Klimaschutzzentrum Sigmundsherberg
APA/CHRISTOPHER ECKL
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Wirtschaft

Europäisches Klimapilotprojekt in Betrieb

In Sigmundsherberg (Bezirk Horn) ist am Freitag das europaweit erste Klimaschutz-Ausbildungszentrum offiziell eröffnet worden. Jobsuchende sollen sich dort für die Bereiche Technik und Energiewende qualifizieren können.

Bereits seit Jänner werden in Sigmundsherberg 250 Ausbildungs-Möglichkeiten für Jobsuchende sowie Kooperationspartner aus der Wirtschaft angeboten. Ein eigener Infopoint mit den Schwerpunkten Klimaschutz und Erneuerbare Energien ist zusätzlich zum Schulungsangebot im Haus angesiedelt, er gilt als „Herzstück“ des Projekts. 67 Personen, unter ihnen 24 Frauen, werden aktuell im Waldviertel ausgebildet.

Der neue Komplex mit einer Fläche von 5.500 Quadratmetern wurde am bisherigen Standort des Beruflichen Bildungszentrums (BBZ) errichtet. Mit der Umsetzung des Um- und Ausbaus wurde als ehemaliger BBZ-Betreiber das bfi NÖ beauftragt, das nun im neuen Zentrum den laufenden Schulungsbetrieb organisiert. Der Spatenstich ist im September 2022 erfolgt, die Investitionskosten von 6,4 Millionen Euro wurden zur Gänze vom AMS NÖ getragen.

Fachkräfte aus elf Lehrberufen

Angeboten wird eine Fachkräftequalifizierung in elf Lehrberufen in den Bereichen Elektro-, Kälteanlagen-, Metall-, Installations-, Gebäude- und Heizungstechnik. Dazu kommen Weiterbildungsmöglichkeiten für 22 Fachbereiche, etwa Erneuerbare Energie und Automatisierungstechnik.

Montage von PV Paneelen
ORF
Im Ausbildungszentrum sollen unter anderem Elektriker für die Montage für Photovoltaik-Anlagen ausgebildet werden

Alle Schulungsteilnehmer absolvieren als Einstiegsmodul den sogenannten Energieführerschein. Die Themen Klima und Nachhaltigkeit sind in sämtlichen Ausbildungsvarianten vertreten. Am Ende erhalten die Teilnehmer ein Zertifikat. Die angebotenen Lehrabschlüsse erfolgen in der Regel nach 15 bis 22 Monaten.

Laut AMS-Landeschefin Sandra Kern werden die in Sigmundsherberg ausgebildeten Personen am Jobmarkt dringend benötigt. Sie verwies in einer Pressekonferenz darauf, dass die Nachfrage nach Arbeitskräften in klimarelevanten Berufen österreichweit in den letzten fünf Jahren um 38 Prozent gestiegen sei – in Niederösterreich gar um 68 Prozent. Für Jobsuchende, junge Menschen und vor allem Frauen würden sich „ganz viele Chancen und Möglichkeiten“ für einen beruflichen Neuanfang ergeben, so Kern.

Meilenstein der Qualifizierung

Auch Markus Wieser, Präsident der Arbeiterkammer Niederösterreich, hob die hohe Nachfrage nach Green Jobs hervor. Das nun abgeschlossene Projekt sei in dem Zusammenhang bereits auch „europäisch aufgeschlagen“ und habe auf dieser Ebene für entsprechendes Interesse gesorgt. Geboten werde nunmehr eine „hochmoderne Ausbildung“, es sei ein „Meilenstein der Qualifizierung“.

Christian Farthofer, Vorstandsvorsitzender des bfi NÖ, bezeichnete die Einrichtung als ein aus „der Notwendigkeit einer Adaptierung und Renovierung“ des Bestandsobjekts hervorgegangenes Projekt. Für das Waldviertel und die Region sei es „ein ganz besonderes Highlight“, der Standort sei auch für die nächste Jahre und Jahrzehnte abgesichert.

„Vorbild für ganz Europa“

Im Anschluss an die Pressekonferenz stand eine Festveranstaltung samt feierlicher Eröffnung des Ausbildungszentrums auf dem Plan. Es müsse bewusst sein, dass „Klimawandel und Energiewende die größten Herausforderungen für unsere, aber auch die nächste Generation sind“, sagte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP). „Die Eröffnung des Klimaschutz-Ausbildungszentrums als Kompetenzzentrum in diesen Bereichen ist Vorbild für ganz Europa.“

Klimaschutzzentrum Sigmundsherberg Eröffnung
ORF/Werner Fetz
Am Freitag wurde das Klimaschutz-Ausbildungszentrum in Sigmundsherberg offiziell eröffnet

Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) betonte den dringenden Bedarf an Fachkräften, „um die Klimawende zu schaffen.“ Umso wichtiger sei es, in der Arbeitsmarktpolitik genug Mittel und Investitionen zu haben, „aber auch zu schauen, wie wir möglichst viele Menschen in Österreich, die keine Ausbildung über den Pflichtschulabschluss hinaus haben, qualifizieren“. „Wir freuen uns, dass auch die Windbranche von dem Ausbildungszentrum profitieren wird“, reagierte Fritz Herzog, Obmann der IG Windkraft.

Als Abschluss der Eröffnung steht am Samstag ein Tag der offenen Tür an. Dafür hat sich auch Landesrat und SPÖ-Landesparteivorsitzender Sven Hergovich angekündigt, der in seiner früheren Funktion als Landesgeschäftsführer des AMS NÖ einer der Initiatoren des Projekts war. „Das Klimaschutz-Ausbildungszentrum wird ein Vorreiter der Ausbildung in den Bereichen erneuerbarer Energie, umweltbezogener Gebäudetechnik und moderner, energieeffizienter Haustechnologie sein“, so Hergovich in einer Aussendung von Freitag.