Wirtschaft

Ortschefs drohen mit Kontoauflösungen

Nachdem die Raiffeisenbank Traisen-Gölsental angekündigt hat, sechs Filialen im Bezirk Lilienfeld zu schließen, kommt Widerstand von den betroffenen Bürgermeistern. In einem Brief fordern sie Lösungen, sonst wollen sie Gemeindekonten bei der Bank auflösen.

„Gier lässt uns weite Wege gehen“, heißt es auf der Unterschriftenliste in Anlehnung an das Motto von Raiffeisen „WIR lässt uns neue Wege gehen“. Seit wenigen Tagen liegen die Listen in allen sechs betroffenen Gemeinden auf. Unterschrieben haben bereits Hunderte verärgerte Bürgerinnen und Bürger. Mit der Aktion wollen sie vor allem Druck gegen die geplanten Filialschließungen machen. Die Listen liegen noch zwei Wochen in den Gemeinden auf, heißt es.

Unterstützung erhalten die Einheimischen von ihren Bürgermeistern, die in einem gemeinsamen, überparteilichen Brief „stellvertretend im Namen von etwa 20.000 Kundinnen und Kunden der Raiffeisenbank Traisen- und Gölsental“ binnen 14 Tagen die Einberufung einer Sitzung des Vorstandes und Aufsichtsrates fordern. Dabei wollen die Bürgermeister auf die aus ihrer Sicht fatalen Folgen einer Schließung aufmerksam machen.

Überparteilicher Appell

Im Brief, der von allen sechs Ortschefinnen und -chefs unterschrieben ist, appellieren sie an die Regionalbank, die Entscheidung zu revidieren. Zumindest die Bargeldversorgung mittels Bankomat müsse gesichert sein – und man betont: „Sollten die Filialschließungen weiterhin aufrecht bleiben, werden die Bürgermeister als Konsequenz alle Geschäfte mit der Raiffeisenbank beenden und die bestehenden Konten kündigen.“

„Wir werden alles schließen, wenn sich die Bank nicht bewegt“, ergänzte Christian Fischer (SPÖ), Bürgermeister von St. Veit. Weitere Schritte werde man untereinander akkordieren. Das Verhalten der Bank bezeichnete Rainhard Hagen (ÖVP), Bürgermeister von Kleinzell, als „Schlag ins Gesicht“ und „Schande für das Unternehmen“ – vor allem angesichts der Tradition der Regionalbank in den Gemeinden. „Es muss in jedem Ort zumindest einen Bankomaten geben“, forderte am Freitag auch SPÖ-Landesparteivorsitzender, Sven Hergovich.

Raiffeisen Filialen Schließung Traisen Gölsental
Privat

Mit Drohungen in Gespräche zu gehen, hält der Geschäftsleiter der Regionalbank, Roman Schlosser, „für nicht sehr konstruktiv“, den Brief der Bürgermeister habe er offiziell noch nicht bekommen. Trotzdem stellte er klar: Die geplanten Schließungen, die auch einstimmig beschlossen wurden, sind fix und werden nicht revidiert. „Wir sind uns bewusst, dass das auch Konsequenzen haben kann.“

Bank „um alternative Lösungen bemüht“

Man sei um alternative Lösungen bemüht und gesprächsbereit, versprach Schlosser. Das beinhalte etwa einen Bankomaten in Gemeinden oder Mobilitätsdienste, mit denen Kundinnen und Kunden zur nächsten Filiale gebracht werden. Derzeit stehe man mit allen Bürgermeistern im Dialog. Bei allem Verständnis hielt Schlosser fest: „Wie jede Gemeinde autonom entscheiden kann, erwarte ich mir, dass auch wir als Bank eigene Entscheidungen treffen dürfen.“

Die geplanten Schließungen in sechs Gemeinden im Bezirk Lilienfeld argumentierte Schlosser mit einer neuen Strategie: „Es geht um die Zukunft der Bank.“ Der Kundenkontakt verlagere sich immer weiter in den digitalen Raum, Filialen verlören an Bedeutung. Künftig sollen drei Kompetenzzentren in Lilienfeld, Wilhelmsburg und Hainfeld und ein ausgebautes digitales Angebot die Bankstellen ersetzen.