die im Jahr 2019 eröffnet wurde, kündigte Nehammer in dem Zusammenhang eine Aufwertung der Lehre an: „Ein Lehrabschluss soll der Matura gleichgestellt werden und die Meisterausbildung soll ebenso wie ein Masterstudium gratis sein. Master und Meister sind gleich wertvoll für die Wirtschaft.“ Das entsprechende Konzept werde derzeit vom Wirtschaftsministerium ausgearbeitet, so die Auskunft des Bundeskanzlers.

Düstere Wolken am Himmel der Industrie brachte die jüngste Konjunkturumfrage der Industriellenvereinigung (IV) zutage. Sie fiel sehr pessimistisch aus. Thomas Welser bestätigt: „Die Energiekosten sind ein extremes Thema, aber es geht weit darüber hinaus. Wir steuern auf eine De-Industrialisierung Europas hin. Da müssen wir uns etwas einfallen lassen! Wir sind als Wirtschaft gefordert, die richtigen Antworten zu finden für die schwere Zeit, die jetzt auf uns zukommt.“

Kein neues Kurzarbeitsmodell

Vertreter der Industriellenvereinigung forderten vor kurzem mehrmals Energiehilfen sowie ein neues Kurzarbeitsmodell – in Anlehnung an jenes aus Pandemiezeiten – mehr dazu in „Aufträge fehlen – Industrie steckt in der Krise“(noe.ORF.at; 14.8.2023).

Dem Kurzarbeitsmodell erteilt der Bundeskanzler in Gresten jedoch eine Absage: „Wir haben in Österreich derzeit 200.000 offene Stellen. Das heißt: Man muss sehr vorsichtig sein, wenn man Programme macht wie Kurzarbeit, die den Arbeitsmarkt verzerren würden, denn es gibt andere Unternehmen, die dringend Arbeitskräfte brauchen.“ Einen neuen Energiekostenzuschuss werde es aber geben, so Nehammer. Die Rahmenbedingungen dafür sollen im September fertig sein.