Polizisten vor der mit Farbe besprühten Landhausfassade
FPÖ NÖ
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Chronik

Klimaaktivisten besprühten Landhaus

Klimaaktivisten haben am Mittwoch die Fassade des Landhauses in St. Pölten mit oranger Farbe besprüht, das Wasser unter dem Landhausschiff grün gefärbt und die Landtagsdebatte mit Zwischenrufen gestört. Die Sitzung wurde für knapp zehn Minuten unterbrochen.

Im Landtag lief gerade die Aktuelle Stunde der FPÖ zum Thema „Günstige Energie statt Klima-Hysterie“, als die Aktivisten mit den Zwischenrufen von der Besuchergalerie begannen. Die „Letzte Generation“ begründete die Aktion in einer Aussendung mit dem Anliegen, „die Klimakatastrophe auf die Tagesordnung zu setzen und politische Maßnahmen gegen die Zerstörung einzufordern – allen voran die Umsetzung der Empfehlungen aus dem Klimarat“.

Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) reagierte verärgert. Die Klimaaktivisten hätten ausgerechnet jenes Fenster besprüht, das den Blick zu dem Gedenkort ermöglicht, der für die Opfer des Hamas-Terrors in Israel eingerichtet wurde. „Klimaschutz ist wichtig, da sind wir uns alle einig, aber dieser blindwütige Radikalismus, der sogar die Augen vor einer Gedenkstätte für Terroropfer verschließt, muss ein Ende haben“, betonte Mikl-Leitner – mehr dazu in Solidaritätsbekundung für Israel in St. Pölten (noe.ORF.at; 25.10.2023).

die mit Farbe besprühte Landhausfassade
APA/NLK/Filzwieser
Die Aktivisten besprühten das Fenster vor dem Gedenkort für die Opfer des Hamas-Terrors in Israel

Landtagspräsident Karl Wilfing (ÖVP) sprach von einem „neuen Tiefpunkt“ und ÖVP-Klubobmann Jochen Danninger meinte, eine solche Störaktion habe in einer Demokratie keinen Platz. Auch FPÖ-Klubobmann Reinhard Teufel sah in der Aktion einen Angriff auf die Demokratie. „Anstatt mit den Abgeordneten in den Diskus zu treten, greifen die Klimaaktivsten zu Gewalt“, so Teufel.

Grünen-Klubobfrau Helga Krismer kritisierte hingegen die Reaktion der ÖVP und betonte: „Auch für Klimaaktivisten gilt die Unschuldsvermutung.“ Eine Klimaaktion ohne Befragung der Aktivisten als Aktion gegen Israel darzustellen, sei „einer Landeshauptfrau und eines Landtagspräsidenten unwürdig“.

„Letzte Generation“: Protest gegen Ignoranz in Klimakrise

Die „Letzte Generation“ hielt in einer schriftlichen Stellungnahme gegenüber dem ORF Niederösterreich fest, dass sich der Protest gegen „die politische Ignoranz der Abgeordneten in der Klimakrise richtet“ und nicht mit der Gedenkstätte für die Hamas-Opfer in Verbindung steht. „Es ist zu hoffen, dass diese schweren Vorwürfe kein Versuch sind, die Opfer des Terrors der Hamas zu instrumentalisieren, um vom eigenen Versagen in Sachen Klimaschutz abzulenken“, so die „Letzte Generation“.

grün eingefärbtes Wasser vor dem Landhausschiff
ORF
Das Wasser unter dem Landhausschiff wurde bei der Aktion am Mittwoch grün eingefärbt

Eine Person, die an der Aktion beteiligt war, wurde laut Landespolizeidirektion Niederösterreich wegen versuchter Sachbeschädigung und Widerstands gegen die Staatsgewalt vorläufig festgenommen. Zumindest zwei weitere werden wegen des Verdachts auf Sachbeschädigung angezeigt. Ein Beamter erlitt bei dem Einsatz leichte Abschürfungen.

Die Farbe ließ sich leicht von der Fassade entfernen, sagte eine Polizeisprecherin gegenüber der APA. Die Feuerwehr habe diese bereits gereinigt. Das Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung hat gemeinsam mit der Stadtpolizei Ermittlungen aufgenommen.