Zwei Wölfe stehen im Wald
APA/Karl-Josef Hildenbrand
APA/Karl-Josef Hildenbrand
Umwelt & Klima

Anzahl der Wölfe steigt weiter

Die Zahl der Wölfe, die sich zumindest eine Zeit lang in Österreich aufgehalten haben, ist 2023 erneut gestiegen. 96 Wölfe (im Jahr zuvor rund 79) wurden im gesamten Bundesgebiet nachgewiesen. Darunter befanden sich 18 Welpen, die sich auf sechs Rudel verteilten.

Die aktuell vorliegenden Zahlen, die eine erneute Zunahme der Wolfspopulation belegen, stammen aus einer Zusammenfassung der Daten aus den Bundesländern in Kooperation mit dem Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie, die das Österreichzentrum Bär, Wolf, Luchs am Dienstag präsentierte.

Im Vergleich zur gestiegenen Anzahl der Tiere im Jahr 2023 wurden 2021 noch 53 Individuen gezählt (39 erwachsene Wölfe und 14 Jungtiere). 2022 waren es bereits 79 (45 adulte und 28 Jungtiere sowie sechs weitere, von denen nur ein Fotonachweis vorlag).

Zahlen schildern nur Wölfe aus, die nachgewiesen wurden

Gesichert nachgewiesen wird der Aufenthalt eines Wolfs per DNA-Nachweis. Die genetischen Proben können an der Stelle, wo ein Tier gerissen wurde, aus hinterlassenen Losungen, Haaren und Speichel genommen werden. Zusätzlich können auch Fotofallenbilder als Nachweis herangezogen werden, wie Albin Blaschka, Geschäftsführer des Österreichzentrums Bär, Wolf, Luchs im steirischen Irdning-Donnersbachtal im Gespräch mit der APA ausführte.

Im Bereich der Rudel gab es in den vergangenen Jahren viel Fluktuation, schilderte Blaschka. So wurden 2021 drei Rudel bestätigt: Im niederösterreichischen Allentsteig sowie Gutenbrunn (beide Bezirk Zwettl) und ein weiteres im Dreiländereck Böhmerwald. 2022 konnten sieben Rudel gezählt werden, weil vier Rudel in Niederösterreich und Kärnten hinzukamen. In Niederösterreich befanden sie sich im Raum Arbesbach und Harmanschlag (Bezirk Gmünd). Sie dürften zugezogen sein, denn in den Jahren 2020 und 2021 waren dort noch keine Hinweise auf Reproduktion gefunden worden. Die Rudel in Kärnten befanden sich 2022 im Hochstadel-Gebiet an der Grenze zu Osttirol und am Kreuzeck.

Hohe Mobilität erschwert Nachweise

Ein Rudel besteht aus den Elterntieren, den diesjährigen Jungtieren und einigen Jungwölfen aus den vergangenen Jahren. „Wölfe sind hochmobile Tiere. Im zweiten Lebensjahr verlassen die Jungen das elterliche Rudel und überwinden weite Strecken, um ein geeignetes Gebiet und einen eigenen Partner zu finden. Dabei legen sie bis zu 1.500 Kilometer zurück“, erklärte Blaschka.

Österreich liege in der Mitte stetig wachsender Wolfsbestände in den Nachbarländern, deren „Auswanderer“ auch Österreich erreichen. Viele der Wölfe, die nach Österreich kommen, werden jedoch nur für kurze Zeit nachgewiesen. Die Mehrzahl der in einem Jahr genetisch erfassten Wölfe ist neu zugewandert (abgesehen von den Welpen), wird aber nur für kurze Zeit nachgewiesen, wie Blaschka ausführte.

2023 wurden sechs Rudel ausgemacht, und mit Stand Februar 2024 geht man von fünf Rudeln aus: vier Rudel in Niederösterreich – in Allentsteig, Harmanschlag, Gutenbrunn und Arbesbach. Vom Rudel an der Grenze zum Böhmerwald gab es 2022 den letzten Nachweis. In Kärnten wurde im bisherigen Jahresverlauf ein Rudel im Gebiet des Dobratsch nachgewiesen.

Wolf galt bereits als ausgestorben

Der Wolf (Canis lupus) wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts im Gebiet des heutigen Österreichs ausgerottet. 1882 wurde der angeblich „letzte Wolf Österreichs“ im Wechselgebiet geschossen. Danach gab es nur mehr vereinzelte Wölfe, die erlegt wurden. Ab 2009 wurden jährlich mehrere Tiere nachgewiesen, wie Blaschka erläuterte. Bis 2015 blieb die Zahl der jährlich festgestellten Wolfsindividuen unter zehn.

Wölfe
ORF
Auf der Suche nach Nahrung kommt es bei Wölfen zu Wild- und Nutztierrissen, menschliche Nähe scheuen die Tiere grundsätzlich

2016 entstand das erste Rudel am Bundesheer-Truppenübungsplatz Allentsteig und produziert seither durchschnittlich sechs bis acht Welpen jährlich. Der Wolf ist gemeinsam mit den beiden anderen „großen Beutegreifern“ Bär und Luchs in der FFH-Richtlinie (Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie der EU) geschützt.

Die Bestandsschätzung steht vor zwei Herausforderungen: Nicht alle Wölfe werden individuell oder gar überhaupt erfasst und viele Wölfe halten sich deutlich kürzer als ein Jahr in Österreich auf. Die Zahlen und abgeleiteten Grafiken beziehen sich daher auf eine Mindestanzahl an Wölfen, die sich im Laufe eines Jahres zumindest für einige Zeit im Staatsgebiet aufgehalten haben.

Einzelne Wölfe sorgen immer wieder für Aufregung und Diskussionen. Zuletzt wurde auch mehrfach der Abschuss einiger Tiere gefordert. Der jüngste Fall stammt aus Oberösterreich, wo jetzt erneut ein Wolf zum Abschuss freigegeben wird. In einer Siedlung nahe der Grenze zu Tschechien wurde das Tier seit Anfang Februar mehrmals vergrämt, nun hat die Jägerschaft vier Wochen Zeit, um es zu erlegen – mehr dazu in „Erneut Wolf zum Abschuss freigegeben“ (ooe.ORF.at; 27.2.3024).