Schweine Haltung Hubmann Räumung Behörde
ORF/Schwarzwald-Sailer
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Landwirtschaft

Neue Hoffnung für umstrittene Schweinehaltung

Feld statt Vollspaltenboden lautet das Haltungsmotto der Landwirte Hubmann aus Gerersdorf (Bezirk St. Pölten). Für ihren Betrieb fehlt bisher aber die behördliche Bewilligung. Am Mittwoch sollte die Zwangsräumung besprochen werden, es gibt aber Grund zur Hoffnung.

Per eingeschriebenem Brief hat die Bezirkshauptmannschaft St. Pölten für Mittwoch, 7.2.2024, um 9.00 Uhr einen Lokalaugenschein angekündigt – samt Polizeischutz. Dabei sollte geprüft werden, wie der Betrieb samt Tieren geordnet geräumt werden kann. Tierschützer machten auf diesen Termin auch im Vorfeld mit einer Aussendung aufmerksam.

Doch auch nach stundenlangem Warten war am Feld von Andreas Hubmann Mittwochfrüh von der Behörde niemand erschienen. „Ich habe bisher keine Mitteilung bekommen, ob heute noch jemand kommt oder ob der Termin verschoben wird“, ärgerte sich der Landwirt. Immerhin wäre es auch das erste Mal gewesen, wo sich die Behörde von der Schweinehaltung ein Bild vor Ort machen sollte.

Schweine Haltung Hubmann Räumung Behörde
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Am Mittwoch besichtigte auch eine Gruppe irischer Landwirte den Betrieb bzw. die innovative Haltung der Schweine

„Störung nicht ausgeschlossen“

Auf Anfrage von noe.ORF.at teilte die Behörde am Nachmittag mit: „Der Bezirkshauptmannschaft St. Pölten lagen Hinweise vor, wonach eine Störung des Lokalaugenscheines nicht ausgeschlossen werden konnte. Um die Sicherheit aller Beteiligten zu gewährleisten, fand der Lokalaugenschein daher nicht statt.“ Dabei sollte der Termin sogar mit Polizei stattfinden. Ob es einen Ersatztermin gibt, bleibt offen.

Stattdessen besichtigte am Mittwoch eine Gruppe irischer Landwirte den Betrieb. Denn die Brüder Hubmann betreiben auf dem Feld hinter ihrem Bauernhof seit vier Jahren ein neues System der Schweinehaltung: In mobilen Zelten auf dem Feld. Für dieses System, das aus Großbritannien kommt und auch schon in Deutschland bewilligt wurde, gibt es in Österreich noch keine Richtlinien.

Räumung wegen illegaler Haltung

Laut der Bezirkshauptmannschaft St. Pölten braucht es dafür eine wasserrechtliche Bewilligung. „Die bisher vorgelegten Projektunterlagen haben diesen Erfordernissen nicht entsprochen.“ Das Problem aus Sicht der Behörde ist die Nitratbelastung durch den Kot der Schweine, die in das Grundwasser gelangen könnte. Derzeit ist die Haltung also illegal, weshalb es auch den Räumungsbescheid gibt.

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Statt Gülle, wie in einer konventionellen Schweinehaltung, erzeugen Thomas und Andreas Hubmann durch ihre Haltungsform Erde

Andreas Hubmann, der die Landwirtschaft gemeinsam mit seinem Bruder Thomas betreibt, will aber weiter um seine Haltungsform kämpfen, „weil wir mit unseren Gutachten beweisen können, dass hier keine Gefährdung von Grundwasser besteht und wir das im neuen Ansuchen rechtlich auch durchbringen wollen.“ Das Problem sei vielmehr, „dass das für die Behörde einfach Neuland ist und hier keiner Verantwortung übernehmen will.“

Erste Gespräche mit Bezirkshauptmann

Auch Forscher der Universität für Bodenkultur wollen die Haltung gemeinsam mit Betrieben in anderen Bundesländern wissenschaftlich prüfen, auch um die Auswirkungen auf das Grundwasser beurteilen zu können. Dazu soll es nächste Woche zumindest ein erstes Gespräch mit dem Bezirkshauptmann geben, zudem die BH eingeladen habe, hieß es am Mittwoch, auch Hubmann sei dazu eingeladen.

Für die Brüder ist das ein Grund zur Hoffnung, langfristig brauche es aber gesetzliche Änderungen und klare Rahmenbedingungen. „Wir haben dazu auch schon das Bundesministerium und den Bundesminister (Anm.: Norbert Totschnig von der ÖVP) angefragt, ob er sich auch hier einsetzt, nicht nur für die Erweiterung von Vollspaltenböden, sondern auch für Freilandhaltungen.“ Doch eine Rückmeldung gebe es bisher noch nicht.