Bewässerungssystem auf einem Feld
ORF.at/Viviane Koth
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Wissenschaft

Rechnungshof kritisiert Wasserwirtschaft

Der Klimawandel betrifft die Wasserwirtschaft in Niederösterreich besonders. Während das Grundwasser sinkt, steigt hierzulande der Wasserbedarf. Eine entsprechende Datengrundlage dazu sei jedoch nicht vorhanden, kritisiert der Rechnungshof.

Der Rechnungshof (RH) veröffentlichte am Freitag den Bericht „Klimakrise – Herausforderungen für die Wasserwirtschaft in Niederösterreich“. Darin werden bestehende und absehbare Auswirkungen der Klimakrise auf die Wasserwirtschaft sowie Maßnahmen gegen die Übernutzung von Grundwasser thematisiert.

Denn die Folgen des Klimawandels auf die Wasserwirtschaft sind vielfältig: Die zunehmende Lufttemperatur, längere Vegetationsperioden, stärkere Verdunstung, häufigere Starkregenereignisse und vergleichsweise wenig Schnee sorgen dafür, dass weniger Grundwasser neu gebildet wird.

Keine Begrenzung und Kontrolle von Bewässerung

Ein Fokus des RH-Berichts liegt auf der Landwirtschaft: 44 Prozent des österreichischen Pflanzenbaus finden in Niederösterreich statt. Zugleich zählen Teile des Bundeslandes zu den trockensten Gebieten Österreichs. In den vergangenen Jahren stieg die Zahl der Betriebe, die ihre Flächen bewässern, von 2.200 auf 3.000. Laut RH sei ein weiterer Anstieg zu erwarten.

Pro Hektar und Jahr werden bis zu 2.000 Kubikmeter Wasser benötigt. Solche Wassermengen können jedoch nur in Gebieten mit guter Grundwasserverfügbarkeit entnommen werden. Der Rechnungshof kritisiert in diesem Zusammenhang die lange Bewilligungsdauer sowie die unzureichende Begrenzung und Kontrolle der Wasserentnahmen.

Digitales Melderegister gefordert

Für die öffentliche Versorgung werde das Wasser derzeit umfangreich umverteilt. Bei einer drohenden Übernutzung von Grundwasservorkommen oder einem akuten Wassermangel kann es laut RH jedoch erforderlich sein, in bestehende Wasserrechte einzugreifen. Dazu könne ein wasserwirtschaftliches Regionalprogramm hilfreich sein. Zudem müssten wasserwirtschaftlich sensible Gebiete als Grundlage für die nachhaltige Erteilung von Nutzungsrechten herangezogen werden, so der RH-Bericht.

Kritik gibt es außerdem daran, dass dem Land Niederösterreich laut RH ein Überblick über die bewilligten und tatsächlichen Wasserentnahmen fehle. Der RH empfiehlt deshalb, das Wasserbuch zu vervollständigen und zu berichtigen sowie eine automatisierte Auswertungsmöglichkeit zu schaffen. Außerdem solle das Landwirtschaftsministerium ein digitales Melderegister für tatsächliche Wasserentnahmen errichten.

Land sieht eigene Wasserstrategie bestätigt

Der Bericht „bestätigt in wesentlichen Punkten unsere Wasserstrategie“, lautete die Reaktion aus dem Landhaus in St. Pölten. Niederösterreich habe bereits 2019 als erstes Bundesland eine umfassende Studie zur Anpassung der Wasserwirtschaft an den Klimawandel erstellt, die durch Planung und konkrete bauliche Maßnahmen umgesetzt werde. „Der gesamte Wasserbedarf kann bei uns aktuell und auch in Zukunft aus Grund- und Quellwasser gedeckt werden. Die Trinkwasserversorgung in Niederösterreich ist gesichert, und mit Transportleitungen gleichen wir regionale Schwankungen aus“, sagte Landeshauptmann-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP).

Das Land und die Landwirtschaftskammer hätten zudem schon 2020 das Kompetenzzentrum Bewässerung eingerichtet, in dem Experten aus Wasser- und Landwirtschaft gemeinsam innovative Methoden in diesem Bereich entwickeln und die Agrarwirtschaft beratend unterstützen würden. Dort werde auch ein wasserwirtschaftliches Regionalprogramm vorbereitet, das einen Ausgleich zwischen unterschiedlichen Nutzungsinteressen unterstützen könne und regionale Grundwasserressourcen schützen solle.

Das vom RH geforderte bundesweite Wasserentnahmeregister werde vom Landwirtschaftsministerium bereits gemeinsam mit den Ländern entwickelt, eine Neuorganisation der Wasserbuchführung sei ebenfalls bereits veranlasst.

Aus dem Ministerium hieß es auf Anfrage von noe.ORF.at, dass man bereits jetzt Entnahmemengen für die Bewässerung und den Bewässerungsbedarf gut abschätzen könne. Man prüfe gemeinsam mit den Ländern, welche Daten zur Bewässerung mit vertretbarem Aufwand zusätzlich erhoben werden sollen. Auch was die Sicherung der Trinkwasserversorgung betrifft, sei eine gemeinsame Evaluierung mit den Bundesländern vorgesehen, welche zusätzlichen Daten erforderlich sind.