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pixabay/DarkoStojanovic
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Gesundheit

Personalmangel: Spitäler testen neues Ärztemodell

Niederösterreichs Spitäler kämpfen gegen einen Personalmangel. Mit fünf Maßnahmen will das Land die Arbeitsbedingungen verbessern. Ein neues Karrieremodell soll nun etwa die Verantwortlichkeiten der Oberärztinnen und Oberärzte aufteilen.

Wegen eines Mangels an Ärztinnen und Ärzten werden ab 24. März die Geburtenstation und die Gynäkologie im Landesklinikum Waidhofen an der Ybbs geschlossen. Man habe den Dienstplan nicht mehr erstellen können, weil Fachärzte und Fachärztinnen fehlen, heißt es von der Landesgesundheitsagentur. Ins Wackeln gerät aktuell auch die HNO-Abteilung des Landesklinikums Mistelbach. Innerhalb kurzer Zeit hat die Hälfte der Mediziner gekündigt, als mögliche Erklärung wird die Konkurrenz durch Gruppenpraxen gesehen.

Auf diese akuten Probleme in den Kliniken reagiere man zwar täglich, so Konrad Kogler, Vorstand der Landesgesundheitsagentur, bei einer Pressekonferenz am Donnerstag in St. Pölten. Um in Zukunft den Nachwuchs in der Ärzteschaft zu sichern, müsse man die Situation aber Schritt für Schritt bewerten, hieß es. Dazu gehöre im Rahmen des Fünf-Punkte-Plans des Landes, der im Sommer vorgestellt wurde, auch das Pilotprojekt rund um ein neues Karrieremodell für Oberärztinnen und Oberärzte. Zurzeit wird es unter anderem im Universitätsklinikum St. Pölten getestet – mehr dazu in Fünf Maßnahmen sollen Spitäler entlasten (noe.ORF.at; 7.7.2023).

Der Kern des Projekts beinhaltet die Aufteilung der Verantwortlichkeiten von Oberärzten. Bisher sei der Primar oder die Primaria in einer Abteilung für alle Verantwortlichkeiten zuständig gewesen, nun sollen zusätzliche Führungspositionen wie eine Geschäftsführende Oberärztin/ein Geschäftsführender Oberarzt, eine Leitende Oberärztin/ein Leitender Oberarzt und eine Funktions(ober)-ärztin/ein Funktions(ober)arzt für kleinere Teams getestet und etabliert werden.

Modell soll Dienstplanstabilität bringen

„Dieses Modell führt zu verbesserter Dienstplanstabilität, mehr Aufstiegschancen für die Medizinerinnen und Mediziner in einer Abteilung und mehr Zeit für Patientinnen und Patienten. Das Karrieremodell wird dieses Jahr getestet und evaluiert, sodass es 2025 in seiner bestmöglichen Variante umgesetzt werden kann“, erklärte Landesrat Ludwig Schleritzko (ÖVP).

Gleichzeitig soll das Modell dazu beitragen, die Motivation bei jungen Ärztinnen und Ärzten zu erhöhen, da durch die zusätzliche Verantwortung auch der Patientenkontakt gesteigert werde. „Wenn junge Kolleginnen und Kollegen praktisch arbeiten und etwa Operationen durchführen sowie Therapieplanungen erstellen dürfen, dann hebt das deren persönliche Wertvorstellung und stärkt die jeweilige Identifikation mit der Abteilung und mit dem Fach“, sagte Andreas Kölbl, Primar außer Dienst im Landesklinikum Horn, gegenüber noe.ORF.at.

Hörmann: „Spüren, dass mehr Patienten kommen“

Der Generationswechsel, der aufgrund der demographischen Entwicklung stattfände, bringe laufend Pensionierungen und somit den Verlust an erfahrenen Ärztinnen und Ärzten, hieß es bei dem Pressetermin. Um den Verlust besser auszugleichen und die diensthabenden Oberärzte zu entlasten, gebe es auch Mentoring-Programme an Klinikstandorten wie im Landesklinikum Horn. Dabei werden Ärztinnen und Ärzte aus der Pension geholt, um den Jungmedizinern für Ausbildungszwecke bereit zu stehen.

„Aber die Demographie führt nicht nur dazu, dass erfahrene Kolleginnen und Kollegen in Pension gehen, sondern auch, dass es mehr Patienten werden. Logischerweise: Je älter man wird, desto mehr Hilfe braucht man. Und wir spüren, dass mehr Patienten auf uns zukommen“, schilderte Christoph Hörmann, Primar im Universitätsklinikum St. Pölten die Situation im Spital.

Dabei stelle die zusätzliche Ausbildungszeit, die junge Ärzte oder Pfleger künftig haben, um sich in den Kliniken einzuarbeiten, eine weitere Maßnahme dar, um die erhoffte Entlastung in den Spitälern zu erreichen, hieß es. Immerhin beginne bei der Praxisausbildung bereits das Recruiting, ergänzte Maria Aichinger, Pflegedirektorin im Landesklinikum Neunkirchen.