Totale von Kompostieranlage. Ganz vorne steht ein weißer Klein-LKW.
ORF/Max Ryba
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Wirtschaft

High-Tech-Anlage verwandelt Biomüll in Erde

In Österreichs größter und modernster Kompostieranlage in Krems-Gneixendorf werden jedes Jahr etwa 35.000 Tonnen Bioabfall verwertet. Innerhalb von wenigen Wochen wird Müll zu Komposterde. Bei der Sammlung gibt es aber noch Verbesserungsbedarf, heißt es.

Was in der Kompostieranlage in Krems-Gneixendorf – auf einer Fläche von 33.000 Quadratmetern – passiert, ist im Grunde dasselbe, was auch am hauseigenen Kompost passiert, nur viel größer und in einem standardisierten Verfahren, erklären die Betreiber. Laut Betreibern werden pro Jahr bis zu 5.000 Tonnen CO2 gebunden.

„Dieser Biokreislauf funktioniert schon seit Millionen von Jahren genau so“, sagt der Geschäftsführer der Firma Brantner, Stefan Tollinger, bei einem Lokalaugenschein von noe.ORF.at. „Wir haben den Prozess jetzt nur industrialisiert und somit deutlich verschnellert.“ Jede Miete (Anm.: So heißen die etwa 100 Meter langen Komposthaufen) wird per Computer überwacht.

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Ein Mann in einer gelben Warnweste steht vor der Rückseite eines Müll-LKW und erklärt etwas.
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Brantner-Geschäftsführer Stefan Tollinger erklärt die Abläufe in der 2021 fertig gestellten Kompostieranlage
Komposthaufen in einer Halle
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Nach der Ankunft kommt der Biomüll erstmal in eine kleinere Halle. Hier werden auch schon die gröbsten Verunreinigungen händisch entfernt
Komposthaufen in einer Halle
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Die ersten Wochen des Kompostierungsprozesses verbringen die rund 100 Meter langen Hügel (genannt „Mieten“) in einer großen Halle
Komposthügel
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Danach kommen sie ins Freie. Einmal in der Woche werden sie umgeschichtet, so dass der Kompostierungsprozess überall gleichmäßig vonstatten geht
Ein Plastiksackerl liegt auf einem Komposthaufen
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Störfaktoren wie Plastiksackerl durchlaufen den ganzen Kompostierungsprozess. Erst am Ende werden sie ausgesiebt
Siebanlage der Kompostieranlage.
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Die Siebanlage trennt die feine Komposterde von Plastik, Metall und anderen Verunreinigungen
Erde kommt aus einer Siebanlage
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Am Ende kommt dann ganz fein gesiebte Erde heraus. Nur Stücke die kleiner als acht Millimeter sind bleiben dann noch übrig
Eine Mulde voll mit Metallabfall
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Die Mitarbeitenden der Kompostieranlage finden unzählige Metallteile im Bioabfall. Besonders häufig kommt etwa Besteck oder Gartenwerkzeug vor

Damit können die ideale Temperatur und Feuchtigkeit in den Abfallhügeln gesteuert werden. Der Prozess von der Anlieferung des Mülls bis zur fertigen Erde läuft in nur zwölf Wochen ab. Zunächst liegt der Kompost acht Wochen in einer Halle, danach noch vier Wochen unter freiem Himmel. Das größte Probleme bei der Kompostierung sind die sogenannten Störfaktoren, wie Plastiksackerl, Metallteile oder Batterien, die sich im Müll befinden.

Schadstoffe werden erst ganz am Ende ausgesiebt

Diese Störfaktoren durchlaufen den ganzen Kompostierungsprozess. Erst ganz am Schluss wird der fast fertige Kompost durch eine hochkomplexe Siebanlage geschickt, die eine Siebung bis auf acht Millimeter durchführt. Am Ende kommt so ganz feine Erde heraus, die dann auf Feldern und in Gärten ausgebracht werden kann. Für diese Siebanlage investierte das Unternehmen 750.000 Euro, die ganze Kompostieranlage habe etwa 7,7 Millionen Euro gekostet.

Tollinger würde sich noch mehr Aufklärung der Menschen über das richtige Trennen von Bioabfällen wünschen. So würden zum Beispiel immer noch sehr viele Plastiksackerl im Müll landen. Aber auch einige Sackerl auf denen „biologisch abbaubar“ steht, seien für die Kompostieranlagen nicht geeignet – sie ließen sich zwar abbauen, allerdings nicht innerhalb von acht Wochen. Dasselbe gelte auch für andere Produkte, wie beispielsweise kompostierbare Kaffeekapseln.

700.000 Tonnen Biomüll landen jährlich im Restmüll

Noch ein größeres Problem sei aber, dass große Mengen verwertbarer biogener Abfall überhaupt gar nicht im Biomüll landen würden. Laut dem Verband Österreichischer Entsorgungsbetriebe (VOEB) landen jährlich rund 700.000 Tonnen Bioabfall irrtümlich im Restmüll.

Das biete laut Tollinger ein großes Potential, auch für die Umwelt: „Jede Tonne Bioabfall, die kompostiert wird, statt mit dem Restmüll verbrannt zu werden, vermeidet 228 Kilogramm CO2, dass sonst in die Atmosphäre gelangt.“ Außerdem sei es wichtig, die Humusschicht auf den Böden zu erhalten, da sie dadurch Wasser besser speichern könnten. Das Ausbringen von Komposterde könne den Humusaufbau aktiv unterstützen.