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APA/Helmut Fohringer
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Wirtschaft

EVN: Gewinn mehr als verdoppelt

Der börsennotierte niederösterreichische Energieversorger EVN hat seinen Gewinn im Wirtschaftsjahr 2022/23 mehr als verdoppelt. Das Konzernergebnis stieg von 209,6 Mio. auf 529,7 Mio. Euro, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit.

Zurückzuführen sei das Ergebnis insbesondere auf Ergebniszuwächse in Südosteuropa, der höheren Dividende der Verbund AG sowie positiven Ergebnisbeiträgen aus der erneuerbaren Stromerzeugung. Der Energievertrieb, also das Geschäft mit den Kundinnen und Kunden, häufte einen Verlust von 240 Mio. Euro an.

Das lag, wie EVN-Chef Stefan Szyszkowitz in der Pressekonferenz am Donnerstag sagte, an den Preisverwerfungen bei Strom und Gas in den letzten zwei Jahren. Die EVN konnte trotz Preiserhöhungen die gestiegenen Großhandelspreise nicht zur Gänze und erst verzögert an ihre Kunden weitergeben.

Szyszkowitz: „Sind über den Berg“

Von den 300.000 Kunden, die die EVN heuer kündigte und denen sie neue Verträge anbot, hätten zehn Prozent den Energieversorger verlassen. Wie bei anderen Versorgern laufen auch gegen die EVN Verfahren wegen der Preiserhöhungen, die von den Höchstgerichten geklärt werden müssen. Szyszkowitz plädierte an die Politik für eine klare gesetzliche Basis zu sorgen, um Preisänderungen rechtssicher durchführen zu können.

Die EVN erwartet für die kommenden Monate jedenfalls eine entspanntere Lage auf dem Strommarkt. „Wir gehen davon aus, dass wir über den Berg sind“, so Szyszkowitz, der für 2024 eine Seitwärtsbewegung prognostiziert.

Fokus auf PV-Anlagen

Der scheidende Technik-Vorstand Franz Mittermayer sagte, bei der EVN könne im Moment jeder, der wolle, zumindest 4 Kilowatt (KW) Sonnenstrom einspeisen. Denn auf 4 KW sei auch das Netz im Strombezug ausgelegt. Dass die EVN nicht wie die Energie AG in Oberösterreich in manchen Gebieten einen vorläufigen Photovoltaik-Stopp verhängen muss, liege daran, dass die EVN mittels einer intelligenten, dynamischen Regelung die Einspeiseleistung auf 4 KW begrenzen kann. Mit einer solchen dynamischen Leistungsgrenze könne man drei Mal so viele PV-Anlagen anschließen, dabei aber nur 3 bis 5 Prozent des Stroms in der Spitzenzeit verlieren, so Mittermayer.

Schon heute sei es an Sommertagen so, dass Windräder zurückgeregelt werden müssen und Wasser an den Kraftwerken vorbeifließt, weil die Photovoltaik-Anlagen zu gewissen Zeiten die gesamte Stromnachfrage decken, führte Mittermayer aus. Für ihn haben Windkraftanlagen aber dennoch einen sechsmal höheren Wert als PV-Anlagen, weil Windparks in rund 3.000 Stunden im Jahr Strom liefern, während es bei PV nur rund 1.000 Stunden sind. Dazu komme, dass Wind vor allem im Winterhalbjahr Strom erzeuge – in einer Zeit, in der Strom ein kostbares Gut ist, das sonst in Gaskraftwerken erzeugt werden muss.

Unter anderem dank der Erzeugung von Ökostrom ist das operative Ergebnis gestiegen. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) kletterte im Berichtszeitraum um 15,1 Prozent auf 869 Mio. Euro, das Betriebsergebnis (EBIT) erhöhte sich von 331,6 Mio. auf 528,5 Mio Euro. Ins Plus drehte ferner das Finanzergebnis mit 127,6 Mio. Euro, das im Vorjahr noch bei minus 30,5 Mio. Euro gelegen war. Maßgeblich dafür sei die mit 3,60 Euro pro Aktie wesentlich höhere Dividende der Verbund AG für das Geschäftsjahr 2022 gewesen. Etwas geringer fielen die Umsatzerlöse aus, sie sanken um 7,2 Prozent auf rund 3,77 Mrd. Euro.

Vorstand für Sonderdividende für Aktionäre

Für das Geschäftsjahr 2022/23 will der Vorstand der Hauptversammlung eine Dividende von 0,52 Euro pro Aktie zuzüglich einer Sonderdividende von 0,62 Euro pro Aktie, in Summe also 1,14 Euro pro Aktie, vorschlagen. Wie die EVN in der Aussendung bekannt gab, soll die Dividende bis 2030 und darüber hinaus mindestens 0,82 Euro pro Aktie betragen. Im Geschäftsjahr 2023/24 peilt das Management ein Konzernergebnis in der Bandbreite von 420 bis 460 Mio. Euro an.

Die Anleger goutierten das Jahresergebnis. Die EVN-Aktie lag am Donnerstagvormittag an der Wiener Börse 2,3 Prozent im Plus. 51 Prozent der Aktien hält das Land Niederösterreich, weitere 28,4 Prozent gehören der Stadt Wien. Rund ein Fünftel ist in Streubesitz.

NEOS, SPÖ und FPÖ kritisieren Gewinnverdopplung

„Die EVN sackelt die Bevölkerung aus“, reagierte der niederösterreichische SPÖ-Chef Sven Hergovich. Die hohen Gewinne seien „obszön“ und schnellstens an die Bevölkerung zurückzugeben. Erzürnt zeigte sich Hergovich zudem, „dass Schwarz-Blau es zulässt, dass ihre eigene Bevölkerung abgezogen wird“.

Aus der Sicht von Helmut Hofer-Gruber, Energiesprecher der NEOS im niederösterreichischen Landtag, ist das Ergebnis vor allem für die steuerzahlenden Menschen „bitter“: „Sie sind ausgenommen worden wie eine Weihnachtsgans und stehen am Ende des Tages mit leeren Hosentaschen da. Das zeigt, dass die gerade erst verlängerte Strompreisbremse eine riesige Umverteilungsmaschine ist.“

Die Gewinnverdoppelung sei eine „Verhöhnung der Kunden", kritisierte FPÖ-Klubobmann Reinhard Teufel am Donnerstag in einer Aussendung. „Die Verdoppelung der Gewinne muss zu einer sofortigen Preisreduktion für EVN-Kunden führen“, so Teufel weiter. Bei „derartigen Zahlen“ müsse sich eine Senkung der Preise „locker ausgehen“.