Firma Brucha
ORF/Tobias Mayr
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Wirtschaft

Dämmstofffirma insolvent: 500 Mitarbeiter betroffen

Über das Vermögen der Firma Brucha aus Michelhausen (Bezirk Tulln) ist am Mittwoch am Landesgericht St. Pölten der Antrag auf Eröffnung eines Sanierungsverfahrens gestellt worden. Diesem wurde noch am Vormittag Folge geleistet. 504 Dienstnehmerinnen und Dienstnehmer sind betroffen.

Creditreform, KSV1870 und AKV informierten über den Antrag auf Eröffnung eines Sanierungsverfahrens mit Eigenverwaltung. Das freie Aktivvermögen betrage im Liquidationsfall 34,4 Millionen Euro, dem Verbindlichkeiten von 75 Millionen gegenüberstünden, berichtete Creditreform. Das Unternehmen bewerte die frei verfügbaren Aktiva mit 17,4 Millionen Euro im Rahmen eines theoretischen Zerschlagungsszenarios und 18,9 Millionen Euro auf Basis der Buchwerte zum 31. Dezember 2023, teilte der KSV mit.

Die Passiva wurden mit 74,2 Millionen Euro beziffert. Der AKV nannte gemäß vorgelegtem Vermögensstatus etwa 59 Millionen Euro an Verbindlichkeiten, von denen Eigenangaben zufolge rund 20,6 Millionen fällig seien.

Unternehmen wurde 1948 gegründet

Brucha produziert seit 75 Jahren Dämmstoffe für Industrie- und Gewerbebauten. Das Unternehmen betreibt laut Creditreform drei Geschäftsbereiche: Produktion und Verkauf von Dämmpaneelen, modularen Kühl- und Gefrierzellen sowie von PS-Dämmplatten. Brucha verfüge weltweit über Niederlassungen, so der AKV. Der Vertrieb werde jedoch von Österreich und Deutschland aus geführt.

Die Insolvenz resultiere aus mehreren Faktoren, berichtete Creditreform, und verwies auf fehlerhafte Investitionsentscheidungen, insbesondere aufgrund unrealistischer Markteinschätzungen und mangelnder Rentabilitätsberechnungen, Festhaltens an unrentablen Geschäftsbereichen und Niederlassungen trotz anhaltender Verluste, sowie auf eine unzureichende finanzielle Planung und Überwachung. Das habe zu einer Verschärfung der Liquiditätsprobleme, letztlich zur Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung geführt. Den Gläubigern wird ein Sanierungsplan mit einer Quote von 30 Prozent ihrer Forderungen geboten, zahlbar innerhalb von zwei Jahren nach Annahme.

Kalkulationsfehler, Reklamationen und Reparaturschäden

Insolvenzursachen laut Eigenangaben des Unternehmens seien dem KSV zufolge u. a. Fehlinvestitionen in maschinelle Ausstattung, hohe Quersubventionen in Vertriebsunternehmen in den USA, in Singapur und in der Schweiz, Kalkulationsfehler bei Großprojekten sowie Millionenaufwand durch Reklamationen und Reparaturschäden. Gespräche mit Banken und potenziellen Investoren seien ohne Ergebnis geblieben.

Das Abgleiten in die Insolvenz werde auf die schlechte Marktlage und mangelnde Vertriebsstruktur in der Schweiz zurückgeführt, die in weiterer Folge auch geschlossen worden sei, schrieb der AKV. Darüber hinaus sei es bei der Niederlassung in den USA zu Umsatzausfällen gekommen, ebenso in Singapur aufgrund von pandemiebedingten Einreisebeschränkungen. Weiters werde der Insolvenzverfall auf Reklamations- und Reparaturschäden, erhöhte Energiekosten sowie auf den Anstieg bei den Rohstoffpreisen zurückgeführt.