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Innenstädte kämpfen gegen hohen Leerstand

Rückläufige Geschäftsflächen und hoher Leerstand beherrschen die meisten Städte in Niederösterreich, wie eine aktuelle Erhebung des Handelsverbands zeigt. In Wiener Neustadt und Baden versucht man Anreize für Betriebe zu schaffen und Standorte zu attraktivieren.

Spazieren, flanieren und gustieren hieß es am Samstag in vorösterlicher Stimmung in Wiener Neustadt. Dutzende Leute tummelten sich beim Markt, anders sah es dagegen in den Seitenstraßen aus. Nur wenige Menschen verirrten sich durch die Gassen, die sich vom Hauptplatz in alle Richtungen erstrecken, wie ein Lokalaugenschein von noe.ORF.at zeigt. Dutzende Leerstände herrschen etwa in der Wiener Straße und der Neunkirchner Straße.

Karin Maijerhofer aus Wiener Neustadt frag sich, woran das liegt: „Vielleicht sind die Mieten zu hoch oder es wird schlecht beworben. Ich bin auf jeden Fall sehr traurig, dass ein Geschäft nach dem anderen zusperrt.“ Anrainerin Andrea Pilles wünscht sich hingehen einen stärkeren Branchenmix: „Es gibt immer nur Essen, Trinken und Fortgehen. Es fehlt mir ein Geschirr- oder ein Heimwerkergeschäft. Man könnte sich mal darum kümmern, dass es Mieten gibt, die man sich als Geschäftsfrau oder Geschäftsmann leisten kann.“

Shopflächen werden zu Arztpraxen

Trotz Bemühungen, die Situation zu verbessern, und einer besseren Quote als vergangenes Jahr, hat Wiener Neustadt mit 10,1 Prozent immer noch die zweithöchste Leerstandsquote aller untersuchten Städte in Österreich. Wirtschaftliche Anreize wie eine Ansiedlungsprämie für Firmen hinterließen zwar Spuren – 30 Betriebe hätten laut Stadt bisher profitiert. Das Problem besteht aber weiter. Die Stadt konzentriert sich nun, Büros und Arztpraxen anzuziehen, um mehr Kunden für die leeren Geschäftsflächen zu gewinnen.

Generell wolle man aber die positive Tendenz, die Wiener Neustadt laut der Studie bescheinigt wurde, weiterverfolgen, sagte Magistratsdirektor Markus Biffl gegenüber noe.ORF.at. Neben der Ansiedlungsprämie plant die Stadt, sich an einer Aktion mit Innenstadtgutschein mit 200.000 Euro zu beteiligen, um die Kaufkraftstärke in die Innenstadt hereinzubringen, heißt es.

Dass die Probleme mit den Ansiedelungen womöglich mit hohen Mietpreisen zu tun habe, sehe man nicht als Hauptgrund für die hohe Leerstandsquote. „Die Mieten in Wiener Neustadt sind nicht so hoch, aber generell ist es herausfordernd für jemanden, der Interesse an den Lokalen hat, das Lokal ordnungsgemäß zu adaptieren. Zudem ist der Verlust an großen Geschäften wie der Drogerie Müller natürlich für eine Stadt wie unsere herausfordernd. Wir erwarten durch den Neubau aber eine Verbesserung“, so Biffl.

Attraktivere Standorte durch Begrünung

Beim zweiten Lokalaugenschein von noe.ORF.at in Baden fielen Leerstände insbesondere in der Unteren Wassergasse auf. Generell verzeichnet Baden laut der Studie durch Filialschließungen aktuell zwar mehr Leerstände, aber traditionell weise die Kurstadt immer eine unterdurchschnittliche Quote auf.

„Ich finde Baden ist noch immer relativ gut mit den Geschäften“, meint Franz Schopf aus Baden: „Also wenn man sich den Hauptplatz anschaut, da gibt’s einiges und ich glaube, je weiter man sich aus der Stadt wegbewegt, desto schwieriger wird es.“ Christian Schröfl aus Ebreichsdorf (Bezirk Baden) vermisst branchenspezifische Geschäfte: „Die Fachgeschäfte werden weniger, davon sollten wir mehr haben.“

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Baden will auf Beschattung und Begrünung setzen sowie den Gehweg verbreitern, um den Standort attraktiver zu machen, ansonsten habe man aber die meisten Leerstände bereits wieder vermietet. Viele leere Geschäftslokale seien auch zurzeit im Umbau und mit Mietern, die ihre Lokale nicht vermieten wollen, sei man in Gesprächen, erklärt Wirtschaftsstadträtin Petra Haslinger (ÖVP).

Große Pleiten liefern hohe Leerstandsquoten

Generell liegt die Leerstandsquote in Niederösterreich bei 5,1 Prozent und damit leicht über dem Österreich-Durchschnitt von 4,9 Prozent. Seit vergangenem Jahr ist die Quote leicht gestiegen. Schuld daran seien auch große Firmenpleiten, erklärte Roman Schwarzenecker von der Beratungsgesellschaft „Standort + Markt“.

„Das ist natürlich ein Hauptgrund, denn die großen Firmen und Filialketten verfügen eben über große Flächen. Und wenn ein großer Filialist schließt, dann merkt man die Auswirkungen in kleineren Städten natürlich viel deutlicher als jetzt bei großen Geschäftsstraßen wie bei der Mariahilfer Straße in Wien“, erklärt Schwarzenecker.