Talstation im Skigebiet Lackenhof
ORF/Thomas Koppensteiner
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Chronik

Saisonende: „Werden noch länger Germknödel essen“

Das frühe Saisonende im Skigebiet in Lackenhof (Bezirk Scheibbs) macht auch den Betrieben zu schaffen, die vom Wintertourismus leben. „Wir werden noch länger Germknödel essen“, sagt Gastronom Josef Pichler. Auch Hotels und der Skiverleih haben Einbußen.

Es sind nur noch wenige Wintersportgäste, die derzeit in Lackenhof ihr Quartier beziehen – und wenn, dann nur zum Schlafen. Am Vormittag machen sich einige wenige Reisebusse und Autos mit Skiboxen am Dach auf den Weg zum Hochkar. Das etwa 20 Kilometer entfernte Skigebiet bei Göstling (Bezirk Scheibbs) liegt nicht nur höher, sondern verfügt auch über eine bessere Beschneiung und plant als einziges Skigebiet im Bundesland mit einem Liftbetrieb bis 1. April.

Am Ötscher war hingegen diese Saison früher Schluss als vorgesehen. Der mildeste Februar der Messgeschichte hat praktisch den ganzen Schnee weggeräumt. Ende des Monats wurde der Liftbetrieb eingestellt, seitdem flattert eine Stornierung nach der anderen herein. „Im März schaut es ganz schlecht aus. Bei uns wurde alles abgesagt“, sagt Walter Pöllinger, Obmann des Tourismusverbandes Ötscher und selbst Gastwirt und Inhaber einer Pension in der Langau bei Lackenhof.

30 Prozent weniger Nächtigungen

Zehn Beherbergungsbetriebe, ebenso viele Privatzimmervermieter, die Skischulen, der Skiverleih, der Langlaufverein, die Hüttenwirte und zahlreiche Zulieferbetriebe bekommen nun die Auswirkungen des verfrühten Saisonendes zu spüren. Laut Pöllinger hängen rund 100 Arbeitsplätze in Lackenhof direkt am Wintertourismus. „Das Stimmungsbild ist so, dass man nichts machen kann bei dieser extremen Wetterlage. Man muss einfach versuchen, das Beste daraus zu machen und drüberzukommen.“

Rezeption einer Unterkunft in Lackenhof
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30 Prozent Minus: Tourismusobmann Walter Pöllinger rechnet für diese Saison mit einem deutlichen Nächtigungsrückgang

Von den durchschnittlich 30.000 Nächtigungen im Winter ist man weit entfernt. Der Tourismusobmann geht von einem Minus von 30 Prozent aus. Die Devise für die Betriebe laute nun, „sich einzuschränken, Kosten zu minimieren und für den Sommer zu schauen, dass sich etwas tut.“

Gastronomie im Skigebiet leidet

Alles andere als erfreulich war die Saison auch für den Pächter des „Ötschertreffs“ in der Talstation und der Eibenhütte am Fuße des Kleinen Ötschers. Familie Pichler, die in der Wachau mehrere Hotels betreibt, war erst vor drei Jahren am Ötscher eingestiegen. „Es ist keine befriedigende Lage für die Mitarbeiter und den Betrieb“, sagt Seniorchef Josef Pichler. Er rechnet mit einem Umsatzrückgang von 35 bis 40 Prozent, „der sich letztlich auch in einem geringeren Betriebsergebnis widerspiegeln“ werde.

