Hochkar Lawinenübung
ORF
ORF
Chronik

Hochkar: Einsatzkräfte üben Lawinen-Ernstfall

Durch die starken Schneefälle der letzten Tage herrscht in Niederösterreich aktuell erhebliche Lawinengefahr. Um für den Ernstfall gerüstet zu sein, haben die Einsatzorganisationen am Montag eine Lawinenübung am Hochkar (Bezirk Scheibbs) durchgeführt.

Es ist ein strahlend sonniger Montag am Hochkar, an dem die Einsatzkräfte das Szenario eines Lawinenabgangs mit mehreren Verschütteten durchspielen. Auch im Ernstfall sind es nicht selten Tage wie dieser, an denen sich die Stimmung am Berg plötzlich zuspitzt.

Von den Einsatzkräften fordern Lawineneinsätze höchste Präzision und eine perfekte Abstimmung untereinander. Deshalb nehmen auch zahlreiche Organisationen an der Übung teil: „Wir haben die Bergrettung, die Suchhundestaffel, Notruf Niederösterreich, den Christophorus-Flugverein, die Alpinpolizei, die Flugpolizei und das Rote Kreuz“, zählt Karl Weber, Landesleiter-Stellvertreter der Bergrettung Niederösterreich auf.

Hochkar Lawinenübung
ORF/Birgfellner
Mehrere Einsatzorganisationen übten am Hochkar für den Ernstfall

Ausnahmesituation für alle Helfer

Bei Lawineneinsätzen zählt jede Sekunde, denn schon nach den ersten 15 Minuten sinken die Überlebenschancen von Verschütteten rapide. Eine Situation, die nicht nur die Helferinnen und Helfer draußen fordert, sondern auch jene in der Einsatzzentrale. In der Leitstelle würden sämtliche Stränge der Einsatzorganisationen zusammenlaufen, erklärt Christian Fohringer, Geschäftsführer von Notruf Niederösterreich.

Die Kältepole am 4. Dezember

Dort werde unter anderem festgelegt, welche Ressourcen es beim Einsatz brauche. Außerdem plane man das Zusammenwirken der Einsatzorganisationen und bringe Führungskräfte und Schlüsselpersonal ehestmöglich an den Einsatzort. Im Ernstfall arbeite man in der Einsatzzentrale einen klar geregelten Lawinenalarmplan ab. Dabei herrsche eine „konzentrierte Spannung“, so Fohringer: „Es kommt keine Hektik auf, aber in den ersten zehn bis fünfzehn Minuten ist der Workload in der Leitstelle relativ hoch.“

Verbesserungen durch regelmäßige Übungen

Derzeit herrscht – mit Ausnahme der Gutensteiner Alpen – in Niederösterreichs Bergen ab 1.100 Meter Höhe Lawinenwarnstufe drei, also erhebliche Lawinengefahr. In den vergangenen zehn Jahren gab es laut Bergrettung knapp 20 Lawineneinsätze mit Verletzten oder Toten im Bundesland. Um das Zusammenspiel der Einsatzkräfte laufend zu optimieren, seien regelmäßige Großübungen wie jene am Hochkar so wichtig, betont Michael Hochgerner, Leiter der Alpinpolizei Niederösterreich.

Lawinenübung der Einsatzorganisationen am Hochkar

Durch die starken Schneefälle ist auch die Lawinengefahr hoch: In Niederösterreichs Bergen herrscht mit Ausnahme der Gutensteiner Alpen in Höhen ab 1.100 Meter Lawinen-Warnstufe 3. Um für einen möglichen Ernstfall gerüstet zu sein, haben Einsatzorganisationen am Hochkar Übungen durchgeführt.

„Das hat man im Februar bei einem Lawinenereignis in Annaberg gesehen. Durch eine optimale Zusammenarbeit haben wir wesentlich dazu beigetragen, dass ein Verschütteter nach drei Stunden in drei Metern Tiefe noch gerettet werden konnte“, so Hochgerner – mehr dazu unter Lawine in Annaberg: Verschütteter gerettet (noe.ORF.at; 15.2.2022).

Auch die Erkenntnisse der Übung am Montag werden nun evaluiert und Abläufe gegebenenfalls angepasst. Denn die großen Neuschneemengen, Schneeverwehungen und der starke Wind dürften die Lawinengefahr in den kommenden Tagen weiter steigen lassen.