Seit Wochen ist ein kurzer Abschnitt der B45 in Watzelsdorf immer wieder gesperrt, „aus Gründen der Verkehrssicherheit“, heißt es von der Straßenbauabteilung Hollabrunn. Erst kürzlich ist auf dieser Strecke wieder ein unter der Straße liegender Weinkeller eingebrochen. In der Vergangenheit dürfte es zu Verbrüchen von Erdreich in bestehende Hohlräume gekommen sein, die bis zu neun Meter tief unter der Straße und den angrenzenden Kellergebäuden liegen.
Ein Grund dafür sind alte Weinkeller, die durch den Strukturwandel im Weinbau nicht mehr gebraucht werden. „Wenn keine Belüftung mehr besteht, weil der Weinkeller nicht mehr genutzt wird, oder Kleintiere eine Höhle graben, ist diese Durchfeuchtung beziehungsweise der Wassereintritt ein großes Problem“, sagte Rainer Irschik, Leiter der Abteilung Landesstraßenbau und -verwaltung des Landes.
Keine genauen Pläne der Weinkeller
Eine weitere Herausforderung: Es gibt keine detaillierten Pläne darüber, wie die Weinkeller verlaufen und unter welchen Straßen sich diese befinden. „Die Besitzer der Keller wissen teilweise gar nicht mehr, wo sich diese befinden, weil sie vielleicht der Urururgroßvater errichtet hat“, sagte Josef Kahrer, der Ortsvorsteher von Watzelsdorf.
Über die Generationen hinweg wurden die Keller oft einfach vergessen. Sie sind teilweise zu einer Zeit errichtet worden, als noch Pferdekutschen unterwegs waren. Der heutige Schwerverkehr belastet die Straßen zusätzlich. Nun versucht man, die Keller mit Hilfe von Georadarmessungen zu detektieren, erzählte Irschik.
Gesamter Hang bewegt sich
Bei einer Begehung vergangene Woche stellten Sachverständige außerdem fest, dass sich der gesamte Hang an der betroffenen Stelle in Watzelsdorf bewegt. In Verbindung mit der maroden Kellersubstanz führt das zu „problematischen Verformungen und Rissen in den Kellergewölben“, hieß es in einer Aussendung.
In Watzelsdorf wird derzeit noch untersucht, wie gegen die Hangrutschung vorgegangen werden kann – auch die umliegenden Häuser haben breite Risse in den Fassaden. Offen ist derzeit noch, ob die entstandenen Schäden von den Anrainerinnen und Anrainern selbst getragen werden müssen. Wann die B45 wieder freigegeben werden kann, wird ebenfalls derzeit noch eruiert.
Immer wieder Orte im Weinviertel betroffen
Damit ist Watzelsdorf aber nicht der einzige Ort, der mit kaputten Straßen aufgrund von alten Weinkellern kämpft. Grundsätzlich ist die Thematik in der Gegend bekannt: Ein- bis zweimal pro Jahr müsse man laut Straßenbauabteilung im Weinviertel ausrücken, um durch alte Weinkeller entstandene Hohlräume wieder aufzufüllen.
Metergroße Löcher im Siedlungsgebiet gab es vor drei Jahren auch in Palterndorf (Bezirk Gänserndorf) – mehr dazu in Rohrbruch: Löcher wachsen weiter (noe.ORF.at; 17.2.2021). Damals mussten einige Bewohnerinnen und Bewohner sogar für ein paar Wochen ihre Häuser verlassen, weil ein Wasserrohrbruch in Kombination mit den Kellergemäuern die Gefahr für weitere Einstürze deutlich erhöhte.