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Umwelt & Klima

Windkraft im Wald: Drei von fünf Orten dafür

Bei einer Volksbefragung zu Windkraftanlagen in fünf Orten im Bezirk Waidhofen an der Thaya haben sich die Gemeinden Waidhofen an der Thaya, Karlstein und Thaya für Windräder im Wald ausgesprochen, die Gemeinden Groß-Siegharts und Waidhofen an der Thaya-Land dagegen.

In fünf Waldviertler Gemeinden fand am Sonntagvormittag eine Volksbefragung über Windkraftanlagen im Wald statt. Die Volksbefragung war angesichts emotionaler Debatten im Vorfeld mit Spannung erwartet worden. Die Ergebnisse zeigen einen knappen Ausgang: So sprachen sich insgesamt 52,35 Prozent für die Windkraftprojekte aus, 47,66 Prozent dagegen.

Weil jede Gemeinde einzeln über die Windkraftanlagen auf ihrem Gemeindegebiet abstimmen ließ, wurden die Windradpläne nur in Waidhofen an der Thaya, Thaya und Karlstein von der Bevölkerung angenommen, in Groß-Siegharts und Waidhofen an der Thaya-Land wurden die Pläne abgelehnt.

13 von 18 Windrädern kommen

Grünes Licht gibt es damit für insgesamt 13 der geplanten 18 Windkraftanlagen, davon drei in Karlstein und fünf in der Marktgemeinde Thaya. Anders als vorgesehen sollen statt drei nun fünf Windräder in Waidhofen an der Thaya gebaut werden, bestätigt Bürgermeister Josef Ramharter (ÖVP) gegenüber noe.ORF.at. Die Stadtgemeinde Waidhofen an der Thaya und Groß-Siegharts teilen sich eine Windparkzone, da Groß-Siegharts dagegen stimmte, können nun zwei weitere Windräder auf Waidhofener Gemeindegebiet entstehen. Pläne für einen solchen Fall hatten die Bürgermeister im Vorfeld bereits angekündigt – mehr dazu in Waidhofener Orte vor der Windradwahl (noe.ORF.at; 10.2.2024).

Da die Wahlbeteiligung in allen Gemeinden über 50 Prozent lag, wird das Ergebnis von den Gemeinden als bindend angesehen. Insgesamt lag die Wahlbeteiligung bei 71,19 Prozent. Von 10.271 Wahlberechtigten gaben 7.312 eine gültige Stimme ab.

Abstimmung über Windkraft im Wald

Bei einer Volksbefragung zu Windkraftanlagen in fünf Orten im Bezirk Waidhofen an der Thaya haben sich die Gemeinden Waidhofen an der Thaya, Karlstein und Thaya für Windräder im Wald ausgesprochen, die Gemeinden Groß-Siegharts und Waidhofen an der Thaya-Land dagegen.

Gemeindeergebnisse im Detail

In Waidhofen an der Thaya stimmten 51,77 Prozent für die Errichtung von drei geplanten Windkraftanlagen im Wald. Dagegen stimmten 48,23 Prozent. Mittlerweile wurde die Zahl der geplanten Windräder auf fünf nach oben korrigiert, da Groß-Siegharts dagegen stimmte. Beide Orte befinden sich in derselben Windparkzone. Die Wahlbeteiligung betrug 64,87 Prozent.

In Thaya stimmten 60,5 Prozent für den Bau von fünf Windkraftanlagen auf dem Gemeindegebiet. 39,5 Prozent sprachen sich dagegen aus. Die Wahlbeteiligung in Thaya betrug 75,24 Prozent.

Karlstein stimmte mit einer Mehrheit von 58,57 Prozent für drei geplante Windräder im Wald. 41,43 Prozent sprachen sich dagegen aus, bei einer Wahlbeteiligung von 78,42 Prozent.

In Groß-Siegharts stimmte eine Mehrheit von 51,16 Prozent gegen die geplanten drei Windkraftanlagen, 48,84 Prozent waren dafür. Die Wahlbeteiligung betrug 70,60 Prozent.