In der Gastronomie ist die Herausforderung zudem, dass viele Produkte bereits im Vorfeld gekauft und eingelagert wurden. „Wir versuchen sie teilweise zurückzugeben. Man muss sich jeweils das Mindesthaltbarkeitsdatum anschauen, was man verbrauchen kann. Wir haben Gott sei Dank das Glück, dass wir andere Betriebe haben und können versuchen, das dort zu verkaufen. Wobei: Germknödel im Sommer zu verkaufen, wird nicht einfach. Auf denen werden wir wahrscheinlich ein bisschen sitzenbleiben.“

Betriebe unterschiedlich hart betroffen

Laut Mario Pulker, Fachverbandsobmann für Gastronomie und Hotellerie in der Wirtschaftskammer, sind bei jenen Betrieben, die bereits schließen mussten, generell Umsatzrückgänge von bis zu 38 Prozent zu erwarten. Die Einbußen würden die Betriebe jedoch unterschiedlich hart treffen. „Für die Betriebe, die nur diese eine Saison haben, nur von einem Skigebiet abhängig sind und keine Wanderzeiten im Sommer haben zum Beispiel – für die ist das natürlich existenzbedrohend“, so Pulker im „Niederösterreich heute“-Interview.

Fachverbandsobmann Pulker zum Wintertourismus

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Die frühlingshaften Temperaturen der Wintersaison seien laut Pulker aber bei weitem nicht die einzigen Herausforderungen für die Gastronomen. Gestiegene Kosten für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Lebensmittel und Energie machen den Betrieben zu schaffen. „Daher sehen sie auf der einen Seite: Was müssten wir verlangen? Und auf der anderen Seite: was kann man verlangen? Und dazwischen gibt es das Delta, wo man schauen muss, dass man halt überleben kann“, sagt Pulker.

Skiverleih: Einbußen „fast im sechsstelligen Bereich“

Massive Einbußen muss auch Franz Heher, Chef eines Sportgeschäfts samt Skischule und Skiverleih in Lackenhof, hinnehmen. Der Umsatzrückgang liege „fast im sechsstelligen Bereich“, berichtet er im Gespräch mit noe.ORF.at. Nach einem guten Saisonstart sei nach den Semesterferien ein „totaler Einbruch“ gekommen. „Für uns heißt das im Klartext: Jetzt ist die Vorbestellzeit für die nächste Saison und da werden wir massiv zurückstecken.“

Sporthotel in Lackenhof und Blick auf den Kleinen Ötscher
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Es grünt so grün: Am Kleinen Ötscher sind noch die letzten Spuren des Winters zu sehen, an Skifahren ist nicht mehr zu denken

Den Diskussionen um die Zukunft des Skifahrens in Lackenhof kann Heher jedoch nichts abgewinnen. „Ich beobachte die Interviews und Reportagen sehr genau und sie gefallen mir in Wirklichkeit gar nicht. Ich sehe, dass bei uns die Beschneiung absolut verbessert gehört. Wir müssen auf den gleichen Stand gebracht werden wie unsere Nachbarskigebiete und dann schaffen wir das.“ Man wisse, dass in Lackenhof in fünf Jahren ein Winter dabei sei, der nicht optimal laufe. „Darauf haben wir uns eingestellt.“

Verhandlungen über Ganzjahreskonzept laufen

Das Skigebiet in Lackenhof war Ende November 2021 – kurz vor dem damaligen Saisonstart – vor dem Aus gestanden. Für die damalige Eigentümerin, die Schröcksnadel-Gruppe, waren die Ötscherlifte „wirtschaftlich nicht mehr zu führen“. Kurz darauf übernahm das Land die Lifte – vorerst befristet auf knapp zwei Jahre und an die Bedingung geknüpft, dass sich die Ötscherregion touristisch auf neue Beine stellt – mehr dazu in Lackenhof: Viel Freude und noch mehr Arbeit (noe.ORF.at; 4.12.2021).

Tourismusobmann Pöllinger sieht für Lackenhof durchaus eine Zukunft und verweist auf laufende Verhandlungen mit den Grundbesitzern und dem Land. Es gehe darum, „eine Lösung für die Zukunft zu finden, die nicht ganz so ski- und schneeabhängig ist.“ Details zu den Gesprächen wollte er nicht nennen, nur so viel: „An und für sich sind alle gewillt, etwas zu tun.“