Rapid-Pfarrer und Stripfing-Obmann Christoph Pelczar
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SV Stripfing: Not macht erfinderisch

Fußball-Zweitligist Stripfing läuft beim Bau der für die 2. Liga nötigen Infrastruktur die Zeit davon. Um ohne eigene Heimstätte nächstes Jahr eine Lizenz zu erhalten, steht ein Umzug nach Deutsch-Wagram bevor. Heimspiele sollen künftig in der Generali-Arena stattfinden.

„Rapidpfarrer“ und SV Stripfing-Obmann Christoph Pelczar ist in diesen Tagen nicht zu beneiden. Erst seit rund einem Monat bei den Weinviertlern im Amt, steht er bereits jetzt vor großen Herausforderungen, was die Zukunft des Aufsteigers betrifft.

Da der geplante Umbau der Heimanlage weiter nur langsam ins Rollen kommt, sind im Lizenzierungsverfahren der Bundesliga für die kommende Saison kreative Lösungen gefragt. Und eine davon ist, die Generali-Arena von Kooperationsklub Austria Wien als neues Heimstadion zu nennen. Dafür darf laut Statuten der Vereinshauptsitz allerdings maximal 20 Kilometer entfernt sein, was eine neue Geschäftsstelle in Deutsch-Wagram (Bezirk Gänserndorf) ins Spiel bringt.

Was es für den Umzug der Stripfinger braucht, was das für das Image des Klubs bedeutet und welchen Stellenwert Stripfing als Heimatort für den Verein spielt, erklärt Obmann Christoph Pelczar im Gespräch mit noe.ORF.at.

noe.ORF.at: Sie sind seit wenigen Wochen im Amt und schon mit großen Baustellen konfrontiert, obwohl die Bagger für den geplanten Umbau auf sich warten lassen. War Ihnen bewusst, worauf Sie sich einlassen?

Christoph Pelczar: Ich habe damit gerechnet, dass es nicht einfach wird und das war auch der Grund, warum ich zugesagt habe. Wenn genug Geld und Ressourcen da sind, will so ein Amt jeder bekleiden. Wenn es aber nur einzelne Stücke gibt, die passen, wird es herausfordernd. Dem stelle ich mich im Wissen, dass es in Stripfing möglich ist, etwas Gutes herauszuholen. Allerdings immer unter dem Motto „Genügsamkeit“. Sei zufrieden mit dem, was Du hast, aber arbeite auch an dem, was möglich ist.

noe.ORF.at: Wie steht es um die Möglichkeiten, dass Stripfing nach Deutsch-Wagram übersiedelt und in der Generali Arena seine Heimspiele austrägt? Machen Sie sich Sorgen um die seriöse Außendarstellung des Vereins?

Pelczar: Es gibt eine rechtliche Grundlage und wir haben genug Kreativität, um uns Zeit zu verschaffen, unsere Hausaufgaben zu erledigen. Und die sind der Bau unserer eigenen Spielstätte. Das hat oberste Priorität. Es geht nicht um Umzüge, sondern darum, dass Stripfing auch in Stripfing spielen soll. Wir arbeiten sehr intensiv daran und sobald der Umbau abgeschlossen und von der Bundesliga für gut befunden wird, kehren wir wieder zurück.

HORN,AUSTRIA,15.MAR.24 – SOCCER – ADMIRAL 2. Liga, SV Horn vs SV Stripfing. Image shows the team of Stripfing. Photo: GEPA pictures/ Walter Luger
GEPA pictures/ Walter Luger
Zusammenhalt ist gefragt: Zur unsicheren Lizenzsituation kamen zuletzt auch sportlich sechs Niederlagen in Folge in der Liga

Eine Übergangslösung mit der Austria ist nicht unfair, sondern nur einer der kreativen Wege, die wir gefunden haben und umsetzen möchten. Wenn wir versuchen, als SV Stripfing gemeinsam an einem Strang zu ziehen und unsere Werte und soziale Kompetenzen in die Gesellschaft zu transportieren, dann werden auch Menschen, die jetzt vielleicht noch nicht überzeugt sind, bereit sein, dieses Projekt mitzutragen.

noe.ORF.at: Wie zuversichtlich sind Sie, dass Stripfing die Lizenz unter den aktuellen Voraussetzungen für nächstes Jahr erhält?

Pelczar: Ich mache mir keine Sorgen. Auch deshalb, weil ich die Bundesliga bisher als entgegenkommend erlebe. Stripfing ist ein regionales Projekt und wir haben in der Region 105.000 Menschen und viele kleine Fußballvereine und Schulen, mit denen wir kooperieren wollen. Gott hat die Welt in sechs Tagen erschaffen und alle erwarten von mir, dass ich einen Bundesligisten an einem Tag formen kann. So etwas geht nicht von heute auf morgen.

noe.ORF.at: Am Donnerstag kommt es zu einer außerordentlichen Generalversammlung im Verein, bei der etwa über den übergangsmäßigen Umzug nach Deutsch-Wagram abgestimmt wird. Was erwarten Sie sich?

Pelczar: Es wird über unsere Zukunft entschieden und zuallererst wollen wir für ein ehrliches Miteinander sorgen. Ich will einen Masterplan vorstellen, neue Arbeitsgremien finden, um die komplexen Aufgaben im Verein aufzuteilen, und gemeinsam ein Leitbild entwickeln. Das geht nur mit Begeisterung und Überzeugung und ich erhoffe mir, die nötige Zweidrittelmehrheit gemäß unserer Vereinsstatuten zu erreichen.