Es ist das größte Entsiegelungsprojekt Österreichs. In Tulln wird eine 8.000 Quadratmeter große Fläche beim Rathaus umgestaltet. Der Platz soll ein attraktiver Lebensraum für die Bevölkerung werden. Die Fläche wird nach dem Umbau zu 93 Prozent versickerungsoffen sein, daher kann nahezu der gesamte Regen ins Erdreich gelangen.
„Früher war der Platz im Sommer eine Hitzeinsel mit bis zu 40 Grad und mehr“, erinnert sich Bürgermeister Peter Eisenschenk (ÖVP) im Gespräch mit noe.ORF.at – künftig soll es einen höheren Erholungswert geben. Schon jetzt gilt Tulln als Vorzeigebeispiel für Stadtplanung im Zusammenhang mit dem Klimaschutz – mehr dazu in Grün statt Autos: Start für neuen Platz in Tulln (noe.ORF.at; 2.5.2924).
Entsiegelung nicht die wichtigste Strategie
Doch wie viel bringt eine Entsiegelung, wenn es österreichweit nach wie vor keine Obergrenze für den Bodenverbrauch gibt? „Entsiegelung ist nicht die wichtigste Strategie, wenn wir über Flächenverbrauch sprechen“, meint Gernot Stöglehner, Leiter des Instituts für Raumplanung an der BOKU Wien. Wichtiger ist aus seiner Sicht der Bodenschutz selbst. Zudem sei jedes Entsiegelungsprojekt mit hohen Kosten verbunden.
Unabhängig davon lobt Stöglehner die Idee des Rückbaus in Tulln und den Mut, die Zahl der Parkplätze zu reduzieren. „In Österreich sind bisher eher wenige Entsiegelungsprojekte im urbanen Raum vorhanden. Die Umsetzung in Tulln ist vorbildlich und wichtig für die Stadtplanung der Zukunft im Hinblick auf den Klimawandel.“
Fokus auf hohe Artenvielfalt
Die Bauarbeiten am Nibelungenplatz sind jetzt im Finale. Sportgeräte sind teilweise schon vorhanden, eine Outdoor-Bar ist in Entstehung. 38 Bäume werden für Beschattung sorgen und rund 17.000 Pflanzen für ein angenehmes Klima, darunter Rosen, Glockenblumen, Hortensien und Ziergräser wie Chinaschilf.
„Wichtig war uns eine hohe Artenvielfalt an Blütenpflanzen“, erzählt Stadtgärtner Mario Jaglarz beim Lokalaugenschein. Vor allem Blumenbeete sind ein wertvoller Lebensraum für viele blütenbesuchende Insekten wie Wildbienen, Hummeln und Schmetterlinge. Die Eröffnung des Nibelungenplatzes ist Ende Juni geplant.