Landesklinikum Waidhofen an der Ybbs
ORF/Thomas Koppensteiner
ORF/Thomas Koppensteiner
Chronik

Aus für Geburtenstation: „Tränen und Wut“

Seit Freitag ist es fix: Geburtenstation und Gynäkologie im Landesklinikum Waidhofen an der Ybbs werden geschlossen, weil es zu wenige Fachärzte im Klinikum gibt. „Die Reaktionen reichten von Tränen bis zu Wut“, so Betriebsratsvorsitzender Karl Streicher.

Am Montag hatte der Vorstand der Landesgesundheitsagentur (LGA) das Aus für die Abteilung Frauenheilkunde und Geburtshilfe beschlossen, am Donnerstag wurden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter darüber informiert. Einige von ihnen hätten bereits Jahrzehnte hier gearbeitet und seien dementsprechend sehr betroffen, sagt der Betriebsratsvorsitzende des Landesklinikums Waidhofen an der Ybbs, Streicher, gegenüber noe.ORF.at.

„Man muss sich vorstellen, wenn man hier 20, 30 Jahre als Hebamme, Pflegekraft oder Mediziner arbeitet und in den letzten Jahren immer ein massiver Personalmangel da war – zwischen Höhen und Tiefen, Bangen und Hoffen, geht es weiter oder nicht – und dann erfährt, dass die Abteilung, für die man alles gegeben hat und für die man gelebt hat, geschlossen wird, dann wird einem der Boden unter den Füßen weggezogen. Das war für die Mitarbeiterinnen sehr dramatisch und hat auch mich als Betriebsrat sehr betroffen gemacht.“

Die Landesgesundheitsagentur führte am Freitag einen „eklatanten Personalmangel im ärztlichen Bereich“ ins Treffen. Das Aus für die Geburtenstation und Gynäkologie sei eine „schwierige Entscheidung“ gewesen, so LGA-Vorstand Konrad Kogler, sein Vorstandskollege Alfred Zens sprach von einem „alternativlosen Schritt“. Zahlreiche Recruitingmaßnahmen über die vergangenen Jahre seien letztlich immer wieder erfolglos geblieben. Man habe keine weiteren Fachärztinnen oder Fachärzte für Waidhofen gefunden.

„Ich glaube, dass es nicht nur für Waidhofen schwierig ist. Man braucht sich nur in der Region, in Niederösterreich, in Österreich, europaweit umschauen“, sagt Streicher im Interview. „Es ist überall schwierig, Fachärzte zu finden, vor allem im Fach der Gynäkologie und Geburtshilfe, weil es ein sehr herausforderndes und risikobehaftetes Fach ist.“

Aus für Geburtenstation in Waidhofen/Ybbs

Im Landesklinikum Waidhofen an der Ybbs werden die Geburtenstation und die Gynäkologie geschlossen. Grund dafür ist laut Landesgesundheitsagentur (LGA) ein Personalmangel bei Ärztinnen und Ärzten. Betroffene Frauen müssen ab 24. März in andere Spitäler ausweichen.

Mitarbeiterinnen sollen in andere Kliniken wechseln

Mit den betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Abteilung werden nun Einzelgespräche über ihre Zukunft geführt. Laut der Landesgesundheitsagentur soll es keinen Personalabbau geben, man möchte das Personal in anderen Abteilungen bzw. in anderen Kliniken halten. Die rund 350 Geburten jährlich dürften sich laut LGA etwa zur Hälfte auf Amstetten und zu je einem Viertel auf Scheibbs und Steyr (Oberösterreich) aufteilen.

„Ich habe die Zusage als Betriebsrat, dass alle Kolleginnen und Kollegen im Mostviertel in einem Klinikum einen Platz finden werden“, so Betriebsratsvorsitzender Streicher. „In der Pflege wird man versuchen, dass sie im Haus bleiben können. Bei den Hebammen wird man nach Möglichkeit in Amstetten, Scheibbs oder Melk schauen, weil dort die Geburten von Waidhofen hingehen, und bei den Medizinern kann man sagen: Sie können es sich in Niederösterreich aussuchen, weil es kein Klinikum gibt, wo kein Bedarf an Fachärzten ist.“

Ab 24. März sind in Waidhofen an der Ybbs keine Geburten mehr möglich. Schwangere aus der Region dürften großteils nach Amstetten, Scheibbs oder Steyr ausweichen.

Laut Streicher sei in den vergangenen Jahren im Bereich der Ärzteausbildung die Entwicklung hin zum Fachkräftemangel übersehen worden. „Die Fachärzteausbildung ist in den letzten zehn, 15, 20 Jahren aus dem Ruder gelaufen, sonst hätten wir nicht den Mangel, den wir jetzt haben. Das ist gleich, ob das Anästhesie, Gynäkologie, Interne oder Chirurgie ist – der Mangel an Medizinern ist flächendeckend da.“

LGA: Standort in Waidhofen „nicht infrage zu stellen“

Zum Klinikstandort in Waidhofen an der Ybbs an sich gab es am Freitag von der LGA allerdings ein klares Bekenntnis. Man werde „das Leistungsangebot in Waidhofen weiterentwickeln. Der Standort in Waidhofen ist nicht infrage zu stellen“, betonte Vorstand Zens.

„Ich glaube es, ich bin Optimist“, sagt Betriebsratsvorsitzender Streicher dazu. „Waidhofen ist mit der Urologie, der Augenabteilung, dem Herzkatheter, der Chirurgie und der Internen sehr gut aufgestellt. Daher bin ich überzeugt, dass es weitergehen wird.“