Ötscherland Express
ORF / Michelle Kreuzer
ORF / Michelle Kreuzer
Chronik

Der Kampf um den Ötscherland-Express

Die Zukunft der Museumsbahn Ötscherland-Express bleibt ungewiss. Die Strecke von Kienberg-Gaming nach Lunz am See (beide Bezirk Scheibbs) ist sanierungsbedürftig. Die Lokalbahngesellschaft kämpft um den Erhalt. noe.ORF.at war bei der womöglich letzten Fahrt dabei.

Seit 125 Jahren fährt die Museumsbahn und das merkte man beim Lokalaugenschein am Donnerstag auch. Die Bahn rumpelte über Berg und Tal. Ein Schaffner in alter Uniform zwickte dabei wackelnd ein Ticket nach dem anderen. Die Waggons zierten alte Schilder, die Fahrgäste blickten auf urigen Sitzbänken auf Wald, Tal und Wiesen. Trotz ihres Alters sei die Bahn sehr gut erhalten, zeigten sich einige Gäste überzeugt. Es könnte aber dennoch das letzte Mal gewesen sein, dass der Ötscherland-Express an diesem Tag auf der sogenannten „Ybbstalbahn-Bergstrecke“ brauste.

„Wir haben gelesen, dass es vielleicht das letzte Mal sein wird. Und darum, haben wir gesagt, werden wir das noch einmal nutzen“, sagte Nicole Biber aus Waidhofen an der Ybbs. Fahrgast Helmut Wagner aus Baden hatte ebenfalls von dem möglichen Aus gelesen und „wollte aus Solidarität mit den Lokalbahnbetreibern mitfahren“.

Lokalbahngesellschaft kämpft für Erhalt

Die Bevölkerung der Anrainergemeinden würde sich laut Gemeinde Lunz am See einen zusätzlichen Radweg, quasi als Lückenschluss zum Ybbstalradweg, wünschen. So könne man auch noch mehr Gäste in die Region bringen. Zudem hätte die Lokalbahngesellschaft mehrere Fristen verpasst, um ein Konzept für die Sanierung der Strecke einzureichen. Somit fasste der Gemeinderat Anfang Oktober einen Beschluss und bat das Land um Unterstützung für den Umbau der Trasse zum Radweg.

Kurze Zeit später erreichte das Land ebenfalls ein Schreiben der Lokalbahngesellschaft. Der Verein zeigte sich darin entrüstet. Man setze sich sich seit Jahren finanziell, personell und freiwillig für die Bahn ein. Man habe Probebaustellen vorgezeigt und ein Angebot zu einer möglichst billigen Sanierung vorgelegt. Maximal 1,5 Millionen Euro solle die Sanierung innerhalb der nächsten drei Jahre kosten. Das sei immerhin deutlich günstiger als ein neuer Radweg, heißt es in dem Schreiben.

Bahnstrecke vor dem Aus

Der beliebten Touristenattraktion Ötscherland-Express im Mostviertel droht offenbar das Aus. Die Strecke zwischen Kienberg-Gaming und Lunz am See ist nämlich stark sanierungsbedürftig. Die Lokalbahngesellschaft kämpft um den Erhalt der Bahnstrecke.

„In der Erhaltung der Bahn steckt viel Schweiß und Muskelkraft drinnen. Nicht nur von mir, aber das sieht offensichtlich niemand“, sagte Reinhard Schwarz aus Texing (Bezirk Melk). Schwarz gehört zu jenen 600 Mitgliedern der Lokalbahngesellschaft, die sich freiwillig für den Erhalt der Bahn stark machen. Ebenso Alexander Stix aus St. Pölten und Timo Steininger aus Perg (Oberösterreich). Sie arbeiten während der Saison am Zug sowie „an der Strecke und schauen, dass es den Fahrgästen gut geht und die Bahn fit bleibt“.

Land führt mit Gemeinde und Verein Gespräche

Rund 3.000 Gäste soll die Bahn jährlich in die Region locken, betont der Verein. Dass die Gemeinde Lunz am See nun aus der Trasse einen zusätzlichen Radweg bauen will, versteht Albert Malli, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Lokalbahnen, nicht. Eine Förderzusage vom Land, um die Bahnstrecke zu sanieren, habe man bereits seit acht Jahren.

„Ich hoffe doch, dass sich beides erhalten lässt, die Museumseisenbahn und der Radweg. Wenig befahrene Gemeindestraßen könnte man für den Radweg optimieren. Ich glaube, dass das viel, viel billiger käme als die komplette Museumsbahn abzureißen“, so Malli gegenüber noe.ORF.at.

Aus dem Büro von Landeshauptfrau-Stellvertreter und Verkehrslandesrat Udo Landbauer (FPÖ) hieß es, man befinde sich in Gesprächen sowohl mit der Gemeinde als auch mit dem Verein. Treiben lasse man sich für eine Entscheidung aber nicht, hieß es weiter. Somit könnte der Zug für die Lokalbahnbetreiber im wahrsten Sinn noch nicht abgefahren sein.