Verbotene Feuerwerkskörper und Böller ohne Zulassung
APA/dpa-Zentralbild/Arno Burgi
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chronik

Testkauf: Wie leicht kommt man an illegale Böller?

Viele Feuerwerkskörper, die bei uns nur mit entsprechender Ausbildung gekauft werden dürfen, sind in Tschechien legal zu erwerben. Doch wie leicht kommt man an die gefährlichen Produkte? Zwei Testkäufer haben mit noe.ORF.at den Selbstversuch gewagt.

Kurz nach dem Grenzübergang Kleinhaugsdorf (Bezirk Hollabrunn) sprechen die Testkäufer, die anonym bleiben wollen, am Samstag einen Feuerwerkshändler an einem Stand an und fragen nach Kugelbomben. „Ja Kugelbomben haben wir. Bitte warten Sie fünf Minuten“, antwortet der Händler. Kurz darauf leitet er die beiden Testkäufer in einen Container weiter. noe.ORF.at filmt den Einkauf mit versteckter Kamera, die in einem Knopfloch der Jacke eines Testkäufers befestigt ist.

Der Händler kramt im Halbdunkel in dem Container herum. Der Container ist ungefähr acht Quadratmeter groß und vollgeräumt mit Böllern und Feuerwerkskörpern, wie auf den Aufnahmen zu sehen ist. Kurz darauf verhandeln die Testkäufer mit dem Mann über die Qualität und die Preise der Feuerwerkskörper. „Was ist besser?“, fragt der Testkäufer. Der Händler: „300 Gramm. Dann sind wir schon bei 95 Euro“. Mit einem schwarzen Plastiksackerl verlassen die Testkäufer den Feuerwerksstand.

300 Gramm Sprengstoff pro Böller

Nach ungefähr fünf Minuten ist der Einkauf beendet. Das Plastiksackerl ist voller Kugelbomben und Böller der Klasse F3 und F4. Feuerwerke dieser Klassen dürfen allerdings nur mit entsprechender Ausbildung bzw. mit behördlicher Bewilligung erworben werden. „Wir wurden nicht gefragt, ob wir einen Ausweis haben oder eine Ausbildung. Wir hatten eher das Gefühl, dass der Händler den Kauf schnell abwickeln will, um an sein Geld zu kommen. Die Böller dort sind ja massiv teuer“, berichtet der Testkäufer noe.ORF.at auf einem Parkplatz in Kleinhaugsdorf.

Explosives Geschäft

Im Dezember boomt auch das Geschäft mit Raketen und Böllern. Feuerwerke der Klasse F3 und F4 dürfen aber nur mit entsprechender Ausbildung erworben werden. Viele weichen nach Tschechien aus, wo manche Händler verschweigen, dass die Böller bei uns illegal sind.

Generell habe man gehört, dass die Händler dort der chinesischen oder vietnamesischen Mafia angehören und die Böller illegal aus dem Ausland nach Tschechien importieren, sagt der zweite Testkäufer. Rudolf Jost, Branchensprecher des Pyrotechnikhandels in der Wirtschaftskammer, kann das bestätigen. „Wir als Branche fordern noch strengere Kontrollen und wir fordern, dass die tschechische Regierung diesen illegalen Verkäufen endlich einen Riegel vorschiebt“, so Jost.

„Ich bin einfach schockiert, wie einfach es ist, diese Böller zu kaufen. Einer von denen hat 300 Gramm Sprengstoff. Damit kann man leicht ein Auto sprengen“, führt der Branchensprecher gegenüber noe.ORF.at weiter aus. Unfair sei es, dass wegen illegaler Pyrotechnik der allgemeine Ruf der Branche leide. „Jedes Jahr sterben ein bis zwei Menschen und immer nur wegen Pyrotechnik, die im Ausland gekauft wurde. Das muss endlich gestoppt werden“, so Jost.

Polizei kontrolliert bis Jänner

Erst vergangenes Silvester starben in Ternitz (Bezirk Neunkirchen) zwei 18-Jährige bei dem Versuch, eine illegal erworbene Kugelbombe zu zünden. Zwei weitere Personen hatten bei dem Vorfall Verletzungen erlitten – mehr dazu in Unfall mit Böller: Zweiter 18-Jähriger tot (noe.ORF.at, 7.1.2023).

Die Polizei kontrolliert bis Jänner stichprobenartig am Grenzübergang Kleinhaugsdorf. Wer mit illegalen Feuerwerkskörpern oder Feuerwerkskörpern, die über keine deutschsprachige Anleitung verfügen, erwischt wird und keinen Pyrotechnikausweis hat, muss mit Strafen rechnen. Dabei droht bei Verstößen gegen das Pyrotechnikgesetz eine Strafe von bis zu 3.600 Euro.