Frau mit Kreditkarte und Geldtasche vor Computer
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Chronik

Pilotprojekt: Finanzführerschein an Schulen

An zwölf Schulen in Niederösterreich soll das Pilotprojekt „Finanzführerschein“ eingeführt werden. Junge Menschen sollen im Zuge von fünf kostenlosen Modulen frühzeitig lernen, verantwortungsbewusst mit Geld umzugehen und Verschuldung zu vermeiden.

Das erste eigene Geld ist für viele junge Leute etwas Besonderes. Doch auch der Umgang damit will gelernt sein. Deshalb führen Land, Arbeiterkammer (AK) und Schuldnerberatung Niederösterreich an ausgewählten Schulen den „Finanzführerschein“ ein. Fünf praxisnahe Module werden kostenlos angeboten, darin soll es um die Schlüsselkompetenzen im Umgang mit dem eigenen Geld gehen.

Die Schülerinnen und Schüler sollen unter anderem Informationen über Budgetplanung, Sparen und Investitionen erhalten. Der Fokus liege dabei auch auf der Sensibilisierung für mögliche Fallstricke im Umgang mit Geld, sowie der Vermeidung von Überschuldung, heißt es von Land, AK und Schuldnerberatung in einer gemeinsamen Aussendung.

Frühe Verschuldung

„Die steigenden Lebenshaltungskosten und die allgemeine Teuerung belasten die Geldbörsen der Menschen. Insbesondere junge Menschen, die kurz vor dem Eintritt ins Erwerbsleben stehen, müssen darauf vorbereitet werden, sicher mit ihrem ersten eigenen Einkommen umzugehen“, so Arbeiterkammer-Präsident Markus Wieser. Finanzielle Bildung sei ein zentraler Baustein für den sicheren Umgang mit Geld. Gerade Online-Shopping und Einflüsse durch Social Media auf das Konsumverhalten würden jedoch große Herausforderungen darstellen. Der Finanzführschein soll hier zur Aufklärung beitragen.

Denn die Zahlen zeigen: Der Umgang mit Geld fällt vielen jungen Menschen nicht leicht. „Im letzten Jahr waren über 30 Prozent unserer Klienten unter 35 Jahre alt, sechs Prozent sogar unter 25 Jahre. In konkreten Zahlen bedeutet dies, dass 1.200 unserer Klienten bereits in jungen Jahren überschuldet sind und ohne fremde Hilfe aus dieser Situation nicht mehr herauskommen", sagt Michael Lackenberger, Geschäftsführer der Schuldnerberatung Niederösterreich.

Oft bleibe es aber nicht nur bei der Verschuldung, sondern es würde auch eine gesellschaftliche Ausgrenzung hinzukommen. Lackenberg wünscht sich deshalb für „die Zukunft, dass der Finanzführerschein genauso wichtig wird wie der Autoführerschein.“

Finanzführerschein
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Mit dem Finanzführerschein sollen Jugendliche etwa über Schuldenfallen oder Versicherungen aufgeklärt werden

Bereits im April 2013 wurde das Pilotprojekt an den drei Testschulen Böheimkirchen (Bezirk St. Pölten), Mank-Melk (Bezirk Melk) und St. Valentin (Bezirk Amstetten) erstmals angeboten worden – mehr dazu in Finanzführerschein warnt vor Schuldenfallen (noe.ORF.at; 24.4.2023). Nun seien zwölf Schulen ebenfalls interessiert. Neun davon sind Polytechnische Schulen.

Finanzwissen für Frauen besonders wichtig

„Wir wollen mündige Käuferinnen und Käufer, mündige junge Menschen, die ihre Entscheidungen nicht einfach so treffen, sondern weil sie wissen, was sie tun“, so Bildungslandesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP). Finanzwissen sei insbesondere auch für junge Frauen und ihre Unabhängigkeit wichtig. Finanzielle Bildung sei aber ebenso in Krisenzeiten wichtig – auch deshalb wolle man die Kompetenz der jungen Menschen stärken.

Mit weniger Geldsorgen würde zudem eine größere Entscheidungsfreiheit in der Lebensgestaltung einhergehen, ergänzt Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ). „Mit der Förderung des Wissens rund um Geld leisten wir auch einen Beitrag für den Schutz vor Armut und sozialer Ausgrenzung“, so die Landesrätin. Hier gäbe es noch etwas zu tun: „Die Durchschnittsverschuldung von jungen Menschen hat sich von 2019 bis 2023 von 26.758 Euro auf 28.081 gesteigert“, so Königsberger-Ludwig.