Firmensitz der Firma Ardo Austria Frost GmbH in Groß-Enzersdorf
ORF.at/Carina Kainz
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Wirtschaft

Unbefristeter Streik bei Tiefkühlproduzent Ardo

Die Belegschaft des Tiefkühlproduzenten Ardo Austria in Groß-Enzersdorf (Bezirk Gänserndorf) hat am Mittwoch den unbefristeten Streik ausgerufen. Laut Gewerkschaft ging die Konzern- und Geschäftsleitung weiterhin nicht auf die Forderung nach höheren Löhnen ein.

Der Betriebsrat der Belegschaft des Tiefkühlproduzenten mit Sitz in Groß-Enzersdorf fordert wegen der Inflation eine Erhöhung der Löhne um 200 Euro netto pro Monat. Die Geschäftsführung habe zwar in einer Aussendung erklärt, nach einer konstruktiven Lösung zu suchen, bisher seien aber lediglich eine einmalige Prämie und Gratiskebab in Aussicht gestellt worden, hieß es am Mittwoch in einer Aussendung der Gewerkschaft.

„Wir lassen uns sicher nicht mit einem Gratiskebap abspeisen. Auch nicht mit einer Einmalzahlung, die deutlich schlechter ist als unsere Forderung“, wurde der Vorsitzende des Arbeiterbetriebsrats, Dietmar Breiner, in der Aussendung zitiert. Das Management wolle sich nicht ernsthaft mit den Anliegen der Belegschaft auseinandersetzen. „Das ist inakzeptabel und respektlos. Wir treten daher in unbefristeten Streik“, so Breiner.

Unterstützung für den Betriebsrat und die Fachgewerkschaft PRO-GE kam unterdessen auch vom Österreichischen Gewerkschaftsbund (ÖGB) Niederösterreich. Dessen Vorsitzender, Markus Wieser, rief die Firma Ardo Austria zu „ernsthaften Verhandlungen“ auf. „Die enorme Teuerung muss durch faire Löhne ausgeglichen und kompensiert werden“, so Wieser. Die Arbeiternehmerinnen und Arbeitnehmer von Ardo würden bei minus 22 Grad im Kühlhaus arbeiten, müssten strengste Hygienevorschriften einhalten und in der Erntesaison viele Überstunden leisten, sagte der ÖGB-Niederösterreich-Vorsitzende und verwies auf „herausfordernde Bedingungen“.

Geschäftsführer: „Faires und angemessenes Angebot“

Von der Unternehmensleitung heißt es in einer Aussendung, dass die „Angelegenheit sehr ernst“ genommen werde, „um mögliche Auswirkungen auf die Kunden und Kundinnen zu vermeiden“. Geschäftsführer Michael Höbinger verweist auf die angebotene Einmalprämie sowie auf eine Anpassung der monatlichen Zulagen nach Lohnklassen gestaffelt als „faires und angemessenes Angebot“.

Darüber hinaus würden die Inflationsanpassungen im Rahmen der jährlichen KV-Erhöhungen abgegolten. Man sei „stets um eine wertschätzende und konstruktive Gesprächskultur bemüht und darüber irritiert, wie diesen Bemühungen begegnet wird“. Die Geschäftsführung will nun die Kollektivvertragsverhandlungen im Herbst abwarten.

17 Millionen Euro Gewinn

Ardo Austria Frost produziert etwa für Iglo und beliefert unter anderem die Lebensmittelketten Hofer, Billa und Spar. Etwa 300 Bäuerinnen und Bauern aus dem Marchfeld liefern beispielsweise Erbsen, Karotten und Spinat. Pro Tag werden 150 Tonnen Gemüse verarbeitet. Laut Ardo habe der konsolidierte Nettogewinn im Vorjahr für die gesamte Gruppe 17 Millionen Euro betragen. Ein Produktionsstopp aufgrund eines Streiks könne zu hohen Mengen an Lebensmittelvernichtung führen, hieß es vom Unternehmen.

Am Mittwoch waren in allen drei Schichten – mit Beginn um 6.00 Uhr, 14.00 Uhr und 22.00 Uhr – Betriebsversammlungen vorgesehen. Bereits am Montag hatte die Belegschaft einen Warnstreik abgehalten – mehr dazu in Warnstreik bei Tiefkühlproduzent Ardo, (11.9.2023, noe.ORF.at).