Warnstreiks im deutschen Flugverkehr
APA/Robert Jäger
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Wirtschaft

Flugreisen: Ticketpreise dürften hoch bleiben

Der Flughafen Wien in Schwechat hat im Vorjahr 29,5 Millionen Passagiere abgefertigt, das war das zweitbeste Ergebnis in der Geschichte – trotz deutlich erhöhter Ticketpreise. In Zukunft will der Flughafen weiter wachsen und in Nachhaltigkeit investieren.

2023 hat der Flughafen Wien die zweithöchste Anzahl an Passagieren der Geschichte gezählt: 29,5 Millionen Passagiere wurden abgefertigt, nur im Vorkrisenjahr 2019 waren es mehr. Die Auslastung der Flugzeuge sei mit durchschnittlich 80,5 Prozent gar die höchste aller Zeiten gewesen – und das trotz deutlich erhöhter Ticketpreise. An den hohen Ticketpreisen dürfte sich so bald nichts ändern.

Grund sind unter anderem die hohen Treibstoffpreise, aber auch mangelnde Kapazitäten, sagt der Luftfahrtexperte Kurt Hofmann, da weltweit viele Flugzeuge am Boden bleiben müssen. „Bei vielen modernen Airbussen müssen die Triebwerke überholt werden. Das wird zu einem Kapazitätsengpass führen und ich glaube wir werden einen Sommer erleben, wo die Flugzeuge voll sein werden aber, zu wenig Fluggerät verfügbar sein wird“, sagt Hofmann gegenüber noe.ORF.at.

Betroffen seien weltweit 300 Airbusse des Typs A320neo. Allein bei der Lufthansa müssten 20 bis 40 dieser Flugzeuge permanent am Boden bleiben, sagt Hofmann: „Und das schmerzt natürlich den europäischen Flugverkehr.“ Auch bei den Austrian Airlines sind bei Airbussen dieses Typs bereits in der Vergangenheit Probleme aufgetreten – mehr dazu in Neuer AUA-Airbus muss am Boden bleiben, (noe.ORF.at, 25.10.2022).

Schattenseiten des Reisebooms per Flugzeug

Der Reiseboom hat auch seine Schattenseiten. Allein bis Juli 2023 wurde hierzulande laut Mineralölstatistik mehr Kerosin getankt als im gesamten Jahr 2021. Hochgerechnet auf das Gesamtjahr dürften es über 800.000 Tonnen sein, das entspricht einem CO2-Fußabdruck von 2,5 Millionen Tonnen CO2. Die Luftfahrtbranche gehört damit neben der voestalpine, der Wien Energie und der OMV zu den größten Kohlendioxid-Emittenten Österreichs.

Der Flughafen Wien wirbt damit, dass der bereits 2023 CO2-neutral gewesen sei – und auch weiterhin in Nachhaltigkeit investieren wolle. Luftfahrtexperte Hofmann zählt den Flughafen Wien zu den „umweltfreundlichsten“ in Europa. Wenngleich für die Branche als Ganzes keine Klimaneutralität in Sicht sei: „Die Luftfahrt weiß, sie muss auch nachhaltiger werden und es geschieht auch einiges, aber ob man CO2-neutral bis 2050 fliegen kann, das wage ich zu bezweifeln.“

Flughafen Wien will Investitionen verdoppeln

Unabhängig davon hat die Zahl der Urlaubsreisenden seit der Pandemie wieder zugenommen. 2024 prognostiziert der Flughafen Wien Rekordwerte bei Umsatz (970 Mio. Euro) und Nettogewinn (210 Mio. Euro). „Mit der neuen Süderweiterung, die 2027 in Betrieb gehen wird, werden wir hier international zu den Top-Airports aufschließen“, sagt Vorstand Julian Jäger am Montag bei einer Pressekonferenz. Im Februar erfolgt der Spatenstich für die Süderweiterung des Terminal 3.

In Summe sollen die Investitionen in den Flughafen Wien auf über 200 Millionen Euro verdoppelt und in den nächsten Monaten 700 zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen werden. Was den Bau der umstrittenen Dritten Piste angeht, soll frühestens 2025 eine Entscheidung getroffen werden, wurde bei der Pressekonferenz am Montag betont – interne Vorbereitungen würden aber schon 2024 getroffen. Der Vorstand geht von einer Bauzeit von 7 Jahren aus. Der Flughafen hatte 2023 einen Aufschub beantragt und hat nun bis Mitte 2033 Zeit, den Bau der dritten Piste abzuschließen.

Flughafen Wien
ORF.at/Christian Öser
Auch für das Jahr 2024 geht man von 30 Millionen Fluggästen auf dem Flughafen Wien in Schwechat aus

Vorsichtiger Optimismus

Für heuer werden ebenfalls rund 30 Millionen Fluggäste und damit nur ein leichtes Wachstum erwartet – das sei aber nur eine vorsichtige Prognose, so Jäger mit Verweis auf die unsichere geopolitische Lage. Sollte es im Nahen Osten zu einer weiteren Eskalation kommen, könnte dies den Ölpreis in die Höhe treiben und damit Kerosin und Fliegen teurer machen, was die Nachfrage dämpfen würde.

2023 war die Nachfrage nach Urlaubsreisen besonders hoch. Dieses Segment habe sich deutlich stärker erholt als Geschäftsreisen, wo die Folgen der Pandemie nach wie vor sichtbar seien. Top-Reiseziele waren laut Flughafen Wien 2023 Antalya, Mallorca, Barcelona, Bangkok, New York und Taipeh bzw. Deutschland, Spanien und Italien.

Grafik zum Flughafen Wien
Grafik: APA/ORF; Quelle: Flughafen Wien

Weiteres Wachstum erwartet

„Passagierrekorde verzeichnen unsere internationalen Beteiligungen Malta und Kosice, beide haben das Vorkrisenniveau von 2019 bereits übertroffen. Für 2024 gehen wir von einer Normalisierung der Wachstumsraten im Flugverkehr aus. Der in den vergangenen zwei Jahren außerordentlich starke Aufholeffekt nach der Pandemie wird 2024 etwas nachlassen und wir erwarten ein Passagieraufkommen von rund 30 Mio. Fluggästen im Gesamtjahr“ so Vorstand Julian Jäger.

Die internationalen Beteiligungen der Flughafen-Wien-Gruppe hätten 2023 das Vorkrisenniveau sogar übertroffen. Der Flughafen Malta verzeichnete demnach einen Passagieranstieg auf 7.803.042 Reisende, das entspreche einem Zuwachs von 6,7 Prozent im Vergleich zum Vorkrisenniveau 2019. Der Flughafen Kosice erreichte ein Passagierwachstum auf 622.012 Reisende und liege damit 12 Prozent über dem Vorkrisenniveau 2019.