Gesundheit

Weichenstellung für Gesundheitsversorgung

Der Finanzausgleich bringt in den kommenden fünf Jahren mehr Geld für das Gesundheitssystem. Wie die Mittel richtig eingesetzt werden und wohin sich die Versorgung entwickeln soll, darum ist es bei einem Gesundheitsgipfel in St. Pölten gegangen.

Insgesamt wird für die Gesundheitsversorgung in Niederösterreich von 2024 bis 2028 zusätzliches Geld in der Höhe von 437,4 Millionen Euro zur Verfügung stehen und zwar sowohl für den spitalsambulanten, als auch für den niedergelassenen Bereich. Die Mittel kommen aus dem Finanzausgleich, auf den sich Bund, Länder und Kommunen im Herbst 2023 geeinigt hatten – mehr dazu in Finanzausgleich und Gesundheitsreform fix (news.ORF.at; 21.11.2023). Dass dieses Geld auch fließt, ist an Bedingungen und Aufgaben geknüpft.

Landesrat Ludwig Schleritzko (ÖVP), der sowohl für die Finanzen als auch für die Landeskliniken zuständig ist, sagte, dass man in Niederösterreich diese Aufgaben auch erfüllen werde. „Wir haben deshalb einen Prozess gestartet, um etwas ins Rollen zu bringen. Wir schauen uns intensiv an, wie die Zukunft der Gesundheitsversorgung in Niederösterreich ausschauen soll, um einerseits das Geld abzuholen und andererseits die bestmögliche Versorgung zu garantieren.“

Viele Politiker und Expertinnen an einem Tisch
ORF/Claudia Schubert
Zum Startschuss für einen „Gesundheitspakt“ kamen Politikerinnen sowie Vertreter von Organisationen, Gemeinden und Städten zusammen

Am Mittwoch trafen Mitglieder der Landesregierung, der Ärztekammer Niederösterreich, der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) sowie Vertreter von Gemeinden und Städten im Landhaus zusammen, um den Startschuss für einen Nachdenkprozess zu geben. „Dieser Gesundheitspakt ist notwendig aufgrund geänderter Rahmenbedingungen. Am Ende soll es einen Mehrwert für die Patienten in Niederösterreich geben“, so Landesrat und NÖGUS-Vorsitzender Christoph Luisser (FPÖ) dazu.

Vorschläge an die Politik erarbeiten

Bei dem Treffen wurden sieben Leitlinien festgelegt: wachsende und alternde Bevölkerung, Behandlung chronischer Krankheiten, jederzeitige Erst- und Akutversorgung, schnelle und vollkommene Rettungskette, optimale Nachsorge und Rehabilitation, hochwertige Aus- und Weiterbildung sowie erstklassige Prävention und Gesundheitsvorsorge. Eine Fachgruppe soll nun Vorschläge für die Zukunft erarbeiten. 15 Monate gibt man sich dafür Zeit.

Eine der Herausforderungen im Gesundheitswesen ist das Personal, vor allem in der Pflege. Hier will man weiter auf Ausbildung und Weiterbildung setzen – Stichwort „Pflegestipendium“. Soziallandesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP) erklärte: „Die Zahlen zeigen in die richtige Richtung. Natürlich ist das ein Prozess, der nicht von heute auf morgen funktioniert. Die Ausbildung an sich braucht Zeit. Es braucht Zeit, sich dafür zu interessieren, deshalb wird das ein Punkt sein, der vielleicht auch erst später schlagend wird. Grundsätzlich wird es ohne ausreichend Personal nicht gehen, deswegen ist das mein eindeutiger Schwerpunkt“, so die Landesrätin.

Telemedizin und Patientenlenkung

Die Herausforderungen bezüglich Personal und einer älter werdenden Bevölkerung stehen einer Weiterentwicklung der Medizin gegenüber. In Zukunft könnten etwa manche Leistungen auch digital statt ambulant angeboten werden. „Wir werden uns genau anschauen müssen, dass wir mehr auf Telemedizin setzen. Da ist der Bund eigentlich der Treiber, weil er sagt, dass wir in Zukunft mehr in die Richtung digital vor ambulant und stationär gehen sollen. All das wird in diesem Prozess mit beleuchtet werden“, sagte Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ).

Abgesehen von mehr Geld brauche es auch eine Strukturreform im Gesundheitswesen, betonte der Präsident der Ärztekammer Niederösterreich, Harald Schlögel. „Wir haben in Österreich, und auch in Niederösterreich, eine sehr hohe Spitalslastigkeit. Das heißt, die Bevölkerung ist es gewohnt, mit Beschwerden in die Krankenhäuser zu gehen. Hier ein Umdenken, also eine Patientenlenkung, zu bewirken, das wird die größte Herausforderung werden“, so Schlögel.

Ambulanzen nach wie vor attraktiver

Dass noch immer Menschen oft als erstes Spitalsambulanzen aufsuchen, anstelle Hilfe im niedergelassenen Bereich zu suchen, habe laut dem niederösterreichischen Patientenanwalt Gerald Bachinger mehrere Gründe. Viele würden etwa erwarten, dass im Krankenhaus die Versorgung besser ist, „was in Wirklichkeit nicht der Fall ist. Sondern man kann wohnortnah natürlich viel besser auf die Bedürfnisse von Patienten eingehen“, so Bachinger im „Niederösterreich heute“-Gespräch.

Zudem seien die Struktur und die Angebote im niedergelassenen Bereich oft nicht ausreichend. „Das heißt, manche Patienten bleibt aufgrund von langen Wartezeiten gar nichts anderes übrig, als dass sie dann in die Ambulanz gehen“, so Bachinger.

Patientenanwalt Bachinger zum Gesundheitspakt

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Um den niedergelassenen Bereich gegenüber den Ambulanzen zu stärken, müsse dieser auch attraktiviert werden. Keine einfache Aufgabe: „Wir müssen neue, innovative Kooperations- und Versorgungsformen finden. Die aber, und das möchte ich betonen, eigentlich über die ärztlich medizinische Versorgung hinausgehen und auch andere Berufsgruppen umfassen“, so Bachinger.