Zu Beginn der Veranstaltung sagte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner: „Ich weiß aus vielen Gesprächen: Unsere jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger haben Angst vor einer neuen Welle des Antisemitismus, die über sie hereinzubrechen droht. Und das ist etwas, das ich nicht akzeptieren werde.“
Mikl-Leitner: „Antisemitismuskampf ist Staatsräson“
Man sei eine weltoffene und solidarische Gesellschaft, in der man die Stimme erhebt, wenn etwas falsch läuft, betonte die Landeshauptfrau: „Daher gilt es unmissverständlich klarzumachen: Wer Mitglied unserer Gesellschaft sein oder noch werden will, der muss die historische Verantwortung, die Österreich als Staat trägt, auch als Staatsbürger mittragen.“
Das heiße auch: „Egal ob wir es mit rechtem, linkem oder islamischem Antisemitismus zu tun haben: Wenn Übergriffe gegen Jüdinnen und Juden drohen, dann kämpfen wir dagegen an! Der Kampf gegen den Antisemitismus ist für uns alle Staatsräson.“
Kunst schafft „neue Perspektiven auf die Welt um uns“
Die Kulturpreise des Landes seien ein wichtiges Symbol, um „die Vielfalt von Niederösterreichs kulturellem Leben abzubilden und die Anerkennung für Kulturschaffende weiter zu steigern“, so Mikl-Leitner. Die Werke der Preisträgerinnen und Preisträger „erzählen Geschichten, bewegen Menschen, regen zum Nachdenken an und schaffen eine Atmosphäre des Austauschs und der Begegnung. Sie kreieren Raum für Kreativität und schenken uns neue Perspektiven auf die Welt um uns herum,“ sagte die Landeshauptfrau.
Spera: „Wir dürfen uns nicht beugen und verstecken“
„Never again ist genau heute!“ – Danielle Spera, die von 2010 bis 2022 das Jüdische Museum Wien leitete, sprach in ihrer Gastrede von den herausfordernden Tagen, in denen man seit dem Terroranschlag der Hamas auf Israel vom 7. Oktober lebe. „Meine Welt ist seitdem eine andere geworden. Die Terroristen, die dieses furchtbare Gemetzel verübt haben, wollen unsere Werte, unsere Freiheit und unsere Demokratie zerstören, nicht nur in Israel, sondern überall auf der Welt, wo Menschen in Frieden leben. Man darf ihnen nicht den Gefallen tun uns zu beugen und uns zu verstecken.“
Im Geiste des Theaterregisseurs Max Reinhardt verdeutlichte Spera außerdem den Stellenwert von Kunst und Kultur als „Lebensmittel“ für unsere Gesellschaft. Die ehemalige ORF-Journalistin zeigte sich „seit Jahren“ von der Vielfalt kultureller Initiativen in Niederösterreich begeistert.
Hermann Nitsch habe sie die Liebe zu Niederösterreich und dem Weinviertel gelehrt, derzeit arbeite sie an zwei Projekten, die mit dem Land zu tun haben, namentlich an der Geschichte der jüdischen Bevölkerung in der Buckligen Welt und an Franz Karl Ginzkey, dem Verfasser der Landeshymne.
23 Preise und Würdigungen in acht Kategorien
Seit 1960 vergibt das Land Niederösterreich Kulturpreise in unterschiedlichen Sparten, in den mehr als 60 Jahren wurden bereits mehr als 1.000 Preise gezählt. Die Preisträgerinnen und Preisträger werden jedes Jahr von unabhängigen Fachjurys ermittelt.
Heuer wurden je ein mit 11.000 Euro dotierter Würdigungspreis und zwei mit je 4.000 Euro dotierte Anerkennungspreise aus den acht Sparten Bildende Kunst, Darstellende Kunst, Erwachsenenbildung, Literatur, Medienkunst (Künstlerische Fotografie), Musik, Kunst und Kultur für junge Menschen (Sonderpreis 2023) sowie Volkskultur und Kulturinitiativen vergeben.
Der Würdigungspreis in der Sparte Bildende Kunst ging an Franka Lechner „als eine der wichtigsten Vertreter:innen der Textilkunst“, so die Jury, die Anerkennungspreise gingen an Markus Hiesleitner und Florian Nährer. Beatrix von Schrader wurde für die Gründung des Performancekunstzentrums urhof20 in Grünbach am Schneeberg (Bezirk Neunkirchen) mit dem Würdigungspreis für Darstellende Kunst ausgezeichnet, die Anerkennungspreise gingen an Moritz Franz Beichl und den Verein Lemour – Physical Theatre.
Anerkennungspreise für Literatur bekamen Cornelia Hülmbauer und Jakob Kraner. Eva Rossmann hatte den ihr zugesprochenen Würdigungspreis in dieser Kategorie abgelehnt – mehr dazu in Rossmann: Autorin lehnt Würdigungspreis ab (noe.ORF.at; 2.10.2023). Die Sängerin, Vokal-Coach und Musikpädagogin Monika Ballwein ist die Würdigungspreisträgerin in der Sparte Musik, über die beiden Anerkennungspreise freuten sich Philipp Manuel Gutmann und Gina Schwarz.
Für Medienkunst/Künstlerische Fotografie wurde Heidi Harsieber für ihr laut Jury „feinfühliges Gespür, Menschen und Menschen in Situationen zu fotografieren“ mit dem Würdigungspreis ausgezeichnet, die Anerkennungspreise gingen an Ksenia Yurkova und Verena Andrea Prenner. Der diesjährige Sonderpreis war für Kunst und Kultur für junge Menschen ausgeschrieben, den Würdigungspreis erhielt Nina Blum, die Gründerin und Intendantin des Märchensommers Niederösterreich in Poysbrunn (Bezirk Mistelbach), die Anerkennungspreise erhielten der Verein Wanderklasse und der Verein Jugend und Kultur Wiener Neustadt.
Angela Lahmer-Hackl wurde als Obfrau des Katholischen Bildungswerks der Diözese St. Pölten der Würdigungspreis in der Kategorie Erwachsenenbildung überreicht, die Anerkennungspreise erhielten Johann Pittl und Josef Reisinger. Franz Mayer, Gründer der Kulturwerkstatt Hirschbach (Bezirk Gmünd), wurde mit dem Würdigungspreis für Volkskultur und Kulturinitiativen ausgezeichnet, mit den Anerkennungspreisen wurden der Kulturverein Veik und der Tourismusverein Spitz an der Donau (Bezirk Krems) geehrt.