Frauenhand am Lenkrad eines Autos
Jaroslav Moravcik – stock.adobe.
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Verkehr

Auto gegenüber Bahn deutlich teurer geworden

Haushalte mit Pkw sind bei den Mobilitätskosten deutlich stärker von der Teuerung betroffen als Haushalte ohne Auto. Während die Treibstoffpreise seit 2019 um 37 Prozent teurer wurden, stiegen Bahntickets laut einer aktuellen Erhebung nur um vier Prozent.

Laut einer Erhebung des gewerkschaftsnahen Momentum Instituts ist die Preisbelastung für Haushalte mit Pkw in den vergangenen vier Jahren deutlich gestiegen. Neben Treibstoff (plus 37 Prozent) wurde auch die Anschaffung eines Autos (plus 31 Prozent) und von Autoreifen (plus 31 Prozent) deutlich teurer. Die Preise für den öffentlichen Nahverkehr stiegen im Österreich-Schnitt dagegen nur um ein Prozent, die Preise für Bahnfahrten um vier Prozent.

Die Gesamtbelastung eines Haushalts mit Auto sei demzufolge seit 2019 um etwa ein Viertel gestiegen, rechnete das Momentum Institut vor. Im August 2019 gab ein Pkw-Haushalt im Schnitt 570 Euro für Besitz, Instandhaltung und Gebühren aus, heuer sind es 714 Euro, so Momentum. Die Mobilitätskosten für Haushalte ohne Auto hätten sich dagegen seit 2019 nur um zwölf Prozent erhöht.

Generell zeigte die Erhebung, dass Haushalte ohne Pkw deutlich weniger Geld im Verkehrsbereich aufwenden. „Sie gaben im August 2023 für ihre Mobilität im Schnitt nur durchschnittlich 84 Euro pro Monat aus. Das ist achtmal weniger als Pkw-Besitzer:innen“, so Momentum-Ökonom Alexander Huber.

NÖ: 65 Prozent pendeln mit dem Auto

In Niederösterreich nutzen laut Arbeiterkammer (AK) Niederösterreich 65 Prozent das Auto für den täglichen Weg zur Arbeit, nur 21 Prozent nutzen die öffentlichen Verkehrsmittel. Die Arbeiterkammer fordert einen Ausbau des öffentlichen Verkehrs, damit mehr Menschen ohne Auto zu ihrem Arbeitsplatz kommen können.

Besonders in Niederösterreich hat sich die Bahninfrastruktur in den vergangenen 28 Jahren allerdings gegenteilig entwickelt, wie Greenpeace zuletzt kritisierte. Jede zweite seit 1995 stillgelegte Bahnstrecke befindet sich in Niederösterreich, darunter etwa die Ybbstalbahn mit einer Länge von 50 Kilometern – mehr dazu in Greenpeace: Kritik an eingestellten Bahnstrecken (noe.ORF.at; 19.9.2023).

Bahnsteig am Bahnhof St. Pölten im Herbst mit ÖBB Zug
ORF/Julia Freytag
In Niederösterreich nutzen 21 Prozent öffentliche Verkehrsmittel für den Weg zur Arbeit

EU-Vergleich: Österreich Bahnspitzenreiter

Im europäischen Vergleich schnitt das österreichische Bahnangebot zuletzt trotzdem gut ab. In Österreich werden pro Person mehr als doppelt so viele Kilometer mit Bahn, „Bim“ und U-Bahn gefahren wie im EU-Schnitt. Mit 1.625 Kilometern pro Person und Jahr ist Österreich auf der Schiene der EU-Champion, europaweit hat die Schweiz mit 1.720 Kilometern die Nase vorne. Das zeigt eine aktuelle Analyse des Verkehrsclubs Österreich (VCÖ) auf Basis von Daten der EU-Kommission.

Österreich liegt deutlich vor Frankreich mit 1.280 Kilometern und Tschechien mit 985 Kilometern. Auf den Plätzen dahinter folgen Schweden (920 km), Deutschland (825 km) und Dänemark (770 km). Schlusslicht ist Litauen mit nur 100 Kilometern pro Kopf. In Malta und Zypern gibt es keinen Schienenverkehr.

Für Österreichs Klimabilanz sei eine verstärkte Verlagerung von Pkws auf die Schiene ein Gewinn. Laut Umweltbundesamt verursachte das Bahnfahren in Österreich im Jahr 2021 mit durchschnittlich acht Gramm pro Personenkilometer um 86 Prozent weniger CO2 als das Autofahren mit Diesel- oder Benzin-Pkw, so der VCÖ.

Trotz hoher Kosten: Mehr Neuzulassungen

Von den gestiegenen Kosten für Autos unbeeindruckt entwickelte sich zuletzt die Zahl der österreichweiten Neuzulassungen. Zwischen Jänner und Juli 2023 sind in Österreich 144.256 Pkws neu zugelassen worden. Das ist ein Plus von 15,7 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres. Der Anteil an alternativ betriebenen Pkws – Elektro und Hybrid – erreichte 46,2 Prozent.

Laut einer Studie der Deutsche Bank Research vom Juli schrumpft gleichzeitig das Angebot an günstigen Autos. Als Gründe werden das immer knappere Angebot an Gebrauchtwagen sowie die Konzentration der deutschen Hersteller auf das Premiumsegment angeführt. Die für 2025 geplante neue Absatznorm Euro7 werde Neuwagen mit Verbrennermotoren noch einmal verteuern und der Trend zur Elektromobilität das Angebot an Verbrennern weiter einschränken.