Es hat sich viel getan in den vergangenen zwei Jahren in der Region Wiener Neustadt. 2022 war von den Grundwasserseen in der Stadt nicht mehr viel übrig, sie glichen einer Schotterwüste – mehr dazu in Wiener Neustädter Seen geht das Wasser aus (noe.ORF.at; 23.04.2022). Mittlerweile hat sich die Lage entspannt. Aufgrund der Niederschläge ist der Grundwasserspiegel in der Region wieder um viereinhalb Meter angestiegen.
Das sorgt für Aufatmen bei den Anrainerinnen und Anrainern, etwa jenen des Anemonensees (Foto oben). Viele entschieden sich wegen des Sees dafür, dort eine Wohnung zu mieten oder zu kaufen. Umso größer war dann die Enttäuschung, als der See fast verschwunden war. Die Genossenschaft baggerte den See damals aus, um ihn vor dem kompletten Austrocknen zu retten. Jetzt sieht er wieder einladend aus, meint etwa Anrainerin Andrea Mersol. „Es ist ein wunderbares Platzterl, ich lebe gern da.“
„Es hat ausgesehen wie in der Sahara“
„Hier hat es ausgesehen wie in der Sahara“, erinnert sich auch Aleksander Dzajic, Anrainer des einige hundert Meter entfernten Föhrensees, zurück. „Die Leute haben viel Kohle für die Grundstücke am See bezahlt, das war dann natürlich besonders ärgerlich, dass sie keinen See mehr hatten.“ Mittlerweile sieht es auch dort wieder ganz anders aus.
Und auch am öffentlich zugänglichen Achtersee hat sich die Lage inzwischen entspannt – zumindest einigermaßen. Im vergangenen Jahr wurde er sogar eingezäunt, weil die Gemeinde das Baden im See aufgrund des niedrigen Wasserstandes für zu gefährlich beurteilte – mehr dazu in Zu wenig Wasser: Achtersee wird eingezäunt (noe.ORF.at; 03.05.2023).
Schutzzaun beim Achtersee teilweise wieder entfernt
Nun wurde der Schutzzaun von der Stadt bereits teilweise wieder entfernt. Im Beachclub nebenan bereitet man sich für die Saisoneröffnung Anfang Mai vor. Auch dort freut mich sich über die „Rückkehr“ des Wassers, sagt Agron Meruri, der Betriebsleiter des Lokals.
„Die Liegebetten vor unserem Lokal haben wir letztes Jahr fast überhaupt nicht verkauft. Wir sind ein Beachclub im Ibiza-Style, ohne See ist das natürlich nicht so attraktiv für die Leute“, so der Gastronomiemitarbeiter. „Der See war immer ein Paradies für die Kinder, ich bin glücklich, dass wieder Wasser drin ist“, ergänzt Maria-Melva Llapa De Vacha, die unweit des Achtersees lebt.
Grundwasser immer noch unter langjährigem Mittelwert
Obwohl sich die Lage gebessert hat, liegt man in Wiener Neustadt aber immer noch unter dem langjährigen Mittelwert. Dem Grundwasser fehlen noch zwei bis zweieinhalb Meter. Schwankungen seien aber grundsätzlich nicht ungewöhnlich. Diese habe es auch in der Vergangenheit immer wieder gegeben, sagt Martin Angelmaier, Leiter der Abteilung Wasserwirtschaft des Landes Niederösterreich.
„Generell gehen wir davon aus, dass Extremwerte und Extremwetterereignisse bedingt durch den Klimawandel zukünftig häufiger vorkommen werden“, so der Experte. Daher wurden auch die Wasserreserven in der Region genauer unter die Lupe genommen.
„Da zeigt sich, dass die meisten großen Wasserversorger im südlichen Wiener Becken noch gute Reserven haben, weil sie so tief in den Grundwasserkörper eingebunden sind, dass sie auch bei noch niedrigeren Grundwasserspiegeln sicher Trinkwasser zur Verfügung stellen können“, erläutert Angelmaier.