Arbeit in Werkstatt
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Soziales

Lohn statt Taschengeld soll Realität werden

Menschen mit Behinderung, die in sozialen Werkstätten arbeiten, erhalten zurzeit ein monatliches Taschengeld von 92 Euro. Das soll zu einem richtigen Gehalt werden, wurde bei der Eröffnung der Werkstatt St. Leonhard am Forst (Bezirk Melk) in Aussicht gestellt.

5.000 Menschen mit Behinderung arbeiten in Niederösterreich in sozialen Werkstätten, großteils betrieben von der Caritas oder der Lebenshilfe. Eine dieser Werkstätten ist jene in St. Leonhard am Forst (Bezirk Melk), die 1986 mit elf Klientinnen und Klienten gegründet wurde, zwischenzeitlich aber mit mehr als 50 Personen aus allen Nähten platzte.

So wurde im benachbarten Mank im Jahr 2021 eine neue Werkstatt eröffnet, wohin die Hälfte der Belegschaft von St. Leonhard übersiedelte. Im Stammhaus aber wurde großzügig umgebaut und modernisiert. Im Oktober zogen 25 Klientinnen und Klienten ein, um in einem großzügigen Umfeld zu arbeiten, wie Leiterin Michaela Streimelweger betont: „Die Werkstatt ist für 40 Arbeitsplätze ausgerichtet, wir haben also das Potenzial, wieder neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aufzunehmen. Das ist eine sehr angenehme Situation für alle, denn die Platznot zuvor war extrem.“

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In der Werkstatt des Stammhauses ist jetzt wieder Platz für neue Klientinnen und Klienten

Nötig: Kranken- und Pensionsversicherung

Die neue Werkstatt wurde nun offiziell eröffnet, wobei ein Thema immer wieder zur Sprache kam: die finanzielle Absicherung der Menschen mit Behinderung in diesen Einrichtungen. Statt der derzeit 92 Euro sollen demnach reale Löhne in Höhe von mehr als 1.000 Euro brutto gezahlt werden, wie es auch im Programm der Bundesregierung steht.

Hannes Ziselsberger, Direktor der Caritas der Diözese St. Pölten, spricht von einem Grundgehalt, vor allem aber den nötigen Sozialleistungen, die damit verbunden sind, wie Kranken- und Pensionsversicherung: „Damit würde den Eltern von Menschen mit Behinderung eine große Last von den Schultern genommen werden.“ Allerdings könne die Caritas das nicht aus den Erträgen der Erzeugnisse finanzieren, die in den Werkstätten angefertigt werden. Ziselsberger betonte die Hilfe aus der öffentlichen Hand: „Wir sind mit der Finanzierung auf das Land angewiesen.“

Lohn statt Taschengeld: Wer wird zahlen?

Aber es spießt sich bei der Realisierung. Soziallandesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP) sagte im Zuge der Eröffnung: „Ich habe es in meiner Abteilung ausrechnen lassen: Es wären rund 79 Millionen Euro, die das Land dafür leisten müsste. Das ist ein Betrag, den man irgendwoher nehmen muss. Das ist eines der Themen, die es zu beackern gilt, aber der Weg ist vorgezeichnet und das Ziel ist in Sichtweite.“ Auch Susanne Rosenkranz, Landesrätin für Arbeit (FPÖ), stellt sich hinter die Forderung: „Es wird eine Lösung geben, da bin ich sicher, aber es wird noch dauern. Es ist ein Bohren dicker Bretter, aber wir sind dran und wir geben nicht auf.“

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Sozialmarkt wird demnächst eröffnet

Es gibt eigentlich niemanden – auch nicht im Sozialministerium – der sich gegen diese Forderung stellt, nur wer letztendlich wie viel zahlen muss, ist noch offen. In St. Leonhard wird währenddessen weiter gearbeitet: an Körben, Erstkommunion-Kreuzen oder Insektenhotels, um nur eine kleine Auswahl dessen zu nennen, was dort angefertigt wird.

Die neueste Einrichtung steht kurz vor der Eröffnung: Der siebente Sozialmarkt der Caritas in Niederösterreich, beliefert von umliegenden Lebensmittelhändlern und -erzeugern. Es handelt es sich um Lebensmittel zu günstigen Preisen für Menschen mit geringem Einkommen, der Markt wird von Menschen mit Behinderung betreut.