Und in Waidhofen an der Thaya-Land stimmten 54,49 Prozent gegen vier geplante Anlagen, 45,51 Prozent stimmten dafür. Die Wahlbeteiligung lag mit 85,85 Prozent in Waidhofen an der Thaya-Land am höchsten.

Windkraft PK
ORF/Viktoria Waldhäusl
Grünen-Nationalratsabgeordneter Martin Litschauer (links) und Waidhofens ÖVP-Bürgermeister Josef Ramharter (dritter von links) warben gemeinsam für die Windkraft

„Arschknappes“ Ergebnis

Waidhofens Bürgemeister Ramharter zeigte sich in einer ersten Reaktion erfreut. „Es ist ein Ja für Windkraft, es ist ein Ja für Klimaschutz“, so Ramharter, der von einem „arschknappen“ Ergebnis sprach. Es sei nun entscheidend, die skeptischen Bürgerinnen und Bürger „ins Boot zu holen.“ Ähnlich äußerten sich die Bürgermeister der Pro-Windkraft-Gemeinden Thaya und Karlstein. „Windräder werden wohl in der Zukunft zu unserer Umgebung gehören, und wir werden darauf achten müssen, dass diese Entwicklung trotzdem verträglich passiert“, so der Karlsteiner Bürgermeister Siegried Walch (ÖVP).

Die Bürgermeister von Groß-Siegharts, Ulrich Achleitner, und Waidhofen an der Thaya-Land, Christian Drucker (beide ÖVP), bedauerten das negative Votum in ihren Gemeinden. Beide Bürgermeister hatten zuvor stark für die Windkraft geworben. „Damit ist die Energiewende in unserer Gemeinde leider Gottes nicht geglückt“, bedauerte Drucker. Man freue sich jedoch, dass andere Gemeinden im Bezirk zur Energiewende beitragen können, so Achleitner.

Krismer: „Sieg für die Vernunft“

Die Klubobfrau der Grünen im niederösterreichischen Landtag, Helga Krismer, nannte das Ergebnis einen „Sieg für die Vernunft in Bezug auf die Energiewende“. Krismer erneuerte ihr Bekenntnis für den Ausbau der erneuerbaren Energien in Niederösterreich, um Energieimporte aus dem Ausland zu verringern. „Strom aus Wind und Sonne sind unser einzig wirksames Mittel gegen neue Atomkraftwerke in Grenznähe“, so Krismer.

Neos werten die Ergebnisse als „gutes Zeichen“, dass sich die Mehrheit „für den Weg in eine erneuerbare Energiezukunft“ ausspricht. Windräder seien Freiheitsenergien, „die unsere Versorgung sichern und uns unabhängig von teuren Energieimporten aus dem Ausland, allen voran Russland, machen“, sagt Umweltsprecherin Edith Kollermann. Wichtig sei aber auch, „dass jene Menschen ernst genommen werden, die im Rahmen der Volksbefragung ihre Bedenken geäußert haben“.

„Klares Zeichen an die Politik“

„Das Ergebnis zeigt wieder einmal deutlich, wie positiv die Windkraft von der Bevölkerung gesehen wird“, interpretierte Stefan Moidl, Geschäftsführer der IG Windkraft, die Volksbefragung: „Das ist ein klares Zeichen an die Politik, sich stärker für einen raschen Ausbau der Windkraft einzusetzen, und ein klares Zeichen gegen den Atomstrom aus dem Ausland“, forderte Moidl.

Ebenfalls erfreut zeigte man sich seitens der Betreiberfirma W.E.B. „Wir freuen uns über das klare Ja in Karlstein, Thaya und Waidhofen-Stadt und bedanken uns bei allen Bürgerinnen und Bürgern, die sich für die Windkraft und damit für zukunftsfähigen, sauberen Strom aus der Region entschieden haben“, so Arnold Kainz, Leiter der Projektentwicklung Österreich der W.E.B., in einer Aussendung.